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GmbH-Recht

Auswirkungen der GmbH-Reform auf die Gründung einer mittelständischen GmbH

Am 23. Mai. 2007 hat das Bundeskabinett den Regierungsentwurf des Gesetzes zur Modernisierung des GmbH-Rechts und zur Bekämpfung von Missbräuchen (MoMiG) beschlossen. Das Gesetzgebungsverfahren soll jetzt in der ersten Hälfte des Jahres 2008 abgeschlossen werden.

Ziel des MoMiG

Das MoMiG soll das GmbH-Recht flexibilisieren und deregulieren sowie zugleich Missbräuche, insbesondere solche der "Firmenbestattungen", bekämpfen. Hierdurch soll der Mittelstand gestärkt werden und die deutsche GmbH gegenüber ausländischen Rechtskapitalgesellschaften, insbesondere der englischen Limited, attraktiver gemacht werden, ohne die bestehenden Vorzüge der jetzigen GmbH zu beseitigen. 

Auswirkungen auf die Gründung einer mittelständischen GmbH

Durch die Reform des GmbH-Rechts soll insbesondere die Gründung einer mittelständischen GmbH erleichtert werden. Dabei werden vor allem vier Aspekte der Reform relevant:

Von besonderer Bedeutung ist die Herabsetzung des Mindeststammkapitals auf 10.000 Euro sowie die Einführung einer "Unternehmergesellschaft". Zudem soll die Eintragung ins Handelsregister durch Abkoppelung von einer eventuell notwendigen verwaltungsrechtlichen Genehmigung beschleunigt werden. Schließlich ermöglicht ein Mustergesellschaftsvertrag die GmbH-Gründung ohne Beratung oder Belehrung durch einen Notar.

1. Herabsetzung des Mindeststammkapitals und "Unternehmergesellschaft" 

  • Bedeutung ausländischer Kapitalgesellschaften bei Unternehmensgründung

Der Europäische Gerichtshof hat bekanntermaßen in den Jahren 2002 und 2003 entschieden, dass ausländische Kapitalgesellschaften ihren Verwaltungssitz nach Deutschland verlegen können. Gestützt wurden diese Entscheidungen auf die so genannte Niederlassungsfreiheit. Seit diesen Entscheidungen steigt insbesondere die Zahl der englischen Ltd. mit Verwaltungssitz in Deutschland, die bereits mit einem englischen Pfund gegründet werden können. Die Anzahl der niedergelassenen Ltd. ist zwar nicht exakt ermittelt, lag aber im Jahr 2005 zwischen 20.000 und 30.000. Angesichts der Gesamtzahl der deutschen GmbH von ca. einer Million ist das zwar relativ wenig. Betrachtet man dagegen die Neugründungen, spielt die Ltd. eine nicht unerhebliche Rolle. Die Reform des GmbH-Gesetzes soll auch die GmbH im Verhältnis zur ausländischen Kapitalgesellschaft, wie der Ltd., attraktiver machen.

  • Herabsetzung des Mindeststammkapitals

Der Referentenentwurf sieht in § 5 Abs. I GmbHG eine Herabsetzung des derzeitigen Mindeststammkapitals von 25.000 Euro auf 10.000 Euro vor. Die Höhe des Stammkapitals entspricht in etwa dem europäischen Durchschnitt. Aus Wissenschaft und Praxis gab es bereits seit längerer Zeit Kritik über die jetzige Höhe des Stammkapitals, wodurch insbesondere bei Neugründungen ein Wettbewerbsnachteil zu anderen europäischen Kapitalgesellschaften gesehen wurde. Insbesondere im Dienstleistungssektor (inzwischen der größte Teil der Neugründungen von Kapitalgesellschaften) erscheint eine Ausstattung der GmbH mit einem hohen Stammkapital nicht unbedingt erforderlich. Durch die Herabsetzung des Stammkapitals auf 10.000 Euro soll insbesondere Kleinunternehmern die Existenzgründung erleichtert werden.

