Was alleine nicht gelingt, dass entsteht in Kombination. Das mag man auch über das Großprojekt der Enertrag AG sagen. Deren Konzept eines Hybridkraftwerkes ist Ergebnis der Zusammenarbeit mit Forschungseinrichtungen in Stralsund, Braunschweig und Leipzig. Und dass zur Grundsteinlegung im April letzten Jahres sogar Bundeskanzlerin Merkel und Ministerpräsident Platzeck erschienen sind, beweist, dass es nicht schlecht sein kann, was dabei entstanden ist.
Umwandlung von Windkraft in Wasserstoff
Aber was ist es denn jetzt eigentlich ein Wind-, Wasser-, oder Biogaskraftwerk? Aus der Ferne betrachtet fallen zunächst die drei riesigen Windräder auf. Sie produzieren eine Leistung von jeweils zwei Megawatt, die direkt ins örtliche Stromnetz geleitet werden. Problematisch an der Windkraft ist jedoch, dass die produzierte Energie schlecht gespeichert werden kann. Und gerade nachts, wenn der Strombedarf wesentlich geringer ist, die Anlagen aber trotzdem Strom produzieren, verfällt ein großer Teil davon. Nicht aber in Prenzlau: Die nächtliche Energie wird im neuen Kraftwerk einfach in einem Elektrolyseur in klimaneutralen Wasserstoff umgewandelt.
Und hier hört das Kraftwerk auf, bloß eine Windanlage zu sein, denn stündlich sollen hier bis zu 120 Kubikmeter Wasserstoff entstehen. Diese werden weiter genutzt: Nach der Verdichtung in einem Kompressor wird die örtliche Tankstelle mit dem Rohstoff beliefert, welche die Energie darauf als Kraftstoff für Wasserstoffmotoren verkauft. Dazu der Vorstandvorsitzende der Enertrag AG, Jörg Müller: "Mit unserem Hybridkraftwerk kann Windenergie auf wirtschaftliche Art und Weise gespeichert werden. Außerdem schließen wir die Lücke zwischen Erneuerbaren Energien und energieeffizienter Mobilität: Nur regenerativ erzeugter Wasserstoff ermöglicht nachhaltig eine wirtschaftliche CO2-neutrale Mobilität."
Und wenn bei anhaltend starken Windverhältnissen noch immer zu viel Strom produziert wird, muss im Hybridkraftwerk trotzdem nichts verfallen. Der Wasserstoff-Überschuss wird dann einfach Biogas zugeführt, mit dem der dritte Pfeiler der Anlage betrieben wird. In zwei Blockheizkraftwerken wird das Gemisch der Enertrag AG verfeuert und so – neben Wärme für das Fernwärmenetz der Stadt – jeweils zusätzlich 350 Kilowatt Strom produziert.
Ein Kreislauf von Wind, Wasser und Biogas
Soviel zum Idealzustand. Der ist jedoch immer nur dann gegeben, wenn der Wind ordentlich weht. Der Kreislauf des Prenzlauer Hybridkraftwerkes wird aber erst dann geschlossen, wenn das Gegenteil eintritt. Normale Windanlagen können dann ihre Versorgungssicherheit nicht mehr garantieren und es kommt zu Stromengpässen. Da das Hybridkraftwerk der Enertrag AG auf mehreren Stützen beruht, wird in diesem Fall einfach der Verlust der Windanlagen durch die Energie der Blockheizkraftwerke ausgeglichen und eine stabile Versorgung weiterhin gewährleistet.
21 Millionen Euro kostet das Wind-Wasserstoff-Biogas Hybridkraftwerk, eine Summe zu der auch das Land Brandenburg beigesteuert hat. Laut Enertrag AG soll die Anlage ab dem Frühjahr 2010 sechs Megawatt Leistung ins deutsche Stromnetz einspeisen. Das Projekt wurde im September letzten Jahres bereits mit dem Clean Tech Media Award 2009 in der Kategorie Technologie ausgezeichnet. Dem Energiemix-Kraftwerk ist durchaus zuzutrauen, eine Vorreiterposition einzunehmen. So ist bereits für 2011 im baden-württembergischen Neuried ein weiteres Kraftwerk geplant, dass Energie aus Erdwärme und Biomasse erzeugt.