Die Qual der Wahl: Welcher Versicherer ist am besten geeignet?
Der Weg in die Selbständigkeit ist oft eine Art Befreiung von den Einschränkungen des Angestelltenverhältnisses. Endlich lassen sich die eigenen Ideen auch für das eigene Geschäft nutzen. Zu der neu gewonnenen Freiheit gehört auch die Möglichkeit, eine private Krankenversicherung abzuschließen. Gerade in jungen Jahren bietet diese häufig besseren Leistungen bei einem geringeren Beitragsniveau.
Die Sache hat nur einen Haken: Es gibt sehr viele verschiedene private Krankenversicherungen (PKV), die sich in Bezug auf die Höhe der Prämie, die Tarif- und Mitgliederstruktur sowie die Größe unterscheiden. Doch wie lässt sich am Ende die passende PKV für die eigenen Zwecke finden? Welche Merkmale sollte diese aufweisen und was ist bei der Tarifwahl zu beachten?
Private Krankenversicherung sorgfältig vergleichen und Markt sondieren
Der Markt für private Krankenversicherungen lässt sich durchaus als unübersichtlich bezeichnen. Es gibt zahlreiche Anbieter und entsprechend viele Tarife. Die folgende Liste deutscher Privatversicherer zeigt, wie vielfältig die Auswahl für potenzielle Kunden ausfällt. Diese unterscheiden sich nicht nur in Bezug auf die Tarife, sondern auch bezüglich der Aufnahmebedingungen. Mitunter ist es also sinnvoll, Anfragen an mehrere passende Versicherer zu stellen.
Tipp: Wer bei mehreren Versicherern anfragt, sollte diese Anfragen über einen Makler steuern. Das ist deutlich einfacher und sorgt dafür, dass Interessenten den Überblick nicht verlieren.
Warum ist ein Vergleich der verschiedenen PKV-Anbieter so wichtig?
Zunächst gilt: Es gibt nicht die eine perfekte PKV, die für jeden Interessenten die beste Lösung darstellt. Es kommt vielmehr auf die eigene Situation und die damit verbundenen Bedürfnisse an. Somit ist die Suche nach einer privaten Krankenversicherung also immer mit der Frage verbunden, welches Tarifgefüge am besten zum eigenen Bedarfsprofil passt.
Hier sollten Interessenten jedoch gleich zu Beginn möglichst viel Sorgfalt und Energie investieren. Der Grund: Ein späterer Wechsel der PKV ist oft mit Nachteilen verbunden.
Dazu gehören:
- Verlust der Alterungsrückstellungen: Bei einem Wechsel zu einem neuen Versicherungsunternehmen kann ein Teil der angesammelten Alterungsrückstellungen verloren gehen. Diese dienen dazu, die zukünftigen Beitragssteigerungen abzufedern. Dies kann zu höheren Beiträgen in der neuen PKV führen, weil der Verlust erst wieder neu aufgebaut werden muss.
- Erneute Gesundheitsprüfung: Ein neuer PKV-Anbieter besteht im Normalfall auf einer erneuten Gesundheitsprüfung. Mit fortschreitendem Alter ist das Risiko von Vorerkrankungen jedoch höher. Diese können höhere Risikoaufschläge bei den Beiträgen nach sich ziehen und so die Kosten erhöhen.
- Anpassung des Leistungsumfangs: Der Umfang der Leistungen kann sich beim Wechsel zu einem anderen Versicherer ändern. Infolgedessen sind möglicherweise nicht mehr alle bisherigen Leistungen abgedeckt. Dies liegt vor allem an der Tatsache, dass nicht alle Versicherer alle Leistungen im gleichen Umfang zur Verfügung stellen.
- Wartezeiten: Es kann passieren, dass man nach einem Wechsel erneut Wartezeiten in Kauf nehmen muss, bevor bestimmte Leistungen in Anspruch genommen werden können.
Tipp: Ein Tarifwechsel innerhalb des Versicherers ist deutlich einfacher. Hier entfallen Wartezeiten und auch die Altersrückstellungen bleiben bestehen. Es kann je nach gewähltem Tarif jedoch vorkommen, dass eine erneute Gesundheitsprüfung fällig wird.
Welche Merkmale sind besonders wichtig bei der Auswahl eines Tarifs?
Bei der Auswahl eines Tarifs für eine private Krankenversicherung (PKV) spielen mehrere Faktoren eine entscheidende Rolle. Jeder Versicherte hat individuelle Bedürfnisse und Prioritäten. Aus diesem Grund ist es wichtig, die verschiedenen Merkmale und Aspekte sorgfältig zu vergleichen und abzuwägen.
Hier die wichtigsten Merkmale im Überblick:
- Umfang der Leistungen
Der Umfang der Leistungen ist ein entscheidendes Kriterium. Interessenten sollten prüfen, welche medizinischen Behandlungen und Dienstleistungen abgedeckt sind. Neben der normalen ambulanten und stationären Behandlung gibt es einige sehr wichtige Leistungsbausteine:
- Zahnersatz (im Idealfall eine 80-90% der gesamten Behandlungskosten)
- Krankentagegeld (gerade für Selbständige entscheidend: 70% der Nettoeinnahmen absichern)
- Vorsorgeuntersuchungen
- Sehhilfen (werden spätestens im Alter wahrscheinlich wichtig)
Darüber hinaus existieren viele Leistungsbausteine, die je nach Bedarf mehr oder weniger wichtig sind:
- Alternative Heilmethoden
- Psychotherapeutische Leistungen
- Chefarztbehandlung im Krankenhaus
- Beitragshöhe und -stabilität
Die monatlichen Beiträge sind ein wesentlicher Kostenfaktor. Dabei ist jedoch nicht nur der aktuelle Beitrag wichtig, sondern auch dessen Stabilität über die Zeit. Interessenten sollten sich deshalb über die Beitragserhöhungen der letzten Jahre informieren und die Altersrückstellungen prüfen. Der letzte Punkt sorgt für mehr Beitragsstabilität im Alter.
