Ratgeber für Nichtkaufläute:
Finanzielle Ziele für Unternehmen
Neben den Mitarbeitern, den Betriebsprozessen sowie dem Vertrieb gehören auch die Finanzen zu der Gesamtansicht eines Unternehmens. Liquidität, Gewinn und Unternehmenswert bilden dabei die Finanzziele eines jeden Unternehmens. Um diese Ziele messbar zu machen, sind unternehmensspezifische Maßgrößen für die einzelnen Ziele festzulegen und im Unternehmen zu kommunizieren.
Die unternehmerischen Ziele
Die Finanzen einer Unternehmung sind Teil der Gesamtansicht des Unternehmens. Zur Gesamtansicht gehören zusätzlich die Einzelansichten von Wissen und Innovation (Mitarbeiter), Betriebsprozess (inkl. Lieferanten) und Vertrieb/Verkauf (Kunden).
Der Ausschnitt der Finanzen soll dabei helfen, die Finanzziele des Unternehmens anhand einer strukturierten Betrachtung bzw. Abfrage festzulegen und messbar zu machen. Die Finanzziele müssen mit den Zielen der weiteren Einzelansichten (s.o.) abgeglichen werden.
Die Finanzziele des Unternehmens werden entsprechend der drei Teilgebiete der Finanzen eines Unternehmens (Liquidität, Gewinn und Unternehmenswert) strukturiert.
Damit die Ziele messbar gemacht werden, sind Maßgrößen für die einzelnen Ziele festzulegen. Die Maßstäbe werden entsprechend den Maßgrößen unternehmensspezifisch festgelegt.
Festlegung von Zielen
Als Vorgabe an diese Darstellungsweise sind messbare Ziele, die erreicht werden können, festzulegen und im Unternehmen zu kommunizieren. Aufgrund der Messbarkeit der Ziele können Zielerreichungsgrade geplant werden. Diese können dann regelmäßig (z.B. monatlich) mit den Ist-Werten verglichen werden und bilden so die Grundlage der Steuerung der Finanzen des Unternehmens.
Finanzielle Schlüsselkennzahlen
Die Liquidität ist ein Ziel für Unternehmen
Unter dem Begriff Liquidität versteht man die jederzeitige Zahlungsfähigkeit eines Unternehmens und seinen Verbindlichkeiten nachzukommen. Dieser Umstand ist von besonderer Bedeutung für eine Unternehmung, da eine Zahlungsunfähigkeit einen Insolvenzgrund darstellt. Die Liquidität eines Unternehmens ist ein Kriterium, das auch bei der Bonitätsprüfung eine Rolle spielt. Eine langfristige Liquiditätsprognose wird seit 2004 durch die Richtlinien zur Kreditvergabe Basel II verlangt.
Die Liquidität ist die wichtigste Steuerungsgröße der finanziellen Sicherheit einer Unternehmung.
Es ist ein Grundziel der Finanzplanung, die Zahlungsfähigkeit des Unternehmens zu jedem Zeitpunkt zu erhalten bzw. zu gewährleisten.
Liquidität ist vielschichtig
Bei der Beurteilung der Liquidität werden die Kapitalrentabilität, die Kapitalbindung sowie die finanzielle Unabhängigkeit der Unternehmung und die Kreditwürdigkeit betrachtet. Zusätzlich kann man die Beziehung zu Banken beurteilen. Die Steuerungsgrößen der Finanzansichten Gewinn und Unternehmenswert haben direkten oder indirekten Einfluss auf die Liquidität. Die Liquidität kann somit auch als Folge anderer Ziele aus dem Finanzplan betrachtet werden. Betrachtet man die Liquidität allein und will hier ein allgemeines Ziel festlegen, besteht diese Möglichkeit z.B. mit Zielen wie der Erhöhung/Verbesserung der Forderungsumschlagshäufigkeit. Die gegenseitige Beeinflussung mit den Umsatzzielen kann hier in der Frage Marktanteil in Abhängigkeit von Konditionen liegen.
Ein Ziel ist es die Kapitalrentabilität als Steuerungsmittel bei der Verwendung von Vergleichsrenditen zu nutzen:
- Somit wird die Frage geklärt, ob das Kapital woanders rentabler angelegt werden kann.
- Gleichzeitig ist die Betrachtung eines Leverage-Effekts von der Kapitalrendite abhängig. Sinkt die Rendite unter den üblichen Marktzins für Kredite (bzw. alternative Außenfinanzierungsmittel), ist der Leverage unter 1 und somit eine Finanzierung nicht sinnvoll.
- Zur Gliederung die Kapitalrentabilität können die Vermögensbestandteile einzeln betrachtet werden. Eine sinnvolle Aufteilung ist die in materielles und immaterielles Vermögen sowie in Finanzanlagen.
