Produkte gibt es fast schon wie Sand am Meer. Doch was unterscheidet erfolgreiche Produkte von weniger erfolgreichen? Oft ist es eine gute Produktvision, die den Kunden mit seinen Bedürfnissen in den Mittelpunkt stellt.
Doch was ist eine Produktvision, warum ist sie wichtig und wie wird sie entwickelt?
Wer nach "Produktvision" sucht, findet sich einer Vielzahl unterschiedlicher Definitionen gegenüber. Oft fallen dabei auch die Begriffe Strategie und Taktik. Ich erkläre diese Konzepte einem Produktneuling oft so:
- Vision: das Endziel, das Sie erreichen wollen
- Strategie: die richtigen Dinge, die Sie tun müssen, um dieses Endziel zu erreichen
- Taktik: diese Dinge richtig umsetzen
Um die Abgrenzung etwas konkreter zu machen, gestatten Sie mir eine Analogie: Nehmen wir an, ich möchte dieses Jahr mit meiner Freundin über Weihnachten nach Straßburg fahren. Also beginne ich, über Google Maps nach dem schnellsten Weg zu suchen, und Google Maps liefert mir mehrere Transportmittel mit jeweils mehreren Routen - vom Auto oder der Bahn übers Fahrrad bis zu Fuß.
In obigem Beispiel wäre die Vision also ein “aufregender Weihnachtsurlaub in Straßburg", und Google Maps hilft mir, die verschiedenen Strategien zu verstehen, mit denen ich dorthin gelangen könnte (d.h. Verkehrsmittel und Route). Wie im Produktbereich gibt es also mehrere Strategien, um zu einem einzigen Ziel zu gelangen.
Spielen wir den Gedanken noch weiter: Wir entscheiden uns dafür, das Auto zu nehmen, und wählen die kürzeste Route nach Straßburg. Google Maps gibt mir nun ganz konkrete Hinweise, wann ich wo abbiegen muss. Diese Hinweise sind also taktische Maßnahmen, die ich umsetzen muss, um mit der gewählten Strategie auf Kurs zu bleiben: Um den Weg zu gehen, den Google Maps für die Fahrt von Heidelberg nach Straßburg empfiehlt, muss ich jede vorgegebene Kurve verfolgen. Weitere Taktiken, um das Ziel schnell zu erreichen, könnte sein, vorher zu tanken oder ein Picknick zu packen, um unterwegs keine Pause machen zu müssen. Möglich wäre auch, vor der Abfahrt zu essen. Das Prinzip ist also: Um eine Produktstrategie richtig umzusetzen, müssen wir die richtigen Taktiken anwenden und sicherstellen, dass sie sich zu etwas Größerem ergänzen.
Sechs Gründe für eine Produktvision
Sie wissen nun also, was eine Produktvision ist - und vielleicht haben Sie auch schon ein Gespür dafür entwickelt, warum sie wichtig ist. Für diejenigen von Ihnen, die noch skeptisch sind, will ich sechs meiner Lieblingsargumente aufgreifen, warum Sie eine Produktvision haben sollten.
Visionen sind Voraussetzung für Veränderungen
Der verstorbene Steve Jobs sagte in einer Werbung für Apple einmal den folgenden Satz:
„...die Leute, die verrückt genug sind, zu glauben, dass sie die Welt verändern können... sind diejenigen, die es tun.“ Dieses Zitat hat mich immer begleitet, weil es die Idee aufgreift, dass Innovation immer mit jemandem beginnt, der glaubt, die Welt verändern zu können.
Visionen vereinfachen Ideen
Als Kind spielte ich gerne Flüsterpost. Dieses Spiel hat mir in jungen Jahren eine sehr einfache, aber wichtige Lektion erteilt: Kommunikation ist schwierig. Besonders schwierig ist Kommunikation dort, wo komplexe Ideen auf verschiedene Teams treffen. Die Produktvision trägt dazu bei, dass das gesamte Unternehmen gemeinsam auf dieses Endziel hinarbeiten kann.
