Nach Angaben der europäischen Statistikbehörde Eurostat steht hierzulande deutlich weniger Wagniskapital für Start-ups zur Verfügung als in anderen Ländern: Der Anteil der Risikokapitalinvestitionen an der gesamten Wirtschaftsleistung ist in Deutschland 80 Prozent niedriger als im Durchschnitt der 15 EU-Kernländer. "Die deutschen Investoren halten sich bei der Finanzierung von Gründern vornehm zurück", erklärt BITKOM-Präsident Prof. August-Wilhelm Scheer. "Der Mangel an Risikokapital entwickelt sich zu einem gravierenden Standortnachteil."
Wagniskapital als Anlageform in Deutschland mit miserablem Image
"Start-ups brauchen in Deutschland dringend eine bessere Kapitalversorgung", so Scheer weiter. Angesichts der Finanzkrise sei derzeit sogar mit einer Verschlechterung der Finanzierungsbedingungen für Gründer zu rechnen. Seit Jahren bremsen in Deutschland strukturelle Probleme die Versorgung des Marktes mit Wagniskapital. Eine Studie der Bundesregierung hat ergeben, dass sich in Deutschland insbesondere institutionelle Investoren wie Banken, Versicherungen oder Stiftungen mit Wagniskapitalanlagen zurückhalten – aufgrund geringer Renditeerwartungen, dem vermeintlich hohen Risiko und dem in Deutschland insgesamt schlechten Image dieser Anlageform. "Wagniskapital hat als Geldanlage in Deutschland bislang nicht den gleichen Stellenwert wie in den angelsächsischen Ländern", sagte Scheer. "Das ist nicht gerechtfertigt. Die Finanzierung innovativer Unternehmen sollte heute in jedes Portfolio institutioneller Anleger gehören."
Nach einer Umfrage des BITKOM scheiterten zwei Drittel der erfolglosen Unternehmensgründer, weil sie es nicht schafften, einen Kapitalgeber für ihre Ideen zu begeistern. Daher setzen 87 Prozent der befragten Gründer Eigenmittel ein. 31 Prozent erhalten Geld der öffentlichen Hand, etwa von Gründerfonds oder Förderbanken. Ein Fünftel leiht sich Geld bei Verwandten oder Freunden, 17 Prozent erhalten einen Kredit von der Bank und bei 13 Prozent engagieren sich Privatinvestoren. Risikokapitalgeber spielen nur bei 6 Prozent aller Gründer als Finanzierungspartner eine Rolle.