KI macht Messen und Konferenzen nicht überflüssig, sondern besser
Seit dem Marktstart von ChatGPT kennt die Euphorie über die Möglichkeiten der Künstlichen Intelligenz keine Grenzen mehr. Die innovative Technologie durchpflügt eine Branche nach der anderen. Wird es etwa persönliche Treffen auf Events und Konferenzen bald nicht mehr geben? Larissa Steinbaecker, Co-CEO beim Eventspezialisten Proske GmbH aus München, sieht kein Gegeneinander von KI und Konferenzen, sondern künftige Win-wins.
Seit dem 30. November 2022 – dem Marktstart von ChatGPT – scheint die Welt eine andere zu sein. Was bedeutet der Siegeszug der Künstlichen Intelligenz für die sehr menschliche Welt von Events und Konferenzen?
Es ist völlig unstrittig: KI und im Besonderen ChatGPT wird auch die Welt der Events und Konferenzen nachhaltige verändern. Ich sehe dabei vor allem drei zentrale Entwicklungen: Erstens sollten wir prüfen, wie wir mithilfe von KI das Kundenerlebnis während einer Veranstaltung verbessern und zugleich das Engagement erhöhen können. Wir bei Proske haben zum Beispiel schon Grafik-KI-Anwendungen im Einsatz, um die individuellen Antworten aller Teilnehmerinnen und Teilnehmer in einer Bildwelt für alle sichtbar zu machen. Zweitens kann uns KI dabei helfen, Tools zu entwickeln, um zum Beispiel die Relevanz der Inhalte durch automatisierte Personalisierung zu steigern. Bestes Beispiel dafür ist unser Mediaflix. Dabei werden Videoinhalte gezielt zu den Interessen der Teilnehmenden ausgespielt. Und drittens sollten wir prüfen, welche KI-Tools uns in der Branche dabei helfen, die Effizienz von Meetings zu steigern und so am Ende unsere Produktivität und den Return on Investment zu erhöhen.
Nochmals zugespitzt gefragt: Ist KI damit der Tod auf Raten für Begegnungsformate etwa auf Messen, wie wir sie bis dato kannten, oder vielmehr erst der Gamechanger für ganz neue Geschäftsmodelle?
KI wird menschliche Interaktion in keinem Fall ersetzen können. Der reale Austausch auf Veranstaltungen ist ein wesentlicher Bestandteil des Networking, des Erfahrungsaustauschs und des Lernens. KI kann aber in jedem Fall dazu beitragen, diese Erfahrungen zu verbessern oder vor, während und nach einer Veranstaltung effizienter zu gestalten. Wer sich den neuen Technologien verschließt, wird den Anschluss verpassen und mittelfristig wahrscheinlich nicht wettbewerbsfähig sein.
Wie und wo setzen Sie KI-Tools bei Ihren Event- und Kongressformaten ganz konkret ein? Und wo bereits bei der Anwendung im Unternehmen Proske selbst?
Der Einsatz ist wirklich extrem vielseitig. Ich nenne Ihnen gern ein paar Beispiele: Da ist zum einen das bereits anfangs erwähnte Feature "Mediaflix". Wir haben es eigens entwickelt, um jedem Teilnehmer und jeder Teilnehmerin genau die personalisierten Inhalte auszuspielen, die für ihn oder sie von Relevanz sind. Außerdem setzen wir bereits bei automatischen Übersetzungen sowie beim Matchmaking bei virtuellen und Face-to-Face-Veranstaltungen auf die smarte Logik der KI. Grafik-KI kommt bei uns schon jetzt für virtuelle Hintergründe, aber auch als Tool zur anschaulichen Gruppenarbeit bei Workshops oder Kick-off-Meetings zum Einsatz.
Einen Schwerpunkt Ihrer Arbeit bildet das Ziel, rundum nachhaltige und letztlich sogar klimaneutrale Events zu organisieren. In welcher Weise kann Sie gerade Künstliche Intelligenz auf dem Weg zu diesem Ziel unterstützen?
Innovation und Technologie passen hervorragend zum Ziel nachhaltiger Events. Nicht nur durch unsere virtuelle Plattform magnid, sondern auch durch strategische Partnerschaften mit nachhaltigen Technologieunternehmen wie Troop Travel nutzt Proske innovative Technologien, um ökonomisch und ökologisch sinnvoll zu handeln. Durch das Optimieren von Prozessen reduzieren wir nachweislich den CO2-Fußabdruck von Konferenzen.
Große Hoffnungen verbinden Sie und viele weitere Unternehmen mit dem Metaverse. Wie genau sehen Ihre Pläne und Projekte in diesem Zusammenhang aus?
Wir sehen das Metaverse als digitale Evolution von Meetings und Events. Es ermöglicht auf digitalem Weg die Überbrückung von räumlichen Distanzen und schafft damit Nähe. Das ist ein großer, bahnbrechender Unterschied zu Videokonferenzlösungen, bei denen nur Bild und Sprache zählen, jedoch keine Gestik, Räumlichkeit oder Gestaltungsmöglichkeiten mit Avataren. Ein Mehrwert besteht auch darin, dass diese Form von Interaktion die Möglichkeit bietet, ablenkungsfrei neue Technologien zu integrieren und eine dauerhafte Speicherung von Informationen zu gewährleisten. Wir arbeiten bereits an Piloten für unsere Kunden sowie an Partnerschaften mit geeigneten Anbietern, wie zum Beispiel Arthur. Unseren Mehrwert sehen wir dabei vor allem in der Beratung und Konzeption der Veranstaltungen. Nicht jedes Format funktioniert im Metaverse. Die Technologie entwickelt sich derzeit rasant und wir leiten unsere Kunden durch den Technik-Dschungel.