Die Rentabilitätsziele müssen durch festzulegende Maßgrößen konkretisiert und messbar gemacht werden. So können hierbei die folgenden Rentabilitätskennziffern angewandt werden:
1. Eigenkapitalrentabilität
2. Gesamtkapitalrentabilität
3. Betriebskapitalrentabilität
4. Umsatzrentabilität
5. Return on Investment (ROI)
6. Return on Asset (ROA)
7. Kundenrentabilität
Für diese Maßgrößen lassen sich nun Zielwerte festlegen und es kann die Zielerreichung regelmäßig kontrolliert werden.
Materielles Vermögen: Kapitalrentabilität
- Die Kapitalrentabilität für materielles Vermögen stellt eine Teilgröße der Kapitalrentabilität dar. Dafür muss die Höhe des materiellen Vermögens bestimmt werden. Mögliche Zielgrößen können hierbei die folgenden Kennzahlen sein:
- Investitionsrentabilität (Investitionen in materielles Vermögen)
- Rentabilität eines einzelnen Investitionsprojekts
- Investitionsquote der Sachanlagen
- Abschreibungsquote
- Investitionsrate
- Deckung der Netto-Investitionen
Finanzanlagen
- Eine weitere Zielformulierung liegt in der Bestimmung des Finanzanlagevermögens und der notwendigen bzw. gewünschten Rendite desselben. Zielgrößen können hierbei sein:
- Investitionsrentabilität (für Investitionen in Finanzanlagen)
- Rentabilität eines einzelnen Investitionsprojekts
- Investitionsquote der Finanzanlagen
Immaterielles Vermögen: Unsichere Werthaltigkeit
- Die Höhe und die Rentabilität des immateriellen Vermögens sind schwer einzuschätzen. Nach BRiLiG, GAAP und ISA werden unterschiedliche Bewertungen notwendig. Die Werthaltigkeit von immateriellem Vermögen wird von Kapitalgebern (besonders wenn für diese das KWG gilt) angezweifelt. Maßgrößen bzw. Kennzahlen können hierbei sein:
- Investitionsrentabilität (bei Investitionen in immaterielles Vermögen)
- Rentabilität eines einzelnen Investitionsprojekts
- Investitionsquote in immaterielles Vermögen
Finanzziel: Verbesserung der Vermögensstruktur
Die notwendige Vermögensstruktur bestimmt sich aus dem Markt (Zielgruppe, Zielmarkt, Konkurrenz), in dem das Unternehmen tätig ist, und danach, in welcher Entwicklungsphase sich das Unternehmen befindet.
Zielformulierung und Maßgrößen als Beispiel: „Die Vermögensstruktur wird verbessert.“ Mögliche Maßgrößen sind:
- Anteil Anlagevermögen zu Umlaufvermögen
- Anteil Anlagevermögen zu Gesamtvermögen
- Anlagevermögen bezogen auf den Umsatz
- Vorräte bezogen auf den Umsatz
- Umschlagshäufigkeit des Warenlagers
Finanzziel: Senkung des Nettoumlaufvermögens
Auch für das Nettoumlaufvermögen als Teilvermögen lassen sich Ziele und entsprechende Maßgrößen festlegen.
„Das Nettoumlaufvermögen wird gesenkt.“ Maßgrößen hierfür können sein:
- Cash-to-Cash-Zyklus
- Networking Capital
- Current Ratio
- Quick Ratio
- Umlaufvermögen in Prozent der Bilanzsumme
- Forderungsumschlagszeit
- Umschlagshäufigkeit der Debitoren
- durchschnittliche Debitorendauer
- Sollstand der Debitoren
- Umschlagshäufigkeit der Kreditoren
- durchschnittliche Kundenziel-Dauer
- durchschnittliche Lieferantenziel-Dauer
Finanzziel: Cash Management: Liquidität ist entscheidend
Das Cash Management ist als Teil des Managements des Umlaufvermögens zu betrachten und verdient besondere Aufmerksamkeit, da die liquiden Mittel einer Unternehmung entscheidend sind für deren Handlungsfähigkeit.
Mögliche Kennzahlen, deren Optimierung und bewusste Gestaltung ein gezieltes Cash Management möglich macht, sind:
- Working Capital
- Netto-Cashflow
- Abschreibungsquote
- durchschnittliche Dauer von Überziehungen
- durchschnittliche Höhe von Überziehungen
- durchschnittliche Höhe und Dauer von Guthaben
- durchschnittliche Kundenziel-Dauer
- durchschnittliche Lieferantenziel-Dauer
Finanzziel: Gestaltungsmöglichkeiten von Anlagevermögen
Das Anlagevermögen als Teil des Gesamtvermögens ist je nach Unternehmen, nach Branche und nach Entwicklungsphase des Unternehmens anders zu gestalten.
Um die Gestaltung des Anlagevermögens zu steuern, lassen sich folgende Maßgrößen betrachten und optimieren:
- Anteil Anlagevermögen zu Gesamtvermögen
- Anlagevermögen bezogen auf den Umsatz
- Anlagenintensität
Die Kapitalbindung nimmt über die verschiedenen Zyklen eines Unternehmens (Gründung, Wachstum, Reife, Ernte) unterschiedliche Höhen an.
