Für Interessierte an einer Selbstständigkeit im Handwerk: Basics von Marketing bis Versicherungsschutz

Wer eine handwerkliche Ausbildung hat und in diesem Bereich tätig sein möchte, kann mehrere Optionen nutzen. Zum einen besteht die Möglichkeit, sich eine angestellte Tätigkeit bei einem bereits bestehenden Betrieb zu suchen. Alternativ kann eine Selbstständigkeit begonnen werden. Damit eine solche Firma langfristig funktioniert, müssen von Beginn an einige zentrale Faktoren berücksichtigt werden. Hier gibt es einen kleinen Überblick, worauf es bei den Basics für einen Handwerksbetrieb ankommt.

Rechtliche und bürokratische Basics

In einem ersten Schritt sollte sich der Handwerker über die Voraussetzungen informieren, die für eine Gründung notwendig sind. Dazu gehören unter andrem einige rechtliche Basics sowie bürokratische Pflichten.

Pflichten für unterschiedliche Berufsgruppen im Handwerk

Aus juristischer Sicht ist vor allem relevant, ob für das jeweilige Handwerk eine Zulassungspflicht besteht. In diesem Fall benötigt der Gründer zwingend einen Meisterbrief, um seinen Betrieb starten zu können.

Ist diese Verpflichtung nicht gegeben, kann ein Unternehmen auch ohne einen solchen Titel gegründet werden. Geregelt sind diese Grundlagen in der Handwerksordnung. Zu den Zulassungspflichtigen Berufen im Handwerk gehören unter anderem Maurer, Dachdecker sowie Maler und Lackierer.

Mit der Novelle der Handwerksordnung im Februar 2020 sind zwölf weitere Tätigkeiten wie Parkettleger und Glasveredler erneut in diese Kategorie aufgenommen worden. Zulassungsfrei wiederum sind Berufe wie Uhrmacher, Gebäudereiniger und Modellbauer.

Bürokratische Basics: Von Anmeldung bis Rechtsform

Des Weiteren muss sich der angehende Selbstständige um einige bürokratische Grundlagen kümmern. Dazu gehört die Anmeldung seines Unternehmens beim Finanzamt sowie beim Gewerbeamt. Zuvor sollte er sich mit der Wahl einer passenden Rechtsform beschäftigen. Bei diesem Schritt spielen verschiedene Faktoren eine Rolle, wozu zählen:

  • die Anzahl der Inhaber des Betriebes,
  • der Umfang der Haftung
  • sowie steuerliche Kriterien.

Um bei der Auswahl das Optimum herauszuholen, sollte ein Steuerberater hinzugezogen werden. Mit den Tipps eines solchen Experten lassen sich einige Ausgaben sparen. Gleichzeitig kann der Berater den Betrieb nach dem Start weiterhin unterstützen, indem er zum Beispiel die jährliche Steuererklärung anfertigt.

Standort und Zielgruppe

Um mit dem Betrieb Erfolg haben zu können, sollte sich der Handwerker vor einer Gründung umfassend mit dem Standort und der Zielgruppe beschäftigen. Diese beiden Faktoren haben einen großen Einfluss darauf, wie voll die Auftragsbücher später sein werden.

Hinsichtlich des Standortes sollte überprüft werden, wie viele Betriebe dieser Art es bereits in der Region gibt. Je mehr Konkurrenz die Gegend mitbringt, desto schwerer wird es dem Handwerker fallen, sein Unternehmen zu etablieren.  Das gilt vor allem deshalb, da einige potenzielle Kunden womöglich bereits ein gewisses Vertrauensverhältnis zu einem der anderen Unternehmen aufgebaut haben.

Ist dieses Kriterium geklärt, muss außerdem die Zielgruppe in der Region analysiert werden. Gibt es für die konkreten handwerklichen Leistungen einen Bedarf? Dabei können Faktoren sowie das Alter, der Beruf sowie der Familienstand der Bewohner der Region einen ersten Aufschluss geben. Je nach Handwerk lohnt sich außerdem ein Blick auf die Infrastruktur und Bebauung.

