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Basel III
Vorbereitung auf das Rating
Die bisherigen Ausführungen haben gezeigt, warum Basel III den Zugang zu Krediten weiter erschweren wird und möglicherweise ganze Branchen in ihrer Existenz bedroht. Aus Sicht der Banken sind das vor allem die verschärften Pflichten zur Eigenkapitalhinterlegung. Um sich abzusichern, werden sie noch strengere Ratings durchführen. Damit wird die Vorbereitung auf diese Ratings zu einem zentralen Bestandteil für jedes KMU.
Wie bereits erläutert, wäre es dennoch ein Fehler, das allein als lästige Pflicht und Bedrohung zu bewerten. Denn eine Chance bietet Basel III auch einem Unternehmen: sich selbstkritisch mit den eigenen Schwächen auseinanderzusetzen, Schwächen, die zu einer Abwertung im Rahmen des Ratings führen würden. Was also wäre eine bessere Strategie, als sich bereits im Vorfeld darum zu kümmern? Die beste Methode besteht darin, im ersten Schritt das gesamte Unternehmen zu analysieren, alle Bereich und Geschäftsfelder, alle Managementbausteine etc.
Im Anhang befindet sich eine umfassende Checkliste zur Unternehmensanalyse, deren praktische Einsetzbarkeit aber von der Branche und Unternehmensgröße abhängt. Für ein Beratungsunternehmen muss beispielsweise keine Lieferantenbewertung vorgenommen werden. Die Checkliste dient als erste Orientierung und kann von jedem Unternehmen im jeweils sinnvollsten Umfang eingesetzt werden. Das Ergebnis ist ein Stärken-Schwächen-Profil, das erst dann etwas bewirkt, wenn im Anschluss entsprechende Maßnahmen zur Behebung von Schwächen getroffen werden. Und erst danach bestehen – dann allerdings deutlich erhöhte – Chancen, bei einem Bankenrating besser abzuschneiden und damit bessere Kreditkonditionen aushandeln zu können.
Ungeachtet einer kompletten Analyse und einer daraus resultierenden, langfristig angelegten Stärkung der eigenen Wettbewerbsposition ist es möglich, dass Unternehmen dennoch kurzfristig Geld brauchen, z.B. für eine Investition. Dann hilft eine Totalanalyse nicht weiter, da ihre Wirkung erst viel später eintritt.
Deshalb empfehlen sich als Vorbereitung auf Basel-III-basierte Bankenratings einige kurzfristig umzusetzende Maßnahmen. Beispiele hierfür sind:
Verschärfung des Mahnwesens
Das heißt, bei kundenseitiger Überschreitung von Zahlungszielen schneller und konsequenter zu mahnen und beizutreiben. Das bedeutet Liquidität und verhindert damit eigene Zahlungsengpässe.
Factoring
Weitergehend als ein verschärftes Mahnwesen ist ein Verkauf eigener Forderungen an ein Factoringinstitut. Das hat gleich mehrere Vorteile:
- Statt vieler kleiner gibt es jetzt (fast) nur noch einen großen Debitor. Die Debitorenbuchhaltung vereinfacht sich erheblich, abgesehen davon, dass die meisten Factoringunternehmen ohnehin die Debitorenbuchhaltung übernehmen.
- Mit dem Wegfall bzw. der Vereinfachung der Debitorenbuchhaltung stellt sich auch eine Verbesserung der Arbeitsbedingungen in der Buchhaltung ein. Denn zeitraubende und belastende Tätigkeiten wie die permanente Wiedervorlage, säumigen Kunden nachtelefonieren etc. entfallen.
- Ein Factoringunternehmen zahlt immer und pünktlich. Damit gibt es keine Forderungsausfälle mehr, die Liquidität kann exakt geplant werden.
- Der Factoringgeber führt umfassende Bonitätsprüfungen der Kunden seines Factoringnehmers durch. Ergeben sich dabei negative Eintragungen, wird der Kunde gewarnt, der Kauf der Forderung abgelehnt und empfohlen, einen Auftrag im Zweifel auch abzulehnen.
- Durch die permanente Sicherstellung der Liquidität können Lieferanten pünktlich bezahlt und damit bessere Konditionen ausgehandelt und Skonti konsequent gezogen werden.
- Factoring bedeutet eine Verbesserung diverser Bilanzkennzahlen, z.B. eine Erhöhung der Eigenkapitalquote, eine Reduzierung der Fremdkapitalquote oder eine Bilanzverkürzung (ganz wichtig bei Ratings!).
- Da Factoring immer mit einer Entlastung der Administration einhergeht, können Ressourcen mehr auf die Kernprozesse konzentriert und damit langfristig höhere Umsätze erzielt werden.
Lagerhaltung
Lagerhaltung bindet Kapital und belastet die Bilanz. Deshalb sollte die Bevorratung so weit wie möglich reduziert und ggf. auf Just-in-time-Verfahren umgestellt werden.