- In der Gründungsphase werden die Gelder in der Erstellung des Potenzials und der Strukturierung des Prozesses gebunden. In der Wachstumsphase dient das eingesetzte Kapital der Erlangung von Marktanteilen. Danach sollte die Kapitalbindung reduziert werden. Die Betrachtung der Kapitalbindung erfolgt in der Analyse der Aktiva und der Kapitalstruktur (Passiva). Eine Zielformulierung mit Maßgrößen ist folgendes Beispiel: „Die Kapitalbindung wird reduziert.“ Maßgrößen können sein:
- Anteil des langfristigen Kapitals
- Anlagendeckung (mit EK)
- Anlagendeckung (mit FK)
- Kapitalumschlagshäufigkeit
- Umschlagshäufigkeit des Warenlagers
- Anlagenintensität
- Abschreibungsintensität
- Lagerintensität
- Vorräte bezogen auf den Umsatz
Kaufmännische Finanz-Begriffe kurz erklärt:
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Warum ist ein Liquiditätsplan wichtig?
Unter Liquidität versteht man die Fähigkeit, Zahlungsforderungen uneingeschränkt zu einem bestimmten Zeitpunkt nachkommen zu können. Da mangelnde Liquidität den Fortbestand eines Unternehmens gefährden kann, ist sie von großer Bedeutung.
Besonders bei Existenzgründungen wird häufig der Kapitalbedarf unterschätzt. Aus diesem Grund ist eine lückenlose, kurzfristige und tagesgenaue Abstimmung der Zahlungsströme notwendig. Es ist von zentraler Bedeutung, Liquiditätsengpässe frühzeitig zu erkennen und rechtzeitig geeignete Maßnahmen zu ergreifen.
Die Liquidität kann dabei auch gefährdet sein, wenn im Extremfall alle Auszahlungen am Monatsanfang, die Einzahlungen aber erst am Monatsende erwartet werden.
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Was kann ich bei Liquiditätsunterdeckung machen?
Im Endeffekt lassen sich Krisen finanzieller Natur nur über Maßnahmen im Produktions- und Absatzbereich überwinden. Allerdings können kurzfristig Maßnahmen auf der Einahmen- und Ausgabenseite durchaus ihre Wirkung zeigen. Im Grunde genommen ist es wichtig, die Einnahmen zu erhöhen bzw. schneller zu realisieren sowie Ausgaben zu reduzieren bzw. zeitlich zu verzögern.
Folgende Maßnahmen können dabei ergriffen werden:
- Verkaufen von Objekten und das anschließende leasen.
- Verkaufen von Unternehmensvermögen.
- Abtretung von Forderungen an Kredit- und Finanzinstitute.
- Neues Beteiligungskapital besorgen.
- An- oder Teilzahlungen vereinbaren.
- Das Anbieten von Skonto bei schneller Bezahlung.
- Konsequentes Einholen von Forderungen (z.B. durch Inkassounternehmen).
- Nach Absprache mit Lieferanten Ausgaben/Zahlungen verschieben.
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Was sind kalkulatorische Kosten?
Kalkulatorische Kosten entstehen nicht direkt, müssen aber trotzdem vom Unternehmen erwirtschaftet werden. Dazu gehören unter anderem Abschreibungen (Werteverluste langlebiger Wirtschaftsgüter), die Kalkulatorische Miete (für die geschäftliche Nutzung privater Räumlichkeiten), der Unternehmerlohn und die Kalkulatorische Zinsen (wenn eine Gründung nur aus eigenen Mitteln finanziert wird, können kalkulatorische Zinsen in Höhe der Summe angesetzt werden, die durch eine anderweitige Geldanlage hätten erzielt werden können).
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Wie ermittle ich meinen Gewinn?
Den voraussichtlichen Gewinn können Sie errechnen, indem Sie die von Ihnen entwickelten Einzelpläne (Kostenplan, Umsatzplan) zusammenfassen.
Von Ihrem Planumsatz müssen Sie die folgenden Kosten abziehen:
- Die variablen Kosten (zum Beispiel Material- und Wareneinsatz)
- Die laufenden, fixen Kosten (zum Beispiel Miete)
- Privatentnahmen, Tilgungsraten für Ihre Kredite, Ausgaben für Ersatzinvestitionen
Da es sich bei den Abschreibungsraten um kalkulatorische Kosten handelt, müssen diese dann addiert werden. Haben Sie all diese Faktoren in Ihre Rechnung mit einbezogen, sehen Sie, ob Ihr Unternehmen Gewinn macht.
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Wo bekomme ich Informationen zur Umsatzermittlung?
Da eine plausible Umsatzplanung mit einigen Schwierigkeiten behaftet ist, gibt es für viele Branchen Betriebsvergleichszahlen, die Sie ihren Planungen zu Grunde legen können.
Vergleichsdaten und wichtige Informationen erhalten sie bei:
- Industrie- und Handelskammern
- Fachkammern (z.B. Ärztekammer)
- Institut für Handelsforschung in Köln
- Börsenverein des Deutschen Buchhandels
- Betriebsberatung Einzelhandel
- Handwerkskammern (für alle Gewerbe)
- Fachverbänden
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