Finanzierung des Betriebes

Vor dem Start muss sich der Handwerker außerdem Gedanken um die Finanzierung des Geschäfts machen. Hierbei gibt es verschiedene Optionen, woher die monetären Mittel für das notwendige Budget stammen können.

Zum einen kann dafür Eigenkapital genutzt werden. Im besten Fall hat der Handwerker über die letzten Jahre seines Berufslebens bereits einiges angespart und kann diese Summe nun für den Start der Firma investieren.

Alternativ oder zusätzlich kann ein Kredit aufgenommen werden. Im Normalfall nutzen Gründer dabei das Darlehen einer Bank. Allerdings muss das Institut zunächst von dem geschäftlichen Vorhaben überzeugt werden. Dafür sind ein inhaltlich fundierter sowie betriebswirtschaftlich realistischer Businessplan und eine gelungene Selbstpräsentation vonnöten.

Eine Dritte mögliche Geldquelle sind Geschäftspartner. Schließlich kann ein Handwerksbetrieb nicht nur allein, sondern auch mit einem oder mehreren Kollegen aus der gleichen Sparte gegründet werden.

Notwendiger Versicherungsschutz

Um nicht durch unvorhergesehene Ereignisse große finanzielle Schäden hinnehmen und den Betrieb vielleicht sogar schließen zu müssen, sollte sich der Handwerker gegen verschiedene Situationen versichern. Einige der Versicherungen haben einen direkten Bezug zur Firma, aber auch privat sollte ein ausreichender Schutz für den Selbstständigen bestehen.

Schutz für den Betrieb

Zum Schutz für den Betrieb gehört eine ganze Reihe von Versicherungen, die die verschiedensten Gründe für potenzielle Sachschäden oder wirtschaftliche Schäden abdecken. Zu den wichtigsten gehören unter anderem:

  • die Betriebshaftpflicht und Berufshaftpflicht,
  • die Inhaltsversicherung,
  • die Maschinen- und Elektronikversicherung,
  • die Betriebsunterbrechungsversicherung
  • sowie die betriebliche Rechtsschutzversicherung.

Eine Betriebshaftpflichtversicherung kommt für Schäden auf, die einer dritten Person durch den Handwerker oder seine Mitarbeiter entstehen. Dabei sind Personen- und Sachschäden sowie daraus resultierende finanzielle Folgeschäden mit einbezogen. Die Berufshaftpflicht deckt die echten Vermögensschäden ab, also finanzielle Nachteile für Dritte, die nicht als Folge eines Personen- oder Sachschadens entstanden sind.

Die Inhaltsversicherung wiederum sichert die kaufmännische und technische Ausstattung eines Betriebes im Fall eines Schadens. Im weitesten Sinne ist für die Firma sie das, was aus dem Privatleben als Hausratsversicherung bekannt ist.

Da die Inhaltsversicherung nicht für alle Geräte greift, ist für viele handwerkliche Betriebe sicherlich eine Maschinen- oder Elektronikversicherung sinnvoll. Sie kommt für Schäden an weiteren, oftmals teureren Arbeitsgeräten abdeckt. Ob dadurch ein Mehrwert besteht, sollte der Selbstständige im individuellen Fall prüfen.

Die Betriebsunterbrechungsversicherung springt ein, wenn das Geschäft durch äußere Umstände wie zum Beispiel einen Cyber-Angriff für eine Zeit nicht fortgeführt werden kann. Das Parade-Beispiel der letzten Jahre für eine solche Situation, in der die Absicherung die entgangenen Umsätze ausgleicht, ist die Corona-Pandemie. Eine Rechtsschutzversicherung schützt das Unternehmen vor hohen Anwalts- und Gerichtskosten im Falle einer juristischen Auseinandersetzung mit einer anderen Partei wie zum Beispiel einem Zulieferer oder Kunden.

