förderland: Hallo Herr Sauer, würden Sie sich unseren Lesern bitte kurz vorstellen?
Jens-Uwe Sauer: Hallo, ich bin Jens-Uwe Sauer, Gründer und Geschäftsführer von Seedmatch. Vor der Gründung der Crowdfunding-Plattform war ich als Berater mit Schwerpunkt auf Unternehmensfinanzierungen aktiv.
Worum geht’s bei Ihrer Online-Plattform Seedmatch?
Sauer: Seedmatch ermöglicht eine völlig neue Finanzierungsmöglichkeit für Start-ups. Junge Unternehmen präsentieren ihre Geschäftsidee auf der Crowdfunding-Plattform und treffen auf eine Vielzahl von potentiellen Mikroinvestoren. Mit Seedmatch entsteht erstmals die Chance, unkompliziert und bereits ab kleinen Beträgen in Start-ups zu investieren – somit kann nun eine ganz neue Zielgruppe für die Finanzierung von Start-ups begeistert werden.
Wie ist die Idee entstanden, das Crowdfunding-Prinzip, das ja schon seit längerem für Kreativprojekte funktioniert, auf Start-up-Finanzierungen zu übertragen?
Sauer: Bislang gibt es im deutschen Markt keine Möglichkeit, mit kleinen Beträgen in ausgewählte Start-ups zu investieren. Warum sollte man dieses spannende Feld nicht der Crowd zugänglich machen? Zumal der deutsche Markt mit wenigen aktiven Venture Capital Gesellschaften und einer jungen Business Angels Kultur definitiv mehr Kapital für die Frühphase vertragen kann und daher für einen neuen Finanzierungsansatz prädestiniert ist.
Sie haben nach eigenen Angaben bereits über 800 registrierte potentielle Investoren. Wie haben Sie die auf Seedmatch aufmerksam gemacht?
Sauer: Wir sind auf allen wichtigen Social Media Plattformen aktiv. Auf unseren Facebook-, Twitter- und Xing-Profilen erhalten die Investoren Informationen rund um Seedmatch und zudem die Möglichkeit, direkt mit uns in Kontakt zu treten sowie Fragen zu stellen. Zusätzlich führen wir einen Blog, in dem wir für den Leser unsere Entwicklungsschritte festhalten und Start-ups Tipps geben, wie diese beispielsweise einen umfassenden Businessplan erstellen.
Weiterhin sind wir auf Veranstaltungen für Gründer und Investoren präsent und konnten vor Ort viele Leute persönlich von unserer Idee begeistern. Auf diese Weise haben wir uns bereits in der Entwicklungsphase ein großes Netzwerk aufgebaut, was sich wiederum von selbst erweitert hat.
Wie wollen Sie weitere Crowd-Investoren für Ihr Konzept gewinnen?
Sauer: Zum einen machen wir durch gezielte Pressearbeit das Thema Crowdfunding für Start-ups und dessen Potentiale bekannt. Zum anderen werden die Investoren selbst aktiv, indem sie ihre sozialen Netzwerke online und offline nutzen und Freunde zu Seedmatch einladen. Sie tauschen sich über Start-ups aus und können gemeinsam investieren. Darüber hinaus haben wir in der Plattform sehr viele virale Momente eingebaut, so dass die Crowd aus dem Inneren heraus wachsen kann.
Wie wollen Sie Start-ups mit guten Geschäftskonzepten von Ihrer Plattform überzeugen?
Sauer: Start-ups erhalten neben dem Kapital eine Vielzahl von Unterstützern. Diese empfehlen die Produkte oder Dienstleistungen der jungen Unternehmen in ihrem persönlichen Umfeld und werden somit zu Multiplikatoren. Die damit gewonnene Aufmerksamkeit steigert die Bekanntheit des Start-ups und bietet somit in der Anfangsphase einen wichtigen Mehrwert. Deswegen schauen wir uns derzeit gern Start-ups aus B2C-Märkten an, weil dort die Crowd den größten Mehrwert einbringen kann.
Seedmatch nimmt gern auch die Rolle eines Co-Investors ein. Wenn das Startup mindestens einen aktiven Leadinvestor gewonnen hat, sollte es mit uns ins Gespräch kommen. Seedmatch bzw. die Mikroinvestoren können dann für wertvolle Aufmerksamkeit am Markt sorgen.
Welche Vorteile bietet Seedmatch Start-ups gegenüber Business Angels oder VC-Gesellschaften, die den von ihnen geförderten Teams ja oftmals auch wertvolles Wissen und vor allem ein weitreichendes Netzwerk zur Verfügung stellen?
Sauer: Nehmen wir zum Beispiel ein junges Unternehmen, dass mobile Applikationen für Konsumenten entwickelt. Durch die Finanzierung bei Seedmatch erhält ein Start-up bei einem Kapitalbedarf von 100.000 Euro bis zu 400 Unterstützer, wenn diese jeweils 250 Euro investieren. Das sind 400 Personen, die an die Geschäftsidee glauben und die Applikationen höchstwahrscheinlich auch selbst nutzen sowie weiterempfehlen werden. Genau hier entsteht ein Mehrwert, den ein einzelner Business Angel oder VC nicht leisten kann.
Die Crowdfunding-Plattform kann weiterhin als Organisations-Tool für die Investor-Relations genutzt werden, um eine direkte und unkomplizierte One-to-many Kommunikation zwischen Start-ups und Investoren langfristig zu ermöglichen.
Wie haben Sie eigentlich die Gründung der Seedmatch UG finanziert?
Sauer: Auf der einen Seite konnten wir in der Vergangenheit eine Vielzahl von Business Angels überzeugen, welche die Problematik der Start-up-Finanzierungen nur zu gut kannten. Diese waren meist sofort von unserer Idee überzeugt. Auf der anderen Seite haben wir den bisher registrierten Usern die Möglichkeit gegeben, sich direkt an Seedmatch zu beteiligen, was erfolgreich funktionierte. Auf diese Weise haben wir selbst den Proof of Concept geliefert.
Wie sieht Ihr Geschäftskonzept aus? Wie werden Sie Geld verdienen?
Sauer: Für die erfolgreiche Vermittlung von Gründungskapital erhalten wir ein Honorar vom Start-up. Das Erfolgshonorar bemisst sich an der gefundeten Summe. Je nach Prüfungsaufwand und Kapitalbedarf liegt es zwischen fünf und zehn Prozent der Fundingsumme. Der Mikroinvestor kann die Plattform unentgeltlich nutzen.
Warum wird Seedmatch erfolgreich?
Sauer: Seedmatch wird erfolgreich, weil beide Seiten profitieren: Start-ups können neben dem benötigten Kapital eine Mehrzahl an Unterstützern gewinnen. Privatpersonen bekommen neue, spannende Beteiligungsmöglichkeiten und können somit zukunftsweisende Unternehmen und Technologien fördern.
Schönen Dank für das Interview und viel Erfolg!