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Warum es für verschiedene Gründungs-Typen unterschiedliche Geschäftsmodell-Werkzeuge gibt

Die Produkt-Treppe ist die Canvas für smarte Selbstständige

Wenn man nach den Business-Model-Werkzeugen fragt, könnte man das Gründungs-Lager grob in zwei Klassen unterteilen: Online-Start-ups, die die Canvas nutzen, und klassische Betriebe, die eher einen Businessplan schreiben. In diesem Artikel möchten wir Geschmack auf einen dritten Weg machen, der quasi dazwischen liegt: die smarte Selbstständigkeit, geplant mit der Produkt-Treppe®.

Quelle: Smart Business Concepts

Vor 10 Jahren begann die visuelle Revolution

„Geschäftsmodell“ ist heute ein Schlüsselwort. Mit ausgelöst wurde dies 2010 durch das Buch „Business Model Generation“ von Alexander Osterwalder und Yves Pigneur. Dieses Buch stellte an vielen Stellen das vorherige, oft verstaubte Vorgehen bei Gründung und Betriebswirtschaft in Frage. Und es brachte ein neues visuelles Werkzeug: die Business Model Canvas. Diese Wende war überfällig und so wurde in der Start-up Welt „die Canvas“ zu einem Quasi-Standard.

So verstehen wir den Begriff Start-up

In Deutschland werden Begriffe wie „Start-up“ oder „Selbstständigkeit“ je nach Kontext sehr unterschiedlich genutzt. Streng genommen kann „Start-up“ jede Gründung umschreiben. Wir verwenden diesen Begriff hier vor allem für Online-Start-ups, also für Geschäftsmodelle, die nur dann funktionieren, wenn in der Mitte eine digitale Plattform steht. In dieser digitalen „Start-up Szene“ ist die Canvas heute ein ständig gebrauchtes Werkzeug. Verkürzt kann man sagen: Online Start-ups nutzen die Canvas.

Die meisten Geschäftskonzepte sind noch klassisch

Online Start-ups sind faszinierend. Die große Masse der deutschen Gründungen kommen aber aus einer anderen Schicht. Es sind „Selbstständige“ im Sinne von Einzelunternehmern oder kleineren klassischen Betrieben. Diese arbeiten bei der Entwicklung ihres Konzeptes eher mit einem klassischen Businessplan. Sie verzichten also oft auf eine Visualisierung und gehen gleich in die Zahlen.

Gibt es noch eine Klasse dazwischen?

Natürlich ist die Wirklichkeit vielschichtiger. Vor allem an einem Punkt: Zwischen den hochoktanen Pure-Online-Konzepten und den klassischen Betrieben gibt es noch eine dritte, wachsende Schicht von neuen Geschäftskonzepten. Wir nennen diese „smarte Konzepte“, weil sie quasi Zwitter sind, Geschäftskonzepte, die auf der einen Seite von der Dimension eher in das Lager der Selbstständigen passen, auf der anderen Seite neu denken und neue digitale Technik nutzen.

Smarte Selbstständigkeiten

Smarte Konzepte fallen durch ihre Gelenkigkeit auf. Sie arbeiten mit Komponenten, fügen fertige digitale Bausteine zusammen oder nutzen bestehende Plattformen. Der Vorteil: Dafür müssen sie nicht selbst coden, es braucht keine teuren, angestellten Developer etc. Viele klassische Selbstständige oder Betriebe könnten mit diesem Vorgehen eine digitale Etage „nach oben klettern“, ohne gleich in den Start-up Zirkus hinein zu müssen.

Wie visualisiere ich ein smartes Konzept?

Smarte Konzepte kombinieren oft klassische und digitale Dinge, wandern zwischen den Welten und betreten damit (zumindest für sich selbst) Neuland. Es gibt eine bunte Szene von smarten Makern, Händlern, Experten, Service- und Erlebnisanbietern. Hier werden oft klassische Angebote mit neuen digitalen kombiniert. Die zentrale Frage dabei: Wie soll dieses neue Angebots-Portfolio aussehen?

