förderland: Frau Fischer, würden Sie sich und den Wirtschaftsinitiative für Mitteldeutschland bitte kurz vorstellen?
Hanka Fischer: Die Wirtschaftsinitiative für Mitteldeutschland ist ein Verbund von strukturbestimmenden Unternehmen sowie Kammern und Städte aus Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen. Das gemeinsame Ziel ist die nachhaltige Entwicklung und Vermarktung der Wirtschaftsregion Mitteldeutschland. Seit 2004 veranstalten wir den IQ Innovationspreis Mitteldeutschland, den ich seitdem als Projektleiterin begleite. Wie auch beim Wettbewerb gehört es insbesondere zu meinen Aufgaben, Unternehmensbeziehungen zu pflegen und Netzwerke aufzubauen. Das soll auch den Wettbewerbsteilnehmern nützen.
förderland: In welcher Form unterstützt die Wirtschaftsinitiative angehende Unternehmer?
Fischer: Der bereits erwähnte IQ Innovationspreis ist darauf angelegt, Unternehmer mit innovativen Ideen zu unterstützen. Die Gründer, Studenten oder Wissenschaftler, die sich in unserem Ideenwettbewerb behaupten, erhalten zusätzlich zum hoch dotierten Preisgeld eine einjährige Mitgliedschaft im Unternehmensnetzwerk der Wirtschaftsinitiative. Dieser Zugang ermöglicht gewinnbringende Kontakte und potenzielle Referenzaufträge. Darüber hinaus veröffentlichen wir gemeinsam mit den Preisträgern Artikel zu den Innovationen, und können dadurch zu wichtiger Presseresonanz beitragen.
förderland: Was ist das besondere am IQ Innovationspreis Mitteldeutschland und was unterscheidet ihn von anderen Wettbewerben?
Fischer: Der Ideenwettbewerb für die Region Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen wird von der Wirtschaft der Region veranstaltet und clusterbezogen ausgelobt. Der Branchenfokus unterscheidet uns von anderen, insbesondere von Businessplan-Wettbewerben. Mit dem Wettbewerb soll die Gründung und Etablierung von zukunftsfähigen Unternehmen aus den strukturbestimmenden Clustern gestärkt, Unternehmensgründer sollen unterstützt werden.
Ziel war es von Anfang an, die zahlreichen Wettbewerbe der Städte und Regionen unter einer starken Dachmarke zu bündeln, um Bewerbern eine Teilnahme zu erleichtern, denn gerade die kreativen Köpfe nehmen sich nicht die Zeit, die Vielzahl der Wettbewerbe zu sondieren. Da kommt ein Wettbewerb, der mehrere Gewinnschancen bietet, sehr gelegen. Jeder Bewerber eines lokalen IQ-Preises nimmt automatisch auch am Gesamtpreis auf mitteldeutscher Ebene teil. In diesem Jahr beteiligen sich erstmals sieben mitteldeutsche Städte.
förderland: Warum gerade die Konzentration auf die Region Mitteldeutschland?
Fischer: Unser erstes Anliegen ist es, den Wirtschaftsstandort Mitteldeutschland zu stärken. Der Devise folgend "Erfolgreiche Unternehmen für eine erfolgreiche Region" engagieren sich in der Wirtschaftsinitiative über 50 Unternehmen, darunter BMW, Siemens, EON und Dow Chemical für bessere wirtschaftliche Rahmenbedingungen. Die kleinen Unternehmen sollen dabei von der Zugkraft der Großen profitieren.
förderland: Gab es einen Wettbewerbsteilnehmer, der Sie besonders beeindruckt hat?
Fischer: Die Partec GmbH aus Görlitz und die Leipziger sprd.net AG sind wohl die erfolgreichsten Unternehmen, die den IQ gewonnen haben. Inzwischen agieren beide Unternehmen weltweit und schaffen zahlreiche Arbeitsplätze in der Region. Wenn so etwas passiert, dann freuen wir uns mit dem IQ auch marketingtechnisch etwas dazu beitragen zu können. Andere Unternehmen, wie die Magdeburger metraTec und evosteel aus Leipzig haben revolutionäre Innovationen entwickelt und wir beobachten weiter gespannt, was dort passiert. Eine Übersicht der Preisträger gibt es auch auf unserer Internetseite.
förderland: Unterstützt die Wirtschaftsinitiative Mitteldeutschland die Teilnehmer auch über den Wettbewerb hinaus?
Fischer: Das ist ein wesentlicher Bestandteil unserer Arbeit. Dabei sind die Bedürfnisse eines jeden Unternehmens sehr unterschiedlich. Viele setzen den IQ als "Stempel" für ihre Güte ein. Andere nutzen aktiv unser Netzwerk, unsere Publikationen und natürlich die Publicity, die durch unsere Pressearbeit entsteht.
förderland: Was sind Ihrer Erfahrung nach die häufigsten Fehler, die Gründer/ junge Unternehmen beim Aufbau ihres Unternehmens begehen? Welche Tipps würden Sie ihnen mit auf den Weg geben?
Fischer: Da kann man selten über Fehler reden. Die meisten haben das schon ganz gut im Griff. Was fehlt sind oft die richtigen Beziehungen und genügend Kapital. Deswegen zeigt der IQ hier auch seine Vorteile. Im vergangen Jahr konnten wir einem unserer Gewinner eine Finanzierung ermöglichen, durch die ein langjährig angelegter internationaler Auftrag erst möglich wurde.
förderland: Welche Eigenschaften müssen Gründer Ihrer Erfahrung nach mitbringen, um sich mit einem eigenen Unternehmen erfolgreich behaupten zu können?
Fischer: Die erfolgreichsten IQ-Teilnehmer waren bisher alle Allrounder oder haben die richtigen Kompetenzen zusammen gebracht. Man braucht den Tüftler mit Sachverstand und gleichzeitig gilt es, die Gesetze des Marktes zu verstehen und für sich zu nutzen. Ohne ein gewisses Maß an unternehmerischer Kompetenz ist es schwer, eine Innovation auf den Markt zu bringen. Daher wird bereits im Bewerbungsbogen danach gefragt, wie Zielmärkte und Marktvolumen eingeschätzt werden.
förderland: Wie schätzen Sie die momentanen Voraussetzungen für eine Unternehmensgründung in Deutschland ein?
Fischer: Vor allem im Osten sind die Bedingungen für Unternehmensgründungen hervorragend, da es viele Subventionen gibt und die niedrigen Lebenshaltungskosten es zulassen, auch eine Durststrecke zu überstehen. Es gibt ein gut ausgebautes Förder- und Beratungsnetzwerk und es herrscht in Gründerkreisen eine Aufbruchstimmung, die von Erfolgen erzählt und jeden "Macher" motiviert, selbst aktiv zu werden.
förderland: Vielen Dank für das Gespräch.
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