Der Gesetzgeber beabsichtigt, mit diesem Stammkapital von 10.000 Euro die Seriositätsschwelle noch einzuhalten, obwohl in Wissenschaft und Praxis nicht unerhebliche Stimmen vorhanden sind, die eine weitere Herabsetzung auf ein Euro befürworten. Auf der anderen Seite gibt es auch nicht unerhebliche Stimmen, die bereits die Herabsetzung auf 10.000 Euro für übertrieben erachten, da dieses Mindeststammkapital nicht nur als Puffer für Verluste, sondern auch als Ausgleich für die fehlende persönliche Haftung der Gesellschafter zu betrachten ist. Der Gesetzgeber hat versucht, mit dem neu geplanten Mindeststammkapital von 10.000 Euro den guten Ruf der deutschen GmbH aufrecht zu erhalten, da in der Bevölkerung der Ruf der englischen Ltd. aufgrund des fehlenden Stammkapitals "angekratzt" ist.

Betrachtet man die Praxis, so stellt sich natürlich schon die Frage, ob ein Stammkapital von 10.000 Euro noch Sinn macht. Auch das jetzige Stammkapital von 25.000 Euro ist im Rahmen von wirtschaftlichen Anfangsschwierigkeiten oder auftretenden Krisen der Kapitalgesellschaft sehr schnell verbraucht, so dass die Frage der Insolvenzantragspflicht bei einer GmbH mit 10.000,00 € Stammkapital sich sehr schnell stellen kann. Auf der anderen Seite ist auch zu berücksichtigen, dass das jetzige Stammkapital von 25.000 Euro tatsächlich keinen sonderlichen Schutz der Gläubiger darstellt. Aus Gläubigersicht spielt es daher wohl keine große Rolle, ob das Stammkapital 25.000 Euro oder 10.000 Euro beträgt.

Ob das Ziel des Gesetzgebers damit erreicht wird, die deutsche GmbH, beispielsweise im Verhältnis zur englischen Ltd. attraktiver zu gestalten, wird sich zeigen. Gewisse Zweifel sind aber anzumerken, da es ein nicht unerheblicher Unterschied ist, ob eine englische Ltd. mit einem englischen Pfund gegründet wird oder eine deutsche GmbH mit 10.000 Euro Stammkapital. In der Praxis wird bei der englischen Ltd. allerdings oft übersehen, dass diese relativ hohe laufende Kosten hat, da in England der Hauptsitz zu verwalten ist und dort auch Jahresabschlüsse gefertigt werden müssen. 

Die Unternehmergesellschaft

Um die Attraktivität der deutschen GmbH im Verhältnis zu ausländischen Kapitalgesellschaften zu erhöhen, gleichzeitig aber den Ruf der deutschen GmbH nicht zu schwächen, sieht der Regierungsentwurf einen neuen § 5 a GmbHG vor, in dem die so genannte "Unternehmergesellschaft" eingeführt wird. Nach dieser Neugestaltung ist bei einer Neugründung ein Stammkapital von nur einem Euro erforderlich. Dieses Stammkapital muss aber als Bareinlage erbracht werden. Eine Sacheinlage ist ausgeschlossen. Als Ausgleich für dieses geringe Haftungskapital dürfen die Gewinne des Unternehmens nicht voll ausgeschüttet werden, sondern müssen zu mindestens 25 Prozent thesauriert werden. Mit der Zeit soll so ein ausreichendes Eigenstammkapital geschaffen werden. Diese Gewinnrücklage darf nur zu einer Kapitalerhöhung aus Gesellschaftsmitteln verwendet werden. Von einer solchen Thesaurierungspflicht kann sich die Unternehmergesellschaft nur befreien, wenn sie aufgrund einer Kapitalerhöhung - sei es aus Gesellschaftsmitteln oder Gesellschaftereinlagen - ein Stammkapital von zumindest 10.000 Euro erreicht hat.

Weiterhin muss zwingend der Rechtsformzusatz "Unternehmergesellschaft (haftungsbeschränkt)" bzw. "UG (haftungsbeschränkt)" geführt werden. Eine weitergehende Abkürzung ist nicht möglich. Auf diese Weise kann der Rechtsverkehr die möglicherweise niedrigere Kapitaldecke erkennen.

