Immer mehr nachgefragt: die Berufsunfähigkeitsversicherung
Wer aufgrund eines Unfalles nicht mehr arbeiten kann, läuft Gefahr, Sozialhilfe beziehen zu müssen, sobald das Ersparte aufgebraucht ist. Menschen sollten sich deswegen fragen, ob eine Berufsunfähigkeitsversicherung (BU-Versicherung) für sie sinnvoll ist. Die BU-Versicherung soll den Verdienstausfall des Arbeitnehmers abmildern. Das bedeutet, die Versicherung springt mit einem vorher festgelegten, monatlich festem Betrag für den Ausfall des Gehalts ein, wenn der Arbeitnehmer aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr arbeiten kann. Gerade für Gründer und Unternehmer, die meistens nicht durch staatliche Rentenansprüche geschützt sind, ist eine BU-Versicherung äußerst sinnvoll.
Die Unterschiede: arbeitsunfähig, berufsunfähig, erwerbsunfähig
- Arbeitsunfähig kann man bereits mit einem geprellten Handgelenk sein. Ein Arzt stellt fest, dass man die berufliche Tätigkeit vorübergehend nicht ausüben kann und schreibt einen Attest. Obwohl der Beruf temporär nicht ausgeübt werden kann, gilt man nicht als berufsunfähig. Arbeitnehmer können sich freuen, dass der Arbeitgeber 6 Wochen lang den regulären Lohn weiterzahlt (Stichwort: Lohnfortzahlung im Krankheitsfall).
- Berufsunfähig gilt man, wenn der zuletzt ausgeübte Tätigkeit, so wie sie vor der gesundheitlichen Beeinträchtigung ausgestaltet war, ganz oder teilweise nicht weiter ausgeübt werden kann. Gründe hierfür sind meistens Krankheit, Unfall oder überdurchschnittliche Abnahme kognitiver und körperlicher Fähigkeiten im Alter.
- Erwerbsunfähig ist, wer zukünftig auch keiner anderen Arbeit mehr nachgehen kann. Dann greift die staatliche Erwerbsminderungsrente. Wenn der Betroffene nur noch weniger als 3 Stunden täglich arbeitsfähig ist, zahlt die gesetzliche Rentenversicherung eine volle Erwerbsminderungsrente. Dabei werden alle möglichen Tätigkeiten geprüft, nicht nur der zuletzt ausgeübte Beruf. Selbstständige und Freiberufler, die nicht in der gesetzliche Rentenkasse sind, werden auf diesem Wege nicht abgesichert.
Wer braucht eine Berufsunfähigkeitsversicherung?
Jeder kann von Berufsunfähigkeit betroffen sein. Das ist vielen Menschen aber gar nicht bewusst. Gerade junge Leute unterschätzen oft das Risiko, ihren Beruf einmal nicht mehr ausüben zu können. Laut der Deutschen Rentenversicherung scheidet etwa jeder vierte Erwerbstätige aus gesundheitlichen Gründen aus dem aktiven Berufsleben aus. Wer nicht schon privat vorgesorgt hat, dem bleibt nur die staatliche Absicherung. Diese leistet aber nur bei teilweiser bzw. voller Erwerbsunfähigkeit und die Höhe der Auszahlungen ist sehr knapp bemessen.
Wer muss besonders aufpassen?
Gründer und Unternehmer gehören in der Regel in die Gruppe der Selbstständigen und Freiberufler. Für sie gibt es keine staatliche Absicherung im Falle einer Berufsunfähigkeit. Menschen aus dieser Gruppe sollten die Vorteile einer Berufsunfähigkeitsversicherung unbedingt in Erwägung ziehen. Für Selbstständige ist diese Versicherung besonders wichtig, weil es für sie weder den Erwerbsunfähigkeitsschutz, noch den Schutz über eine gesetzliche Unfallversicherung gibt. Auch eine gesetzliche Arbeitslosenversicherung gibt es für Selbstständige nicht. Hier hilft die BU-Versicherung mit dem finanziellen Ausgleich.
Wann greift die Berufsunfähigkeitsversicherung?
Beträgt der BU-Grad 50 oder mehr als 50 Prozent, zahlt die Berufsunfähigkeitsversicherung. Der BU-Grad muss dabei von einem Arzt festgestellt werden. Das bedeutet, wenn jemand dauerhaft aufgrund einer Krankheit oder eines Unfalls zu 50 % seine aktuellen Beruf nicht mehr ausüben kann, erhält er die ausgemachte Berufsunfähigkeitsrente. Wichtig hier: ein Arzt muss bescheinigen, dass eine Krankheit oder ein körperlicher Verfall vorliegt. Die häufigste Ursache für eine Berufsunfähigkeit ist in Deutschland eine psychische Erkrankung. Gefolgt von Erkrankungen des Bewegungsapparates (Osteoporose, Arthrose, Arthritis) und schließlich onkologischen Diagnosen auf Platz drei.
Was geschieht bei Berufsunfähigkeit ohne Versicherung?
Ohne eine Berufsunfähigkeitsversicherung steht den gesetzlich Rentenversicherten oft nur ein Drittel ihres letzten Bruttogehalts als Erwerbsminderungsrente zu. Davon fließen zusätzlich noch Steuern, Krankenkassenbeiträge sowie evt. weitere Pauschalen ab. In vielen Fällen erreicht diese Rente nicht einmal das Hartz IV-Niveau. Wer keinen staatlichen Rentenanspruch besitzt, den trifft es sogar noch härter. Dazu zählen Selbstständige, Freiberufler und Berufsanfänger. Eine gute BU-Versicherung kommt genau hier zum tragen. Einen Großteil der wegbrechenden Einkünfte wird kompensiert und der Betroffene erhält monatliche Leistungen in der Höhe der vertraglichen Vereinbarungen.
Wie lange zahlt die Berufsunfähigkeitsversicherung?
Die Vertragsbedingungen regeln, wie lange eine BU-Versicherung zahlt. Grundsätzlich wird eine BU-Rente so lange ausgezahlt, wie die betroffene Person berufsunfähig ist. Versicherer haben das Recht, regelmäßig überprüfen, ob die gesundheitlichen Einschränkungen noch bestehen und eine Berufsunfähigkeit nach wie vor gegeben ist. Liegen die Voraussetzungen nicht mehr vor, kann die Zahlung der BU-Rente eingestellt werden.
Wann zahlt die Berufsunfähigkeitsversicherung nicht?
Der BU-Grad muss ärztlich festgestellt und dokumentiert werden. In der Praxis liegt allerdings die Schwierigkeit in der genauen Prozentangabe. Denn in keinem Regelwerk ist geregelt, was unter der 50 % Schwelle genau zu verstehen ist. Gerade bei Grenzfällen kann es dadurch zu Streitigkeiten zwischen dem Versicherer und dem Versicherten kommen. Mitunter ist es ratsam, zusätzlich zu einer BU-Versicherung eine private Rechtsschutzversicherung abzuschließen. Denn ein Rechtsstreit mit dem Versicherer kann kostenintensiv werden und sich über längere Zeit ziehen.
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