Private Versicherungen für den selbstständigen Handwerker

Hinzu kommen einige Versicherungen für den persönlichen Bereich. Dazu zählt vor allem die Krankenversicherung – sie ist für alle Selbstständigen verpflichtend. Handwerker mit einem eigenen Betrieb haben die Wahl, sich privat oder freiwillig gesetzlich zu versichern. Jede der beiden Varianten hat Vor- und Nachteile, die individuell abgewogen werden sollten.

Im Fall einer Krankheit oder eines Unfalls mit der Folge von gesundheitlichen Schäden, die dazu führen, dass die Tätigkeit nicht mehr ausgeübt werden kann, ist die Berufsunfähigkeitsversicherung für Handwerker äußerst sinnvoll.

Sie zahlt in dieser Situation meist eine monatliche Berufsunfähigkeitsrente. In einigen Fällen kommt eine Pflegerente hinzu. Je nach Anbieter gibt es dabei einige individuelle Gestaltungsmöglichkeiten für Personen, die im Handwerk tätig sind.

Ebenfalls einen Mehrwert bietet eine Krankentagegeldversicherung. Sie gleicht einen Verdienstausfall aus, wenn der Selbstständige aufgrund einer Krankheit für einen gewissen Zeitraum nicht arbeiten kann.

Suche nach Mitarbeitern

Damit der Betrieb Erfolg haben kann, spielen neben einem gut durchdachten Konzept die Mitarbeiter eine wichtige Rolle. Die Kandidaten für die zu besetzenden Positionen sollten einige Kriterien erfüllen, gleichzeitig muss der Betrieb ihnen gewisse Vorzüge bieten.

Was sollten Mitarbeiter können?

Ein Handwerksbetrieb benötigt im Normalfall sowohl Fachkräfte im jeweiligen Handwerk als auch, je nach Größe, eine oder mehrere Bürokräfte. Letztere sollten neben fachlichem Wissen und Organisations-Skills vor allem die Fähigkeit zu einer zugewandten Kundenkommunikation mitbringen.

Die Handwerker sollten sich vor allem in ihrem Fachbereich optimal auskennen. Dabei ist es hilfreich, wenn sie bereits ein wenig praktische Erfahrung sammeln konnten. Ein hohes Maß an Motivation und ein lösungsorientiertes Arbeiten sind ebenfalls von Vorteil.

Was muss der Betrieb bieten?

Andererseits muss der Betrieb einiges bieten, um Angestellte überzeugen und binden zu können. Das gilt vor allem in der heutigen Zeit, in der der Fachkräftemangel in verschiedenen Sparten des Handwerks äußerst groß ist.

Neben einem über dem Branchenschnitt liegenden Gehalt kann ein Betrieb mit flexiblen und familienfreundlichen Arbeitszeiten punkten. Für das Büropersonal kann es eine sinnvolle Kombination aus Bürotagen und Arbeit im Homeoffice geben. Einen weiteren Mehrwert bieten Dienstwagen, Kurse zu den Themen Gesundheit und Ernährung sowie andere Boni wie Einkaufsgutscheine.

Marketing

Nicht minder wichtig ist ein gut durchdachtes Marketing für die Handwerks-Firma. Die Basis dafür kann eine eigene Webseite bieten, auf der das Team vorgestellt und die konkreten Leistungen erläutert werden.

Zusätzlich hat der Gründer die Möglichkeit, Profile in den sozialen Medien anzulegen und potenziellen Auftraggebern einen Einblick in den Alltag zu geben. Schlussendlich ist es bedeutsam, dass das Unternehmen sich in die verschiedenen Branchenverzeichnisse einträgt und somit auch über diesen Weg gefunden werden kann.  

Fazit: Wer einen Handwerksbetrieb gründen möchte, sollte sich zunächst über rechtliche Basics wie die Zulassungspflicht informieren und dann die ersten bürokratischen Schritte meistern. Zusätzlich sollte der Gründer seinen Betrieb und sich selbst durch Versicherungen schützen. Um langfristig Erfolg zu haben, sind außerdem kompetente und kundenfreundliche Mitarbeiter sowie ein gut durchdachtes Marketing von Bedeutung.

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