- Selbstbeteiligung
Viele Tarife sehen eine Selbstbeteiligung vor. Dabei handelt es sich um einen Betrag, den der Versicherte selbst tragen muss, bevor die Versicherung Leistungen übernimmt. Eine höhere Selbstbeteiligung kann die Beiträge senken, kann aber auch zu hohen Kosten im Krankheitsfall führen. Je nach persönlicher finanzieller Situation können kleine Selbstbeteiligungen von 400 Euro pro Jahr durchaus sinnvoll sein.
- Freie Arzt- und Krankenhauswahl
Viele Tarife bieten die freie Arzt- und Krankenhauswahl an - einschließlich der Behandlung durch Privatärzte und in Privatkliniken. Dieser Aspekt ist äußerst wichtig, um für sich selbst die bestmögliche medizinische Versorgung zu erreichen.
- Flexibilität und Anpassungsfähigkeit
Interessenten sollten prüfen, ob und wie sich ein bestimmter Tarif im Laufe der Zeit anpassen lässt. Kann der Selbstbehalt erhöht oder gesenkt werden? Ist es möglich, den Leistungsumfang zu ändern, wenn sich zum Beispiel die eigenen gesundheitlichen Bedürfnisse oder die eigene finanzielle Situation ändern?
- Bewertungen und Servicequalität des Versicherers
Auch die Qualität des Kundenservices und die allgemeine Zufriedenheit der Versicherten sollten bei der Auswahl des Tarifs berücksichtigt werden. Bewertungen und Erfahrungsberichte können wertvolle Einblicke in die Praxis liefern.
Welche privaten Krankenversicherer sind für Selbständige besonders gut geeignet?
Selbständige haben im Vergleich zu Angestellten den großen Vorteil, dass sie keine besonderen Voraussetzungen erfüllen müssen, um eine PKV in Anspruch nehmen zu dürfen. Es gilt also keinerlei Verdienstgrenze (Versicherungspflichtgrenze bei Angestellten im Jahr 2023: 66.600 Euro pro Jahr).
Grundsätzlich sollten Selbständige Ausschau nach Versicherern halten, die die wichtigsten Leistungen für Selbständige in passendem Umfang zur Verfügung stellen.
Krankentagegeld als wichtige zentrale Leistung
Wer als Selbständiger krankheitsbedingt ausfällt, steht vor einer problematischen Situation: Das eigene Einkommen bricht in dieser Zeit völlig weg. Aus diesem Grund ist das Krankentagegeld neben den herkömmlichen Gesundheitsleistungen der wichtigste Leistungsbaustein. Hierbei sollten Interessenten beachten, ca. 70-80% des eigenen Nettoarbeitsentgelts abzusichern. Der Beginn des Krankentagegelds kann dabei frei gewählt werden.
Doch Achtung: Je eher die Zahlung einsetzen soll, desto höher fällt die monatliche Prämie dafür aus.
Versicherer genau prüfen: Unabhängige Tests als Entscheidungshilfe
Da es auch für Selbständige nicht den einen perfekten Tarif gibt, sollten diese ebenfalls vorher den Markt sondieren. Neben einem Tarifvergleich helfen auch unabhängige Tests dabei, die besten Versicherer für Selbständige zu finden.
Wichtig: Vor dem Abschluss einer PKV sollten sich Selbständige immer auch die Beitragsentwicklung der letzten Jahre anschauen. Diese kann je nach Anbieter nämlich deutlich variieren und einen Hinweis auf die zukünftige Entwicklung geben.
Große Versicherer haben einen Vorteil: Höhere Sicherheit
Oft wird bei der Anbieterwahl vor allem auf die Tarifkosten geschaut. Das ist zwar richtig, aber trotzdem sollten potenzielle Kunden auch die Größe des Krankenversicherers nicht außer Acht lassen.
Die Gründe:
- Großer Kundenstamm
Der umfangreiche Kundenstamm hilft dabei, Risiken besser zu streuen, was wiederum zu stabileren Beiträgen führt. Das bedeutet: Versicherte innerhalb eines Tarifs mit hohen Krankheitskosten lassen sich leichter durch andere Versicherte mit eher niedrigen Kosten abfedern.
- Besserer Schutz bei einer Insolvenz
Große Privatversicherer verfügen in der Regel über umfangreiche Kapitalreserven, die auch in wirtschaftlich schwierigen Zeiten eine solide finanzielle Basis bieten und somit das Risiko einer Insolvenz minimieren. Zwar springt bei einer Insolvenz eine Auffanggesellschaft ein, aber für Versicherte bedeutet das am Ende immer einen Versicherungswechsel, bei dem sie zumindest einen kleinen Teil ihrer Altersrückstellungen verlieren.
- PKV auswählen: Es sind viele Aspekte zu berücksichtigen
Die Suche nach der passenden PKV ist für Selbständige ein wichtiges Thema. Immerhin können diese unabhängig von ihren Einnahmen in die PKV wechseln. Das lohnt sich vor allem in jungen Jahren, wenn noch keine Vorerkrankungen vorliegen. Der Markt im Bereich der privaten Krankenversicherung ist jedoch sehr groß und teilweise unübersichtlich. Aus diesem Grund sollten Selbständige im Idealfall mit Experten zusammenarbeiten und die verschiedenen Tarife vergleichen. Auf diesem Weg lässt sich der PKV-Tarif finden, der am besten zu den eigenen Wünschen und Bedürfnissen passt.