förderland: Herr Butz, worum geht es bei Ihrem Projekt MedByMed?
Martin Butz: MedByMed hat sich zum Ziel gesetzt, Investitionen in Arztpraxen durch gebrauchte hochwertige Medizintechnik via Internetportal ökonomisch und unternehmerisch attraktiv zu gestalten. Wir wollen ein internationales Netzwerk für den Handel mit gebrauchter Medizintechnik schaffen und kombinieren bestehende Services wie z.B. Transport, Montage und Kundenberatung.
förderland: Wie ist Ihre Geschäftsidee entstanden?
Butz: Die Geschäftsidee kommt aus der Praxis. Während meines Studiums an der Universitätsklinik Regensburg habe ich die aktuelle Situation der Ärzte bestens mitbekommen und gesehen, dass immer höhere Investitionskosten und schwindende Einnahmen fast jeden Arzt in Deutschland belasten. Gebrauchte Medizintechnik birgt hier viel Potential. Das Netzwerk der Bayerischen Elite-Akademie hat dann geholfen, die Idee zusammen mit meinem Partner, Dipl. Inf. Dipl. Math. Manuel Marchese, umzusetzen.
förderland: Wie lange hat die Entwicklung von MedByMed gedauert?
Butz: Von der Idee über die Businessplanerstellung bis zur Gründung und den ersten Umsätzen circa zweieinhalb Jahre.
förderland: Haben Sie und Ihr Partner MedbyMed selbst programmiert?
Butz: Wir haben alle Funktionalitäten entworfen und zusammen mit einer erfahrenen Programmierwerkstätte umgesetzt. Herr Marchese ist aber stark eingebunden und die gesamte Programmierung wird in Zukunft intern abgewickelt.
förderland: Was hebt MedbyMed von seinen Konkurrenten ab?
Butz: Es gibt Konkurrenz auf dem Markt… z.B. eBay. Allerdings werden dort auch Neugeräte, Reimporte und Verbrauchmaterialien gehandelt… ohne jeden Service. Wer den Markt für gebrauchte Medizintechnik kennt, versteht, warum ein unspezialisierter Marktplatz wie eBay besonders Kosten- und Know-how-intensive Geräte nicht ordentlich umschlagen kann. Zudem ist unsere Ausrichtung international und das Portal an sich nur ein Mittel zum Zweck, um unsere Benutzer schnell und länderübergreifend zusammenzubringen.
MedByMed ist nicht einfach ein eBay für Ärzte, sondern vielmehr ein geschlossenes Handelsnetzwerk, das bestehende Parteien schnell und unkompliziert zusammenbringt und dabei Qualitätskontrolle zulässt - wesentliche Punkte in diesem anspruchsvollen Teilmarkt. Durch die strikte Beschränkung auf gebrauchte Medizintechnik stehen wir zu den großen Händlern und Herstellern erst gar nicht in unmittelbarer Konkurrenz. Wir haben sogar gute Ansatzpunkte für Kooperationsmöglichkeiten. Die positive Resonanz bestätigt uns.
Weitere USPs möchte ich an dieser Stelle nicht nennen, da diese den Garant für den nachhaltigen Erfolg von MedByMed enthalten und daher (noch) geheim sind. [USP = "unique selling proposition"; Alleinstellungsmerkmal, Anm. d. Red.]
förderland: Sie haben kürzlich Ihre erste Finanzierungsrunde erfolgreich abgeschlossen. Ein Business Angel hat sich mit einem sechsstelligen Betrag an Ihrem Unternehmen beteiligt. Wie ist der Kontakt zustande gekommen und wie konnten Sie Ihren Investor von sich und Ihrer Idee überzeugen?
Butz: Der Investor hat über einen Zeitungsartikel von uns erfahren und sich daraufhin bei mir gemeldet. Nach seinen Angaben war er bereits längere Zeit auf der Suche nach einem aussichtsreichen Start-Up und hat sich nach eingehender Prüfung der Geschäftsidee und des Teams für die Investition entschieden. Sein medizinischer Background und seine Kompetenzen als Professor für Sozialwirtschaft haben uns dazu bewogen, uns für diesen Investor zu entscheiden.
förderland: Wo sehen Sie die Vor- bzw. Nachteile einer Unternehmensfinanzierung mit Hilfe eines Business Angels? Steht Ihnen Ihr "Engel" auch mit Rat und Tat zur Seite oder beschränkt sich die Unterstützung auf finanzielle Aspekte?
Butz: Meiner Meinung nach ist ein erfahrener Business Angel neben der Investition vor allem ein probates Mittel, Personaldefizite eines Start-Ups auszugleichen. Unser Business Angel steht uns mit Rat und Tat zur Seite und berät uns in vielen strategischen Fragestellungen.
förderland: Haben Sie sich bewusst gegen eine klassische Unternehmensfinanzierung entschieden?
Butz: Wir haben alle Finanzierungsmöglichkeiten sondiert und uns dann für einen Business Angel entschieden. Grund hierfür war die persönliche Risikominimierung auf der einen und der für diese Finanzierungsart passende Kapitalbedarf auf der anderen Seite.
förderland: Sie haben Zahnmedizin studiert und parallel in der Bayerischen Eliteakademie die Schulbank gedrückt. Warum haben Sie die Selbstständigkeit in Form eines Internetportals gewählt und arbeiten nicht als Zahnarzt in Ihrer eigenen Praxis?
