Die richtige Höhle ist draußen
Findige Köpfe und Gründer von Start-ups stellen sich den kritischen Nachfragen von Finanz- und Marktexperten und buhlen um Förderung – das ist die beliebte Fernsehshow „Die Höhle der Löwen“, bei der es gilt, ein innovatives Produkt oder eine neue Dienstleistung erfolgreich darzustellen und einen Gründungszuschuss zu ergattern.
Das TV-Spiel um die Anschub-Finanzierung ist unterhaltsam – aber nichts im Vergleich zur richtigen Höhle der Löwen da draußen: Sehr schnell sehen sich junge Unternehmensgründer mit den Realitäten der globalisierten Businesswelt konfrontiert, und dort wird mit harten Bandagen und nach unerbittlichen Regeln gekämpft. Neben den lokalen Gegebenheiten, unter denen der USP des eigenen Produktes gefunden und ein passendes Marketing betrieben werden muss, greifen plötzlich internationale Finanzmechanismen in das Treiben der jungen Firmen ein.
Gute Ideen – schwierige Praxis
Dabei fängt es oft so nett an: Soll man nicht Fahrräder aus Bambus bauen? Der perfekte, elastische Werkstoff, nachhaltig und hip? Oder einen leckeren Drink auf Basis von Mate zusammenbrauen, der eine junge Käuferschicht anspricht? Auch faire Kleidung aus Biobaumwolle, hergestellt von dörflichen Kooperativen irgendwo in benachteiligten Weltregionen, ist zunehmend marktfähig. Sorgfältig werden Absatzmärkte analysiert und Businesspläne erstellt, Banken kontaktiert, Vertriebsansätze konzipiert und sogar Onlineshops aufgebaut. Förderung gibt es dafür ebenfalls.
Doch dann schwimmt das Schiffchen Unternehmensgründung plötzlich in rauerem Wasser – während erste Käufer für die Produkte begeistert werden können, wirbelt das internationale Finanzgebaren alle Kalkulationen durcheinander. Wer eigentlich nur seine hippen Fahrräder im kleinen Kreis der Zweiradfreaks oder die nachhaltigen Baumwollkleider an ökologisch und sozial verantwortungsbewusste Menschen verkaufen will, sieht sein Unternehmen vom Wechselkurskarussell durcheinandergewirbelt. Die Zulieferer oder Fertiger in Fernost müssen aufgrund von Verschiebungen im Währungsgefüge teurer produzieren oder haben mit steigenden Energie- und Rohstoffpreisen zu kämpfen und – preisen das in ihre Dienstleistung ein. Auch der Lieferant des Matetees aus Argentinien muss auf das Floating der Wechselkurse reagieren, plötzlich ist der Szene-Drink deutlich teurer als konzipiert.
Auch die Kleinen brauchen Sicherheit
Und nun? Die Realität des Marktes zeigt, dass bereits kleine, lokal arbeitende Start-ups und Unternehmen gleich welcher Branche mit Zins- und Währungsrisiken konfrontiert sind. Nahezu jede Lieferkette ist schnell grenzübergreifend und gewinnt internationale Dimensionen, weshalb ein stabilisierendes Zins- und Währungsmanagement unabdingbar ist, um die Risiken von Wechselkursschwankungen zu minimieren und sich einen günstigen Marktkurs zu sichern.
Und das gilt umso mehr, wenn sich ein Unternehmen auf ein einziges außereuropäisches Zulieferland fokussiert und sich dadurch abhängig macht. Wer regelmäßig Zahlungen in fremden Währungen leisten muss oder bei einer turbulenten Preisdynamik im Rohstoffsektor mit einer flexiblen Liquiditätssteuerung arbeitet, kann ohne ein passendes Zins- und Währungsmanagement schnell in Schwierigkeiten geraten –da mag das Produkt noch so gut in das eroberte Marktsegment passen.
Annäherung von zwei Seiten
Das Fazit ist klar: Sowohl die Unternehmen als auch die Banken müssen diese Mechanismen stärker berücksichtigen. Ein guter Businessplan fokussiert nicht nur auf den möglichen Absatz von wachsenden Stückzahlen gleich welchen Produktes, sondern muss auch im Bereich Finanzierung mit soliden Ansätzen überzeugen.
Wie wichtig auch für Banken die Unterstützung selbst kleiner und mittelständischer Kunden bei Zins- und Währungsrisiken ist, zeigen die Veränderungen in den jeweiligen Leistungsportfolios – wenn mit herkömmlicher Kredit- und Darlehensvergabe zu Niedrigzinszeiten kaum noch ein Blumentopf zu gewinnen ist, müssen auch im Finanzsektor neue Services her. Bis hinab auf die regionale Ebene lassen sich immer mehr Banken von spezialisierten Beratungsunternehmen fit machen für das neue Geschäftsfeld Zins- und Währungsmanagement – damit Bambusfahrräder, Matetees und faire Baumwollkleider auch im Inland unter stabilen Bedingungen gehandelt werden können.