Working Capital Management
Ungeachtet der bislang aufgeführten Einzelmaßnahmen sollte jedes Unternehmen ein nachhaltiges Working Capital Management einführen. Ziel ist immer, die Kapitalbindung durch diese Maßnahmen im Unternehmen zu senken und die Liquidität zu verbessern. Um das nachzuhalten und auch zahlenmäßig zu erfassen, sollten entsprechende Kennziffern eingeführt werden, die den Erfolg der Maßnahmen im Zeitablauf – auch der Bank gegenüber – dokumentieren. Das betrifft vor allem Umschlagskennzahlen und das durchschnittliche Zahlungsziel.
Inanspruchnahme alternativer Finanzierungsformen
Leider wird es nicht jedem Unternehmen möglich sein, sich im dem beschriebenen Sinne gezielt auf Basel III vorzubereiten. Für ein Kleinunternehmen sind auch die beschriebenen Kurzfristmaßnahmen ggf. nicht möglich, weil es eine viel zu schwache Verhandlungsposition gegenüber seinen (wenigen) Kunden hat. Diese durch ein verschärftes Mahnwesen unter Druck zu setzen, ist nicht ungefährlich, denn vermutlich gibt es genügend Wettbewerber, zu denen der Kunde wechseln kann. Auch nimmt nicht jeder Factoringgeber jedes Kleinunternehmen an, denn für ihn rechnet sich sein Geschäftsmodell erst ab bestimmten Umsatzgrößen. Kauft er dennoch auch kleine Forderungen auf, wird er seinen (relativ) erhöhten Aufwand an seinen Kunden weiterreichen. Damit wird Factoring zu teuer, erst recht, wenn die Margen gering sind.
Dann bleibt nur noch der Versuch, auf alternativen Wegen zu Geld zu kommen. Neben Instrumenten wie Leasing, Ansprechen der Business Angels (Business Angels Netzwerk Deutschland e.V. – BAND), Venture Capital etc. bieten sich vor allem für KMU folgende Möglichkeiten an:
KfW-Mittelstandsbank und Bürgschaftsbanken
Generell sind auf diesem Weg Kredite einfacher zu bekommen (z.B. weniger Sicherheiten, weniger Ratinganforderungen etc.) und zu besseren Konditionen (tilgungsfreie Jahre, günstige Zinsen). Nicht für jedes Unternehmen gibt es Zugang dazu. Aber gerade wenn die Hausbank einen Kredit ablehnen will, sollte der Bankberater auf KfW-Mittel angesprochen werden, da er verpflichtet ist, dazu Auskunft zu erteilen. Denn bewilligt werden auch diese Kredite letztlich über die Hausbank.
Mezzanine
Mezzanine sind Finanzierungsinstrumente, die zwischen Eigen- und Fremdkapital einzuordnen sind. Typische Instrumente sind Nachrangdarlehen, stille Beteiligungen, Genussscheine und Wandelanleihen. Hauptvorteil ist die Möglichkeit, die Konditionen (z.B. mit der Bank) relativ frei und ohne sonderliche Anforderungen an Sicherheiten aushandeln zu können. Auch können auf diese Weise vergleichsweise hohe Summen erzielt werden, was vor allem für Unternehmen mit einer expansiven, kostenintensiven Strategie von Vorteil ist. Allerdings ist diese Finanzierungsform teuer. Sein hohes Risiko lässt sich der (Eigen-)Kapitalgeber durch einen entsprechenden Zinssatz vergüten, in der Regel zwischen 10 und 20 %. Vorteil ist unter anderem eine Verbesserung der Bilanzstruktur, da Fremd- durch Eigenkapital ersetzt wird. Das bedeutet zugleich wieder eine Verbesserung beim Bankenrating. Wer sich für diese Finanzierungsform interessiert, sollte sich umfassend beraten lassen, z.B. bei seiner Bank als möglichem Kapitalgeber. Als solche kommen alternativ auch Beteiligungsgesellschaften, Versicherungen, private Investoren oder Mezzanine-Fonds in Betracht.
Noch greifen die Anforderungen von Basel III nicht in vollem Umfang. Und das bedeutet, dass jeder Unternehmer genau jetzt damit beginnen sollte, die oben genannten kurzfristigen Maßnahmen zu treffen und sich parallel dazu selbstkritisch zu hinterfragen, z.B. mit der anhängenden Checkliste, und auch hieraus konkrete, ggf. auch langfristig angelegte Maßnahmen abzuleiten. Genau und nur diese Strategie kann einem Unternehmen helfen, sich so gut wie möglich auf Basel III vorzubereiten und sich damit den Zugang zu Krediten zu annehmbaren Konditionen zu sichern. Wer dies nicht tut und meint, er könne es „auf sich zukommen lassen“, wird wohl beim nächsten Bankengespräch eines Besseren belehrt werden.
Checkliste zur Unternehmensanalyse in KMU (Quelle: QM-kompakt, WEKA MEDIA GmbH)
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