Gerade für kleinere Gründungen scheint diese Variante attraktiv zu sein, wobei eine Gründung mit einem Stammkapital von ein Euro nicht praktikabel erscheint, da die Gesellschaft alleine durch die Gründungskosten überschuldet ist. Die Reduzierung des ausschüttbaren Bilanzgewinnes bei neu gegründeten Unternehmen erscheint hinnehmbar, da zumindest in den meisten Fällen die Gesellschafter auch gleichzeitig Geschäftsführer sind und so über das Geschäftsführergehalt ausreichend über Einnahmen verfügen.

Ob diese Unternehmergesellschaft sich auf dem Markt durchsetzen wird, bleibt abzuwarten. Sicherlich ist die Idee begrüßenswert, als Alternative zur englischen Ltd. eine deutsche Gesellschaft anzubieten. Begrüßenswert erscheint auch, dass das Stammkapital nur am Anfang nicht voll einbezahlt sein muss und durch Gewinnrücklagen gebildet werden kann. Die Praxis zeigt allerdings, dass die meisten GmbH-Insolvenzen in den Anfangsjahren zu beklagten sind. Die Ausfallquote wird daher voraussichtlich steigen, wobei der Rechtsverkehr durch den zwingenden Zusatz ausreichend geschützt scheint.

Ob durch dieses erhöhte Insolvenzrisiko das Ansehen der "Unternehmergesellschaft" in Mitleidenschaft gezogen werden wird, bleibt abzuwarten. Das gleiche gilt für die praktischen Insolvenzprobleme (Insolvenzverschleppung, Haftung des Gesellschafters für nicht erbrachte Stammeinlagen).

2. Beschleunigung des Eintragungsverfahrens

Das MoMiG sieht eine vollständige Abkoppelung von verwaltungsrechtlichen Genehmigungsverfahren vor. Auch soll gestrichen werden, dass bei einer Ein-Mann-GmbH Sicherheiten zu leisten sind, soweit das Stammkapital nicht sofort voll einbezahlt ist. Bis jetzt musste neben der eidesstattlichen Versicherung, dass das Stammkapital einbezahlt ist und zur freien Verfügung steht, oft ein entsprechender Nachweis (Kontoauszug) erbracht werden. Dieser Nachweis wird zukünftig wahrscheinlich nicht mehr erforderlich sein. Hintergrund dieser Erleichterungen ist, dass ab dem 1. Dezember 2007 Handelsregister, Genossenschaftsregister und Unternehmensregister elektronisch geführt werden und so eine Beschleunigung erfolgen soll.

Diese Änderungen sind sicherlich zu begrüßen, da die Vereinfachung auch zu einer Beschleunigung führen wird.

Fazit: Festzuhalten bleibt, dass eine Reform des GmbH-Rechts grundsätzlich zu begrüßen ist. Der Gesetzgeber hat sich bei dieser Reform auch Gedanken gemacht, um eine "Flucht" in die englische Ltd. zu stoppen und gleichzeitig die Seriosität der deutschen GmbH zu bewahren. Ob das gelingt, erscheint allerdings etwas zweifelhaft, da nach wie vor ein Mindeststammkapital von zumindest 10.000  Euro geschaffen werden muss und auch durch die "Unternehmergesellschaft" lediglich die Bareinlage bei Gründung reduziert wird, das Stammkapital als solches aber durch die Thesaurierungspflicht verbleibt.

Auf dem Markt ist die englische Ltd. bereits vertreten und wird auch weiterhin vertreten sein. Warum der Gesetzgeber nicht eine neue Kapitalgesellschaft mit einer Stammeinlage von ein Euro geschaffen hat, ist nicht ganz nachvollziehbar. Wer eine solche Kapitalgesellschaft wünscht, hat bereits jetzt die Möglichkeit, eine solche Gesellschaft zu gründen durch Inanspruchnahme ausländischen Gesellschaftsrechts. Die sich hieraus in der Praxis ergebenden erheblichen Probleme, wie beispielsweise die Frage, welches Recht Anwendung findet, würde durch eine neue deutsche Kapitalgesellschaft mit einem entsprechend niedrigen Stammkapital bewältigt werden.

Die vorgesehene "Sparversion" durch Verzicht auf jegliche notarielle Beurkundung, und damit wahrscheinlich auch Beratung, erscheint über das Ziel hinausgeschossen.

Autor: DASV

Der Autor ist Mitglied in der Deutschen Anwalts- und Steuerberatervereinigung für die mittelständische Wirtschaft e.V., Brühl

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