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Möglichkeiten für Selbstständige einen Kredit zu erhalten
Selbstständige haben oft große Schwierigkeiten, die Bewilligung für einen Kredit zu bekommen. Die Banken unterstellen häufig ein höheres Ausfallrisiko, da die meisten – vor allem am Anfang der Selbstständigkeit – kein regelmäßiges Einkommen nachweisen können. Davon betroffen sind laut Statistischem Bundesamt rund vier Millionen Menschen in Deutschland. Besonders schwer haben es Existenzgründer und Berufsanfänger, denn außer Prognosen können sie nichts vorweisen. Sie haben weder Erfahrungen noch können sie anderweitige Daten zu ihrem Einkommen vorlegen. Eine wichtige Rolle für die Kreditvergabe spielt auch die Branche. So haben Ärzte oder Apotheker eher keine Probleme ein Darlehen zu bekommen, während freischaffende Handwerker oder Dienstleister kaum Geld von der Bank bekommen.
Wenn Selbstständige einen Kredit für private Zwecke brauchen
Grundsätzlich ist zu unterscheiden, ob der Selbstständige den Kredit zur privaten Nutzung braucht, oder ob das Geld in sein Unternehmen, seine selbstständige Tätigkeit einfließen soll. Für die private Verwendung kommen folgende Kredite infrage:
- Ratenkredite
Den klassischen Ratenkredit beantragen Kunden am häufigsten bei den Banken. Der Kunde bekommt die Bewilligung, das Geld wird ausgezahlt. Im Gegenzug erfolgen eine ratenweise Rückzahlung und die Zahlung von Kreditzinsen. Ausschlaggebend für die Bewilligung ist die Bonität des Kunden. Wenn diese eingeschränkt oder gar nicht vorhanden ist, wird es schwierig. Die Banken verweigern die Zusage oder verlangen höhere Zinsen.
- Rahmenkredite
Für einen Rahmenkredit räumt die Bank ihrem Geschäftskunden einen zuvor vereinbarten Kreditrahmen ein. Diesen kann der Kunde nach Bedarf vollständig oder teilweise abrufen. Er ist ähnlich wie ein Dispokredit mit höheren Zinsen als bei einem gewöhnlichen Ratenkredit.
- Sofortkredite
Blitz- oder Sofortkredite stellen eine besondere Form des Ratenkredits dar. Er ist deshalb für Selbstständige interessant, weil die Kreditzusage in kürzester Zeit erfolgt, das Geld ist oft innerhalb von 24 Stunden auf dem Konto des Kreditnehmers gutgeschrieben.
- Kleinkredite
Kleinkredite zeichnen sich durch eine geringe Kreditsumme aus, die meistens maximal 3.000 bis 5.000 Euro beträgt. Bei diesen eher kleinen Beträgen haben Selbstständige gute Chancen auf eine Kreditbewilligung. Auch hier ist es notwendig, ein geregeltes Einkommen nachzuweisen. Eine Sonderform des Kleinkredits ist der Minikredit. Dabei handelt es sich um Kreditsummen von wenigen hundert Euro.
Sonderform: Kredite von privat für Selbstständige
In vielen Fällen sind Privatpersonen die Rettung für Selbstständige. Spezielle Onlineplattformen vermitteln sogenannte Peer-to-Peer- oder P2P-Kredite. Diese Plattformen führen Angebot und Nachfrage zusammen. Dabei sind Privatpersonen die Kreditgeber. Der Vorteil: Selbstständige haben hier auch bei schlechter Bonität Chancen auf einen Kredit. Allerdings können im Gegenzug die Zinsen relativ hoch sein. Dies bedeutet für den Investor eine gute Rendite. Hat der Kreditnehmer eine Immobilie, die den Kredit absichern kann, handelt es sich um ein P2P-Immobiliendarlehen. Dabei erhält der Gläubiger eine Absicherung des Kredits in Form einer Eintragung im Grundbuch: eine Grundschuld. Wofür der Selbstständige das Geld verwenden möchte, spielt dabei keine Rolle.
Diese Kreditform ist besonders für Selbstständige interessant, die einen Großauftrag erhalten haben und dafür in Vorleistung gehen müssen. Weiterhin ist sie geeignet, um ein besonders günstiges Angebot eines Lieferanten zu nutzen, wenn nicht ausreichend Liquidität für eine Sofortzahlung vorliegt.
Kredite für Selbstständige für geschäftliche Zwecke
Kredite für geschäftliche Zwecke sind entweder ein Betriebsmittelkredit, mit dem der Selbstständige Waren finanziert, oder es handelt sich um einen Kredit für Investitionen, mit dem das Unternehmen Maschinen anschafft oder andere Anlagegüter. Dafür können Selbstständige Förderkredite erhalten. Die nationale Förderbank heißt Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW). Mittelständische Unternehmen und Existenzgründer erhalten hier Fördermittel, um beispielsweise Infrastruktur- oder Wohnungsbauprojekte durchzuführen. Der ERP-Gründerkredit und der KfW-Unternehmerkredit richten sich ganz speziell an Gründer und Selbstständige. Merkmale dieser Kredite sind tilgungsfreie Anlaufjahre und sehr günstige Zinssätze.
Selbstständige erhalten staatliche Mikrokredite
Mikrokredite sind ein Angebot aus dem staatlichen Mikrokreditfonds Deutschland. Daraus werden ausschließlich unternehmerische Aktivitäten finanziert. Selbstständige können je nach Ausgangssituation zwischen 1.000 und 10.000 Euro beantragen. Tilgt der Selbstständige diesen ersten Kredit ohne Probleme innerhalb von sechs Monaten, kann er einen zweiten Kredit beantragen. Dabei darf das Gesamtkreditvolumen 25.000 Euro nicht übersteigen. Den Antrag stellen Selbstständige beim zuständigen Mikrofinanzinstitut, wie beispielsweise bei der Gesellschaft für Mittelstandsforschung.
Neben den vom Bund geförderten Kreditprogrammen gibt es auch Fördermöglichkeiten für Selbstständige durch die Bundesländer. So geben etwa die Investitionsbanken Berlin oder Schleswig-Holstein Mikrokredite heraus, die Selbstständige ohne bankenübliche Besicherung und mit vereinfachter Antragstellung beantragen können. Diese Mikrokredite haben eine Höchstsumme von 25.000 Euro.
Tipps damit es mit dem Kredit für Selbstständige klappt
Die besten Chancen haben Selbstständige in der Regel bei ihrer Hausbank, die die individuelle Situation kennt. Um die Wahrscheinlichkeit zu erhöhen, am Ende eine Kreditzusage zu erhalten, können Selbstständige einiges tun:
- einen Bürgen finden, der bei Zahlungsausfall die Schulden begleicht,
- einen zweiten Kreditnehmer finden, der den Kreditvertrag unterschreibt,
- der Bank Sicherheiten in Form eines Firmenwagens, privater Spareinlagen, Lebensversicherungen, Aktien oder Ähnlichem anbieten,
- Verträge oder Absichtserklärungen vorlegen, die die Zukunftsprognosen erleichtern.
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