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Interview zum Carmio-Exit, Cord-Christian Nitzsche

"Natürlich stimmte dabei auch der Preis."

Nach nur einem Jahr legen die beiden Gründer des Autoteile Preisvergleichs carmio, der unter den Fittichen von Hanse Ventures gedieh, einen Quasi-Exit hin. Der glückliche Käufer heißt geizkragen.de und hier im Interview erfahren wir von Mitgründer Cord-Christian Nitzsche mehr über die Umstände des Deals.

carmio carmio

Guten Tag Herr Nitzsche! Da kommen Sie ja mit überraschenden Neuigkeiten heraus! Ein Anteilsverkauf an Geizkragen.de . Kann man das einen Exit nennen?

Cord-Christian Nitzsche: Das Ziel des Verkaufs an Geizkragen ist eine strategische Partnerschaft, von der beide Seiten profitieren und welche die erfolgreiche Fortführung von Carmio sichert. Natürlich stimmte dabei auch der Preis. Der große Vorteil dabei sind die entstehenden Synergieeffekte. Die beiden Preisvergleiche haben, trotz der thematisch unterschiedlichen Ausrichtung, ähnliche Strukturen und Aufgabengebiete.

Niko und ich verlassen Carmio aber nicht vollständig, sondern bleiben als Gesellschafter dabei.

Wie sieht nun die Anteilsstruktur von Carmio aus? Wollen Sie uns einen kleinen Einblick geben, wem nun welches Stück vom Kuchen gehört? Haben Sie nur persönliche Anteile verkauft oder haben auch die Investoren veräußert?

Nitzsche: In der Gesellschafterstruktur hat sich insgesamt einiges getan, über die genaue Zusammensetzung möchte ich zu diesem Zeitpunkt allerdings noch nichts Konkreteres sagen. Näheres gibt es dann bald im Handelsregister zu lesen.

Wie genau hat sich der Deal angebahnt? Kam eines Tages ein ominöser Anruf? Wer hat bei den Carmio-Anteilen mitgeboten?

Nitzsche: Mit Carmio haben wir ja ein technisch ausgereiftes Produkt mit einzigartiger Funktionalität aufgebaut und sind gut vernetzt. Ein schnelleres Matching von Autotyp und Autoteilen gibt es nirgendwo. Deshalb kamen immer wieder Anfragen aus dem In- und Ausland, so meldete sich beispielsweise auch ein großes E-Commerce-Portal aus den USA, das bislang im Bereich Autoteile noch nicht aktiv ist.

Für Geizkragen haben wir uns letztendlich entschieden, weil das Portal einer der wichtigsten Preisvergleiche auf dem deutschen Markt ist. Zudem stimmte die persönliche Sympathie - und wie gesagt auch der Preis!

Gleich drei Fragen auf einmal: Es wird eine neue Geschäftsleitung geben - ist schon klar wer das sein wird? Warum standen Sie beide nicht mehr für die Posten zur Verfügung? Und wer hat die neue Geschäftsführung eingesetzt?

Nitzsche: Wie bei solchen Transaktionen üblich, wird das neue Management aus dem Geizkragen-Umfeld kommen. Solche Entscheidungen werden natürlich in Abstimmung mit den Gesellschaftern des Unternehmens getroffen. Niko und ich haben ein funktionierendes Produkt aufgebaut und gehen mit einem guten Gefühl. Verraten können wir schon, dass Michael Völker, der Projektleiter bei Geizkragen.de ist, ab sofort die Geschäftsleitung des Unternehmens verstärken wird.

Was passiert nun mit der restlichen Carmio-Crew - werden die ebenfalls ausgetauscht oder bleiben die Arbeitsplätze erhalten, "Synergieeffekte" - deutet ja immer auf einen Stellenabbau hin .

Nitzsche: Carmio kann sich voll auf seine Kernkompetenzen konzentrieren, die vor allem im technischen Know-How liegen, und dabei auf Infrastruktur von Geizkragen zurückgreifen.

Die Carmio-Crew sitzt auch weiterhin hier in Hamburg. Unser Team hat im vergangenen Jahr sehr gute Arbeit geleistet und keiner unserer Mitarbeiter steht durch die Partnerschaft mit Geizkragen auf der Straße. Zudem wird das Team in wichtigen Bereichen zukünftig sogar gestärkt.

Die viel prophezeite Konsolidierung des E-Commerce in Deutschland greift weiter um sich, wie man an Ihrem Beispiel sieht. Eine Chance für Gründer oder eher ein bevorstehender Kampf David gegen Goliath?

Nitzsche: Ich finde Pauschalaussagen für eine sehr vielseitige Branche vor dem Hintergrund eines speziellen Einzelbeispiels schwierig. Dass der E-Commerce in Deutschland grundsätzlich weiterhin Chancen für Gründer bietet, steht für mich aber außer Frage.

Tut es nicht weh, sich von seinem Baby zu trennen?

Nitzsche: Carmio ist der Babyphase ja bereits entwachsen und hat sich im ersten Lebensjahr zu einem ausgereiften Produkt entwickelt. Außerdem  behalten wir Carmio ja weiterhin als Gesellschafter im Auge und sehen, wie das Kind wächst und gedeiht.

Jetzt, wo Sie wieder arbeitslos sind - wie geht es weiter? Gibt es neue Ideen, die angepackt werden sollen?

Nitzsche: Keine Sorge, von Arbeitslosigkeit bin ich nicht bedroht. Mein Herz schlägt für das Entrepreneurship, daher werde ich zunächst andere Startups unterstützen. Parallel arbeite ich aber auch immer an neuen Ideen und werde bei der Richtigen wieder gründen.

Zum Abschluss noch eine wichtige Frage: Warum? War's das Geld, was lockte, war es ein Mangel an Herausforderungen?

Nitzsche: Der Verkauf hat sich für ein Jahr Gründerarbeit durchaus gelohnt. Das Spannende an einem Start-up ist die Gründungs- und Aufbauphase, in der sich ein Produkt meist erst finden muss. Mit Carmio haben Niko und ich die technische Hürde genommen, so ein komplexes Produkt wie einen Autoteilepreisvergleich erfolgreich zu etablieren. Beim Verkauf an Geizkragen stand neben dem Preis auch die  Entwicklung des Unternehmens im Vordergrund.

Vielen Dank für den Einblick! Und viel Erfolg für die Zukunft!

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