Worum geht's?
Die Hightech-Strategie soll weit mehr erreichen, als zusätzliche Forschungsgelder zu mobilisieren: "Zum ersten Mal hat eine Bundesregierung über alle Ressorts hinweg eine nationale Strategie entwickelt, um unser Land an die Weltspitze der wichtigsten Zukunftsmärkte zu führen," so Annette Schavan, Bundesministerin für Bildung und Forschung, "alle Politikbereiche, die Forschung und Entwicklung berühren, werden auf ein klares Ziel ausgerichtet: Die Innovationspolitik rückt in das Zentrum des Regierungshandelns."
Dieser hohe Anspruch findet sich in vier Schwerpunkten wieder, die in der Hightech-Strategie gesetzt werden:
- 17 Zukunftsfelder hat die Bundesregierung ins Auge gefasst, zum Beispiel die Gesundheitsforschung und Medizintechnik, Umwelttechnologien oder die Mikrosystemtechnik. Für diese Zukunftsfelder werden Ziele festgelegt und ein Fahrplan für Initiativen aufgestellt. "Für alle Felder ist die Aufgabe zentral, neue Märkte für Produkte und Dienstleistungen zu erschließen oder bestehende Märkte zu Leitmärkten auszubauen", heißt es in der Hightech-Strategie.
- Wirtschaft und Wissenschaft sollen eng zusammenarbeiten: Die Hightech-Strategie fördert besonders Kooperationen und Gemeinschaftsprojekte. Zum Beispiel durch eine Forschungsprämie, die beantragt werden kann, wenn eine Hochschule für ein Unternehmen einen Forschungsauftrag ausgeführt hat.
- Ergebnisse der Forschung sollen schneller in Produkte, Dienstleistungen oder Verfahren umgesetzt werden. Dazu werden neue Förderinstrumente entwickelt, um Ideen auf ihre Anwendbarkeit und wirtschaftlichen Chancen zu prüfen, und zwar ohne großen bürokratischen Aufwand. Auch Normen und Standards will man schneller etablieren, damit die Wettbewerbsfähigkeit der Wirtschaft zunimmt. Die öffentliche Verwaltung soll bei der Beschaffung neue Produkte und Technologien berücksichtigen, um Innovationen zu fördern.
- Gründer von Hightech-Unternehmen will die Bundesregierung gezielt unterstützen: "Existenzgründern wird der Weg in den Markt erleichtert, Unternehmern wird bei Kontakten zur Wissenschaft und bei der Umsetzung ihrer eigenen Forschung in Produkte geholfen und die Förderpolitik für kleine und mittlere Unternehmen wird vereinfacht", so formuliert die Hightech-Strategie dieses Ziel. Außerdem soll es leichter werden, für Forschungsaufgaben Geld bei Banken und Investoren zu bekommen. Das gilt auch für die Beschaffung von Risikokapital.
Was verbirgt sich also hinter dem Begriff "Hightech-Strategie für Deutschland"? Eine Wirtschaftspolitik, die eine Vielzahl von Initiativen und Maßnahmen bündelt, um den Standort Deutschland für Hightech-Unternehmen attraktiver zu machen. Dazu zählen eine verstärkte Kooperation zwischen Wissenschaft und Wirtschaft sowie die Förderung von Unternehmensgründungen im Hightech-Bereich.
Wie sieht die Praxis aus?
Die Hightech-Strategie will besonders Existenzgründer und den innovativen Mittelstand fördern: "Ziel der Bundesregierung ist daher, sowohl in forschungsintensiven Industrien als auch in wissensbasierten Dienstleistungsbereichen die Gründungsdynamik zu forcieren, den Zugang zu Finanzierungsmöglichkeiten zu verbessern und attraktive Rahmenbedingungen für private Wagniskapitalinvestitionen durch Venture Capital-Geber und Business Angels zu schaffen." Um das zu erreichen, entwickelt die Bundesregierung ein ganzes Bündel von Maßnahmen - hier eine kleine Auswahl:
Ausgründungen an Hochschulen: Das Programm "Existenzgründungen aus der Wissenschaft" (EXIST) wird in modifizierter Form fortgesetzt, nicht mehr allein in ausgewählten Regionen, sondern bundesweit. Die Maßnahme EXIST-SEED fördert jetzt auch Gründungsvorhaben, die auf wissensintensiven Dienstleistungen beruhen. "Bei technologisch sehr anspruchsvollen Gründungsvorhaben wird der Forschungs- und Entwicklungsbedarf bis zur technologischen Reife der Geschäftsidee abgedeckt", heißt es in der Hightech-Strategie.
Bessere Startbedingungen: Das zentrale Informationssystem "startothek" hilft seit 2006 bei der Gründungsberatung. Von einem elektronischen Handelsregister verspricht sich die Bundesregierung, dass neue Gesellschaften schneller eingetragen werden können. Um eine GmbH zu gründen, sollen in Zukunft nur 10.000 Euro als Mindestkapital notwendig sein - das sieht die Reform des GmbH-Gesetzes vor.
Leichtere Finanzierung: Der bereits bestehende "High-Tech Gründerfonds" wird ausgebaut. Er stellt Beteiligungskapital für technologieorientierte Gründungen bereit, weitere Technologiekonzerne sollen sich daran beteiligen. So will man früh eine Brücke zwischen Konzernen und Gründern schlagen, um strategische Partnerschaften zu erreichen. Hinzu kommen der ERP-Startfonds und der ERP/EIF-Dachfonds, die privates Risikokapital mobilisieren sollen. Weiterhin beschäftigt sich die "Kreditanstalt für Wiederaufbau" mit so genannten Forschungstransferfonds, die wissenschaftliche Ausgründungen finanzieren und ihren Schwerpunkt in den neuen Ländern haben sollen.
Bessere Bedingungen für Risikokapital: Der Markt für Risikokapital ist in Deutschland noch nicht sehr ausgeprägt. Daher nimmt sich die Bundesregierung vor, "steuerlich attraktive Rahmenbedingungen für die Anlage von Vermögen in Wagniskapital zu schaffen". Ein "Private Equity"-Gesetz soll dazu verabschiedet werden.
Das Fazit?
Was auf dem Papier gut klingt, muss sich erst in der Praxis bewähren. 2010 wird man sehen, ob die Forschungsausgaben tatsächlich auf drei Prozent des Bruttoinlandsprodukts gestiegen sind. 2005 lagen sie bei 2,5 Prozent - die Forschungsausgaben müssen also um 20 Prozent steigen, um das Ziel der Bundesregierung zu erreichen. Angesichts dieser Statistik ist es verständlich, wenn sich Bundesministerin Annette Schavan eine kreative Gesellschaft wünscht: "Unsere Vision ist ein Land, das Leistung in Wirtschaft und Wissenschaft würdigt und belohnt. Wir wollen Mut machen, neue Wege zu gehen. Wir wollen eine neugierige und lernende Gesellschaft."
Wo gibt's Informationen?
Die " Hightech-Strategie für Deutschland ", Bundesregierung
Ein Beitrag von Ingo Leipner