Visionen helfen Gruppen, sich auf ein gemeinsames Ziel auszurichten
Wenn Unternehmen wachsen, wird die Verantwortung der Teammitglieder mit der Zeit immer spezieller. Die meisten Mitarbeiter arbeiten also nur an einem Puzzleteilchen, das sich zu einem großen Ganzen fügen muss. Eine gut durchdachte und klar kommunizierte Produktvision bietet hier eine wichtige Orientierung. Sie hilft Gruppen dabei, sich ins Gesamtgefüge zu integrieren und befähigt die einzelnen Teammitglieder gleichzeitig dazu, bessere Entscheidungen selbstständig zu treffen.
Visionen erschließen die kollektive Vorstellungskraft
Verschiedene Menschen nehmen die gleiche Realität unterschiedlich wahr. Umso wichtiger ist eine klare Vision, die eurem Team hilft, die verschiedenen Sichtweisen und Ideen jedes Einzelnen freizusetzen. Denn die kollektive Intelligenz der Gruppe ist immer größer als die Intelligenz einer einzelnen Person, unabhängig davon, wie intelligent diese Person sein mag.
Visionen grenzen "Bewegung" von "Fortschritt" ab
Die Produktvision ist das Endziel unserer Reise, daher ist sie der wertvollste Bezugspunkt, um Bewegung und Fortschritt zu unterscheiden. Wenn wir ein Pferd mit geschlossenen Augen reiten, wäre es schwer zu sagen, ob wir unserem Endziel näher kommen oder nicht. Umgekehrt - wenn wir wissen, wohin wir gehen wollen und dieses Ziel im Auge behalten - fällt es uns viel leichter zu beurteilen, ob wir dem ziel auch tatsächlich näher kommen.
Visionen helfen, Prioritäten zu setzen
Mit einer Produktvision ist es in der Regel einfacher möglich, sich bei mehreren Ideen auf jene zu konzentrieren, die für unsere Kunden den größten Mehrwert bietet. Alles, was wir tun, sollte den Status quo für den Kunden verbessern. Die Produktvision dient als entscheidender Bezugspunkt, um festzustellen, welche Ideen hier das größte Potenzial haben.
Wie erstelle ich eine Produktvision?
Hoffentlich sind Sie jetzt überzeugt und begierig darauf, eine eigene Produktvision zu entwickeln. Doch was nun? Bei der Vision geht es darum, eine Geschichte zu erzählen. Dabei will ich Ihnen einen Ratschlag weitergeben, den ich selbst von dem erfahrenen
Geschichtenerzähler Paul Currington bekommen habe: "Kenne deine letzte Zeile, bevor du anfängst.“ Ich habe diesen Ratschlag beherzigt und er begleitet mich noch heute - auch und gerade als Produktmanager. Als Geschichtenerzähler arbeiten Sie auf die Pointe Ihre Geschichte hin. Und ähnlich arbeiten Sie als Produktmanager auf das Endziel hin.
An dieser Stelle wird mein Artikel leider vage. Er muss es sein, da es keine „eine richtige Antwort" gibt, wie man großartige Produktvisionen entwickeln kann. Es gibt keine Checkliste mit spezifischen Aufgaben, die Sie abarbeiten können, um ein großartiges Produkt zu haben. Ähnlich wie beim Erzählen einer Geschichte oder beim Schreiben eines Romans braucht es Fantasie und Kreativität und Erfahrung und Wissen und vor allem auch glückliche Zufälle. Der zündende Gedanke - die Inspiration - kann von überall kommen - aus Ihnen selbst heraus (also intrinsisch) oder von außen (also extrinsisch). Das Wichtigste ist daher, achtsam zu sein und zu reflektieren, wenn Sie etwas Interessantes oder Ungewohntes oder Verstörendes beobachten.
Eine Bitte zum Schluss
Wie eingangs erwähnt, bin ich sehr daran interessiert, auch von Ihnen zu lernen. Kontaktieren Sie mich gerne und lassen Sie uns diskutieren und Ideen austauschen. Ich freue mich auf Ihre Kommentare, Einblicke und Produktvisionen!