10 Tipps auf dem Weg zum Angel Investment
Der deutsche Business-Angels-Markt ist bunt und vielfältig, weit verzweigt und heterogen. Damit ist er für Start-ups auf der Suche nach Business Angels Kapital nur schwer zu durchschauen. Wie tritt man als junges Unternehmen mit einem Business Angel in Kontakt, wie erreicht man den Markt? Was ist zu beachten? Welche Fehler sollte man vermeiden, was darf man nicht vergessen? Wie schützt man sich vor Business Devils und Trittbettfahrern?
BAND (Business Angels Netzwerk Deutschland e.V.) stellt deshalb 10 Tipps auf dem Weg zum Business Angel zur Verfügung.
1. Bereite dich optimal vor!
Voraussetzung für die Erstansprache eines Business Angels ist ein von seiner Idee begeistertes Gründerteam, das seinen Zielmarkt fest im Blick hat, weiß, wo seine Kunden sind und womit es Geld verdienen will. Patente sollten beantragt, eventuelle Prototypen erstellt sein, Marketing- und Vertriebspartner angesprochen sein. Gründer sollten sich genau überlegt haben, was sie von ihrem Business Angel erwarten. Dass darüber hinaus ein vollständiger (am besten ein durch die erfolgreiche Teilnahme an einem einschlägigen Businessplan Wettbewerb „geadelter“) Businessplan vorhanden sein sollte, versteht sich von selbst.
2. Wähle den richtigen Zeitpunkt!
Das ist manchmal leichter gesagt als getan, aber es gilt: wer zu früh und schlecht vorbereitet Kontakt zu Business Angels sucht, läuft Gefahr, „verbrannt“ zu werden. Angel Investoren sind bestens vernetzt, eine misslungene erste Ansprache oder ein schwacher Pitch sprechen sich schnell herum. Wer zu spät kommt, verpasst dagegen die Chance, mit ausreichend Kapital an den Start zu gehen und damit die Basis für Wachstum zu legen. Viele Business Angels handeln nach dem Motto des sprichwörtlichen „frühen Vogels“, andere wollen schon mehr sehen.
3. Nutze den "INVEST - Zuschuss für Wagniskapital"
Seit 2013 haben Start-ups die Gelegenheit, ihrem privaten Investor einen staatlichen Zuschuss von 20% zu verschaffen. Wenn innovative Unternehmen daher einen Business Angel suchen, sollten sie sich die Bescheinigung einholen, ein förderfähiges Unternehmen für INVEST zu sein und sich in das Verzeichnis dieser Unternehmen auf der BANDwebsite eintragen - BAND INVEST Verzeichnis. Sie haben so eine größere Chance, einen Investor zu finden, denn der kann mit dem Zuschuss seine Investitionspower erhöhen.
4. Sei aktiv – nicht abwarten!
Für den Fall, dass sich nach dem ersten Kontakt, etwa dem Versand des BAND One Pagers an die Mitgliedsnetzwerke, niemand beim Kapital suchenden Unternehmen meldet, heißt es, selbst aktiv werden. Auf der BANDwebsite sind alle Business Angels Netzwerke, die Mitglied bei BAND sind, mit Kontaktdaten und Kurzprofil gelistet. Da der One Pager bei den Netzwerken bereits vorliegt, kann die Ansprache gezielt erfolgen. Dasselbe gilt auch für individuelle Ansprachen – lieber einmal zu viel gefragt als zu wenig!
5. Nutze den Mehrwert von Business Angels Netzwerken!
Business Angels Netzwerke anzusprechen, lohnt sich in jedem Fall. Zum einen garantieren sie eine gewisse Seriosität ihrer Angels, zum anderen profitiert jedes Unternehmen von dem professionellen Feedback der Netzwerkmanager, Schwachstellen werden identifiziert, Ablehnungen begründet. Unternehmen mit positivem Screeningergebnis erhalten über das Netzwerk Kontakt zu einer Vielzahl ganz unterschiedlicher Business Angels, Syndizierungen lassen sich leichter anbahnen.
6. Fahre mehrgleisig!
Einen Business Angel ins Unternehmen zu holen, kann eine zentrale Stellschraube für den Aufbau Start-ups ein. Das geht nicht von jetzt auf gleich, sondern kann mehrere Monate dauern. Niemand sollte glauben, dass es ausreicht, ein oder zwei Versuche zu starten. Schon gar nicht sollte man sich vom ersten „Nein“ entmutigen lassen. Inzwischen gibt es in Deutschland eine Vielzahl ganz unterschiedlicher Matchingveranstaltungen. Nicht jede ist für jedes Unternehmen geeignet. Sie sollten gezielt ausgewählt und besucht werden.
7. Stehe Rede und Antwort!
Business Angels wissen, dass junge Unternehmen niemals perfekt sein können. Und sie geben ihr Geld, ihre Zeit und ihr Know-how. Sie haben also ein Recht darauf zu erfahren, wie es um das Unternehmen steht. Deshalb sollte das Unternehmerteam sich allen Fragen gegenüber aufgeschlossen zeigen, Kritik akzeptieren und Probleme offen ansprechen. Aber das gilt auch umgekehrt. Gründer sollten genau prüfen, wem sie vertrauen.
8. Vorsicht vor Business Devils
Wie überall gibt es auch unter den Business Angels schwarze Schafe. Business Devils und Trittbrettfahrer geben vor, Business Angels zu sein, versprechen viel und halten wenig und geben kaum Auskünfte über sich selbst. Vor allem: Hände weg, wenn jemand erst Geld verlangt, bevor er angeblich zur Finanzierung bereit ist. Bei BAND sind übrigens alle Mitglieder einem Mitgliederkodex verpflichtet.
9. Hole Referenzen ein!
Den besten Schutz gegen Business Devils bietet die Nachfrage bei den Portfoliounternehmen des in Frage kommenden Business Angels. Wird von dort Positives berichtet und stimmt dann noch die Chemie zwischen Gründerteam und Business Angel und passt der Know-how Flügel zum Unternehmen, sollte der Unterzeichnung eines LOI nichts mehr im Wege stehen.
10. Nutze Qualifizierungsangebote
Um gewappnet zu sein – und zwar nicht nur auf die Stolpersteine der Erstansprache eines Business Angels, sondern vor allem auf die nun folgenden schwierigen Phasen der Unternehmensbewertung und der Vertragsgestaltung –, empfiehlt sich die Teilnahme an Weiterbildungsseminaren, die speziell für die Bedürfnisse Kapital suchender Unternehmen in der Frühphase konzipiert sind („Investment Readiness“ Programme) – eine zeitliche Investition, die sich für Gründer lohnen dürfte.
Über die Autorin:
Dr. Ute Günther ist seit 2001 Vorstand von BAND und in dieser Eigenschaft auch Vice-President von Business Angels Europe (BAE). Sie hat Philosophie, Romanistik und Erziehungswissenschaft an der Ruhr Universität Bochum und der Sorbonne in Paris studiert und in Philosophie promoviert. Sie war in Forschung und Lehre tätig an den Universitäten Bochum, Essen, Trier und Vallendar. Parallel dazu entwickelte sie Infrastrukturprojekte im Bereich Innovation und Qualifizierung, seit Mitte der neunziger Jahre vorwiegend im Ruhrgebiet. Gegenwärtig ist sie außerdem Geschäftsführendes Vorstandsmitglied von pro Ruhrgebiet e. V. (VpR), Vorstand der Business Angels Agentur Ruhr e. V. (BAAR) und Geschäftsführerin der Startbahn Ruhr GmbH.
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