Butz: Meine Ausbildung zum Zahnarzt habe ich mit Prädikatsexamen in der Tasche und schließe demnächst auch meine Promotion an der Uni-Klinik Regensburg ab. Eine praktizierende Tätigkeit würde mir auch großen Spaß machen, aber nicht zu den Bedingungen, die derzeit im Gesundheitssektor herrschen. Daher bin ich um meine Zusatzausbildung froh und hoffe durch meine Tätigkeit bei MedByMed die Finanzierbarkeit von Praxisgründungen für meine Kollegen in Zukunft ökonomischer gestalten zu können. Wäre mir die Idee zu MedByMed und die Möglichkeit, das Konzept auch umzusetzen, nicht während des Studiums gekommen, würde ich dennoch nicht in Deutschland sondern vermutlich im Ausland praktizieren. Dort sind die Bedingungen (nicht zuletzt auch für den Patienten) derzeit wesentlich besser.
förderland: Inwieweit konnten Ihnen die Netzwerkpartner der Bayerischen Elite-Akademie und das Team des netzwerk|nordbayern hilfreich unter die Arme greifen?
Butz: Bei der Businessplanerstellung und der Vermeidung von klassischen Anfängerfehlern.
förderland: Wie viele Benutzer haben sich denn schon bei MedByMed angemeldet? Und wie viele sollen es noch werden?
Butz: Nach unserem Marketing-Start Mitte April haben sich bereits über 200 Zahnärzte, sechs Händler, zwei Kliniken und ein Hersteller für Lasergeräte aus Italien registriert - Tendenz stark steigend. Weiter wurden bisher vier Geräte mit einem Gesamtwert von über 100.000 Euro über unser Portal abgewickelt. Die Anzahl der Inserate hat sich seither verdreifacht.
förderland: Womit wollen Sie letztendlich Geld verdienen? Und ab wann soll Ihr Unternehmen profitabel arbeitet?
Butz: Wir erhalten lediglich eine Erfolgsprovision und diverse Aufwandspauschalen - je nach Serviceleistung. Spätestens zur zweiten Finanzierungsrunde und der damit verbundenen Expansion in die Human- und Tiermedizin sowie in einige Nachbarländer soll sich MedByMed richtig rechnen. Dann steht den Ärzten und Zahnärzten ein noch nie da gewesenes Netzwerk zur Verfügung, das mit Synergie-Effekten den Handel mit gebrauchter Medizintechnik wesentlich einfacher und benutzerfreundlicher gestaltet.
förderland: Der Titel Ihre Projektarbeit für die Bayerische Eliteakademie lautete "Vom innovativen Produkt zur Firma". Wann haben Sie denn beschlossen, Ihre Projektarbeit in die Tat umzusetzen?
Butz: Meine Projektarbeit an der Bayerischen Elite-Akademie hatte mit MedByMed nichts zu tun. Schließlich ging es darum, ein Patent aus der Uni zur Ausgründung zu bringen. Mein Projektarbeitsthema lautete: "Hydrovis Technologies" - ein neues Verfahren zur Energiegewinnung aus Bioabfällen. Ich habe zusammen mit zwei weiteren Studenten der Bayerischen Elite-Akademie einen Businessplan zu diesem Produkt geschrieben und in der ersten Phase des Businessplanwettbewerbs zu den Siegern gezählt. Mit diesem Know-how bin ich dann an meine eigene Idee rangegangen.
förderland: Urlaub, Semesterferien, Auszeit nach dem Studium - auf all diese Dinge haben sie verzichtet und sich mit 25 Jahren bewusst für die Selbstständigkeit entschieden. Würden Sie rückblickend alles genauso machen?
Butz: Ich denke schon ab und zu, dass ich den Großteil meiner Jugend damit verbracht habe, möglichst zielstrebig und erfolgsorientiert an meiner Karriere zu basteln - ein klassisches Studentenleben bleibt da auf der Strecke. Ich habe aber nicht das Gefühl, etwas verpasst zu haben und sehe es als großes Geschenk an, dass alles bisher so reibungslos verlief. Daher würde ich vermutlich auch fast wieder alles genauso machen. :-)
förderland: Welche Tipps können Sie anderen jungen Gründern mit auf den Weg geben?
Butz: TUN : Tag Und Nacht... wer eine Idee hat, muss einfach am Ball bleiben und darf sich nicht entmutigen lassen. MedByMed hat besonders am Anfang von Fachleuten viel Kritik und Ablehnung erfahren. Meiner Meinung nach liegt das daran, dass sich besonders Experten schwer von eingefahrenen Mustern lösen können. Weiter gilt es besonders zu Beginn nach Leuten zu suchen, die am selben Strang ziehen und die eigenen Fähigkeiten ergänzen - und da sind wir schon wieder bei einer professionellen Businessplanerstellung. Hier helfen Institutionen wie das netzwerk|nordbayern oder andere Anlaufstellen - einfach informieren.
förderland: Ich danke Ihnen für das Gespräch.
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