Wachstumsimpulse durch alternative Finanzierungsformen
Jahrzehntelang hat sich der deutsche Mittelstand bei Kapitalbedarf über ein Bankdarlehen finanziert. Seit der globalen Finanzkrise findet jedoch ein Strukturwandel auf dem Finanzmarkt statt. Die Banken werden stärker reguliert und vergeben gemäß den Vorschriften von Basel II und Basel III Darlehen nach geänderten Kriterien.
Der Kapitalmarkt hat sich auf die geänderten Bedingungen eingestellt. Kreditinstitute und andere Finanzdienstleister bieten alternative Finanzierungsformen an. Neben der Steigerung der Liquidität verbessern Factoring, Leasing, Beteiligungskapital oder Bürgschaften gleichzeitig die Eigenkapitalquote. Wir zeigen Ihnen, worauf Sie bei den alternativen Finanzierungsformen achten sollten und wie Sie auch ohne einen klassischen Bankkredit die Liquidität Ihres Unternehmens steigern.
Wie wächst mein Unternehmen?
Erfolgreiche Unternehmer analysieren die Stärken und Schwächen ihrer Firma und arbeiten eine Wachstumsstrategie aus. Dabei stehen die Geschäftsinhaber vor einigen Herausforderungen. Um neue Kunden zu gewinnen, müssen entweder innovative Produkte entwickelt werden oder das bestehende Angebot muss neue Märkte erobern. Um die gewünschten Ziele zu erreichen, muss der Unternehmer investieren. Neue Mitarbeiter für Produktion und Vertrieb müssen eingestellt werden, es werden neue Rohstoffe, Werkhallen und Maschinen benötigt oder die Anzahl der Verkaufsstellen wächst. Auch durch die Gewährung großzügiger Zahlungsziele lassen sich neue Kunden gewinnen.
Für diese Veränderungen benötigt der Betrieb Kapital. Vor allem junge Unternehmen und Start-ups kennen jedoch das Problem, dass sie häufig keinen Bankkredit erhalten. Entweder ist die Firma noch nicht lange genug am Markt tätig oder der Bank ist das Produkt zu innovativ oder das Geschäftsfeld sogar unbekannt. In diesen Fällen sollten sich die Unternehmer nach alternativen Finanzierungsformen umsehen, die ihnen zu neuen Wachstumsimpulsen verhelfen können. Der Finanzmarkt hält einige Produkte bereit, die sich vor allem für kleine und mittelständische Unternehmen als individuelle Lösungen für die gewünschte Wachstumsstrategie eignen.
Jede Unternehmensstrategie benötigt individuelle Lösungen
Je nach Strategie haben wachsende Unternehmen unterschiedlichen Kapitalbedarf. Dazu bietet der Finanzmarkt verschiedene Lösungen an, die ein Unternehmer gezielt für seinen Bedarf einsetzen kann. Zu den bekanntesten Finanzierungsformen gehören:
- Factoring
- Kontokorrentkredit
- Leasing
- Bankbürgschaft
- Investitionskredit
- Förderkredit
- Beteiligungskapital
Factoring
Factoring ist der Verkauf offener Kundenrechnungen an einen Factor. Ein Unternehmen als Kreditor stellt Rechnungen mit Zahlungsziel aus. Die Rechnungen werden online beim Factor eingereicht. Schon ein bis zwei Arbeitstage nach der Einreichung überweist das Factoringunternehmen etwa 80 % des Rechnungsbetrages an den Kreditor. Die Restzahlung, abzüglich Zinsen und Factoringgebühr, erfolgt bei Fälligkeit der Rechnung. Wenn es sich um echtes Factoring handelt, trägt der Factor außerdem das Risiko eines Zahlungsausfalls. Dadurch verkürzt sich die Bilanzsumme des Kreditors und die Eigenkapitalquote steigt.
Kontokorrentkredit
Ein Kontokorrentkredit eignet sich zur Überbrückung eines kurzfristigen finanziellen Engpasses. Dazu überzieht das Unternehmen das geschäftliche Girokonto. Da die Zinsen für die Kontoüberziehung vergleichsweise hoch ausfallen, sollte der Kredit möglichst schnell wieder zurückgeführt werden.
Leasing
Wenn neue Maschinen oder Fahrzeuge benötigt werden, bietet sich Leasing an. Ein Unternehmen mietet die benötigten Betriebsmittel und zahlt dafür eine regelmäßige Gebühr. Am Ende der Laufzeit des Leasingvertrages kann das gemietete Objekt zurückgegeben oder gegen ein aktuelles Modell eingetauscht werden. Eigentümer des Leasingobjektes bleibt der Leasinggeber.
Bankbürgschaft
Für einen Lieferantenkredit eignet sich häufig eine Bankbürgschaft als Sicherheit. Die Bank tritt als Bürge für ein Unternehmen ein. Falls der Schuldner bei Fälligkeit einer Zahlungsverpflichtung nicht zahlt, übernimmt die Bank die Überweisung des geschuldeten Betrages. Um das Risiko zu tragen, verlangt die Bank Gebühren. Die Provision muss auch dann gezahlt werden, wenn die Bürgschaft nicht in Anspruch genommen wird.
Investitionskredit
Mit einem Investitionskredit können Unternehmen den Kauf neuer Maschinen, Fahrzeuge oder Grundstücke finanzieren. Um einen Investitionskredit von einer Bank zu erhalten, muss der Kreditnehmer Eigenkapital in Höhe von 10 % bis 25 % der benötigten Summe nachweisen. Daher eignet sich ein Investitionskredit vor allem für finanzstarke Betriebe und weniger für Existenzgründer und junge Unternehmen mit einer geringen Eigenkapitalquote.
Förderkredit
Förderkredite sind hauptsächlich für die Neugründung eines Betriebes oder für die Firmenerweiterung eines Kleinunternehmers gedacht. Die bekannteste Bank in Deutschland, die Förderdarlehen vergibt, ist die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW). Um Fördergelder zu erhalten, müssen Unternehmen einen Antrag stellen und einige Auflagen erfüllen.
Beteiligungskapital
Im Gegensatz zu einem Kredit muss Beteiligungskapital nicht zurückgezahlt werden. Der investierte Betrag zählt als Eigenkapital und erhöht so die Bonität der Firma. Bei einer stillen Beteiligung leistet der Geldgeber nur eine finanzielle Einlage, erhält aber keine Anteile an dem Unternehmen. Bei einer offenen Beteiligung gehen Anteile an den Investor über. Außerdem hat der Kapitalgeber ein Mitspracherecht bei der Geschäftsführung oder ist als zusätzlicher Geschäftsführer tätig.