Die Canvas ist kein Portfolio-Modell

An dieser Stelle passt die Canvas nicht immer. Sie kommt aus dem Lager der großen digitalen Konzepte, stellt vor allem einen Haupt-Wertschöpfungs-Strom dar, nicht aber die einzelnen Produkte. Sinnvoll für eine Plattform wie Spotify, nicht aber für die oben genannten Mischmodelle klassisch / smart mit diversen Angeboten und Produkten.

Zeit für ein Portfolio Werkzeug

Wir haben die letzten 10 Jahren mit solchen smarten Grenzgängern gearbeitet und aus den Beobachtungen ein Geschäftsmodell-Werkzeug geschaffen, das hilft, einfach und intuitiv das eigene neue Produkt-Portfolio zu entwickeln: die Produkt-Treppe®.

Um das eigene Portfolio übersichtlich zu halten, wird auf 6 Stufen gearbeitet. Dies zwingt zur Konzentration. Aber keine Sorge: Gleich ob Food-Maker, Content-Producer, Erlebnis-Anbieter, Productized Service oder Shop-Betreiber, Sie bekommen das auf 6 Stufen hin.

Etablieren Sie auf der 3 Ihr „Arbeitspferd“

Die Produkt-Treppe hat eine aufsteigende Wertigkeit. Angebote oben sind „hochwertiger“. In der Mitte Ihrer Treppe ist Ihre Tragschicht, dort steht Ihr stabiler Umsatz. Und damit auf der 3 Ihr Hauptangebot. Auf einer Stufe kann ein einzelnes Produkt stehen oder auch ein komplettes Teilsortiment.

Unten stehen Reichweitenprodukte

Unten auf Ihrer Treppe stehen Reichweitenprodukte. Dies sind Produkte, die vor allem Kunden anziehen, aber nicht zwingend viel zum Ertrag beitragen. Hin und wieder erzeugen diese Angebote sogar ein Minus in der Kasse. Aber Sie brauchen dies, um Ihre Treppe „anzufüttern“.

Oben gibt es eine Sahnehaube

Oben auf der Treppe, auf den Stufen 5 und 6, wenden Sie sich den Superuserprodukten zu. Dies sind Angebote, die von wenigen Ihrer Kunden abgefragt werden, die aber überdurchschnittlich viel auf einmal brauchen / wünschen.

Produkt-Portfolio ist Geschäftsmodell

Sie erhalten mit diesem Vorgehen drei verschiedene Produkt-Segmente und bekommen damit sofort auch Strukturen für Ihr Geschäftsmodell, das Marketing, die benötigten digitalen Komponenten und vieles mehr. Unser Rat für Selbstständige, die sich ein eigenes smartes Produkt-Portfolio aufbauen: Erst die Treppe, dann der Businessplan. Sie werden sich durch die Vorarbeit im visuellen Modell die eine oder andere Sackgasse sparen.

Fazit

Wir sind der festen Meinung, dass sich viele klassische Formen der Selbstständigkeit digital ebenso transformieren werden wie es andere Bereiche unserer Gesellschaft bereits tun. Aber es wird anders passieren, produktorientierter, feinteiliger. Grundsätzlich raten wir dazu, nicht allein mit einem Businessplan zu arbeiten, sondern diesen immer mit einem visuellen Modell zu kombinieren. Haben Sie nur einen starken, zentralen Wertschöpfungs-Strom ist die Canvas das Modell der Wahl, haben Sie eher ein Angebots-Portfolio, greifen Sie zur Produkt-Treppe.

Autor: Ehrenfried Conta Gromberg

Ehrenfried und Brigitte Conta Gromberg haben 25 Jahre unternehmerische Erfahrung und sind die Initiatoren der Solopreneur Days, leben im Süden von Hamburg und begleiten Entrepreneure, Start-ups und soziale Organisationen bei der Entwicklung ihrer Geschäftsmodelle. In den letzten 10 Jahren entstand in dieser Zusammenarbeit die Produkt-Treppe®, über das auch ihr viertes Buch handelt:
Business Model Produkt-Treppe, Das intuitive Tool für Selbstständige, Solopreneure, Experten und Projektleiter, ISBN: 978-3-943895-85-8.

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