förderland: Herr Jung, würden Sie sich, Ihre Tätigkeit und die Adinvest AG bitte kurz vorstellen?
Oliver Jung: Ich investiere in Internetfirmen.
förderland: Auf welchem Weg kann ein Gründer am besten mit Ihnen in Kontakt treten?
Jung: Am besten über Xing.
förderland: Welche Faktoren spielen bei Ihrer Entscheidung für oder gegen ein Investment eine Rolle?
Jung: Die Qualität des Gründerteams und ob ein Problem durch die neue Firma gelöst wird.
förderland: Welche Eigenschaften muss ein erfolgreicher Gründer mitbringen?
Jung: Er muss den Ehrgeiz haben, zu gewinnen und er muss bereit sein, neue Wege zu gehen.
förderland: Wenn Sie merken, in einem Unternehmen aus Ihrem Portfolio läuft etwas schief. Wie reagieren Sie?
Jung: Das kann ich pauschal nicht beantworten, es hängt davon ab, was schief läuft. In manchen Fällen hilft eine Ergänzung des Teams.
förderland: Ist eines Ihrer Investments schon Mal so richtig in die Hosen gegangen?
Jung: Ja, ein Investment außerhalb des Internetbereiches, in einem Umfeld in dem ich kein Know-how habe.
förderland: Wie viel Kapital steht Ihnen insgesamt zur Verfügung?
Jung: Insgesamt 50 Millionen Euro.
förderland: An welchem Start-Up haben Sie sich zuletzt beteiligt? Und warum?
Jung: Ich habe mich zuletzt an Brands4friends.de beteiligt - ein Unternehmen, welches teure Markenprodukte zu Freundschaftspreisen an eine geschlossene Community verkauft. Der Verkauf erfolgt in begrenzten Stückzahlen innerhalb von zeitlich begrenzten Aktionen, in der Regel drei bis sieben Tage lang. Ich glaube daran, dass beispielsweise eine Levis Jeans für 40 statt 100 Euro ein attraktives Angebot ist. Aus dem Grund habe ich mich beteiligt.
förderland: Sie selbst haben 1997 Entory gegründet und dann an die Deutsche Börse AG verkauft. Wie haben Sie damals die Startphase Ihres Unternehmens finanziert?
Jung: Wir konnten damals aus eigener Kraft wachsen, da wir von Anfang an profitabel waren und uns keine Gehälter bezahlt haben.
förderland: Mitte 2003 haben Sie dann die "Seiten gewechselt" und investieren seither selbst in Start-Ups und junge Unternehmen. Was hat Sie zu diesem Schritt bewogen?
Jung: Es macht mir mehr Spaß, mehrere Firmen gleichzeitig aufzubauen als nur eine.
förderland: Da Sie ja nun beide Seiten der Medaille kennen - was ist die größere Herausforderung oder macht Ihnen mehr Spaß: investieren oder gründen?
Jung: Dadurch, dass ich zum Teil sehr früh investiere, habe ich von beidem ein wenig. Das macht mir am meisten Spaß.
förderland: Als Investor der ersten Stunde haben Sie mit StudiVZ einen vorbildlichen Exit hingelegt. Verfolgen Sie eigentlich die Unternehmensentwicklungen Ihrer ehemaligen Beteiligungen?
Jung: Ja, ich pflege meine Beziehung zu StudiVZ regelmäßig und bin mit den Gründern auch privat befreundet.
förderland: Die Adinvest AG hat ihren Sitz in der Schweiz. Was tut sich denn in der dortigen Gründerszene?
Jung: Das ist eine gute Frage. Ich weiß nur, dass auch die meisten meiner Kollegen vorwiegend im Ausland - aus Schweizer Sicht - investieren.
förderland: Was ist Ihrer Meinung nach dran am Vorwurf von Techcrunch, deutsche Internet-Start-Up würden sich vor allem durch ihre Copy & Paste-Mentalität auszeichnen?
Jung: Ich habe in viele deutsche Start-Ups investiert, die nicht in diese Kategorie passen. Irgendeine Nähe zu irgendeinem US-Start-Up gibt es jedoch immer, dazu gibt es einfach zu viele US-Start-Ups.
Soviel ich weiß, gab es bei fast allen erfolgreichen deutschen Internetfirmen vorher schon im Ausland eine Firma, die das gleiche Geschäftsmodell betrieben hat.
förderland: Und wo geht`s Ihrer Meinung nach hin, mit der neuen deutschen Web 2.0-Gründerwelle?
Jung: Weiter aufwärts. Für mich sieht das jetzige Umfeld im Internet nach einer lang andauernden Wachstumsphase aus.
förderland: Vielen Dank für das Gespräch.
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