Moderne Arbeitszeitmodelle: So können Unternehmen von der Flexibilität profitieren

Die Arbeitswelt ist im Wandel. Dafür ist der demografische Wandel und seine Auswirkungen auf die Arbeitsmarktpolitik ebenso verantwortlich wie die Digitalisierung und Themen wie Nachhaltigkeit und Work-Life-Balance. Neue Berufsbilder haben sich herausgebildet, ebenso wie neue Gestaltungsmöglichkeiten für den Arbeitsplatz und eine Vielzahl von Arbeitsprozessen. Diese Veränderungen haben klassische Arbeitszeitmodelle in den Fokus des Interesses gerückt und dazu geführt, dass sie in vielen Branchen zunehmend kritisch hinterfragt werden. Ist es noch zeitgemäß, an starren Arbeitszeitmodellen festzuhalten, oder können Unternehmen davon profitieren, wenn sie sich für eine modernere Gestaltung der Arbeitszeit öffnen?

Sind klassische Arbeitszeiten noch zeitgemäß?

Klassische Arbeitszeitmodelle sind seit Jahrzehnten, teilweise sogar schon seit Jahrhunderten ein fester Bestandteil des Arbeitsalltags. Dazu zählen feste Arbeitszeiten in Form von einer typischen Fünf-Tage-Woche, aber auch ein fest geregelter Schichtdienst oder ein Gleitzeitmodell mit festen Vorgaben. Das Arbeitszeitmodell ist die vertragliche Vereinbarung zwischen Arbeitnehmer und Arbeitgeber über die zu leistende Anzahl von Arbeitsstunden pro Woche, Monat oder Jahr in Vollzeit oder Teilzeit sowie über die Zeiten, zu denen die vereinbarten Arbeitsstunden abzuleisten sind. Auch freie Zeiten, wie Wochenenden und andere Ausgleichstage und die Urlaubsregelung werden im Arbeitszeitmodell festgelegt. Hinzu kommen ergänzende Vereinbarungen wie zum Beispiel eine Regelung zu geleisteten Überstunden oder eine Freistellung für Fort- und Weiterbildungen.

Zu den klassischen Arbeitszeitmodellen gehören vor allem festgelegte Arbeitszeiten wie die Fünf-Tage-Woche von Montag bis Freitag oder eine andere fixe Stundenverteilung an festgelegten Arbeitstagen, wie sie in den verschiedenen Schichtdienstmodellen praktiziert wird. Auch Gleitzeitregelungen werden zu den klassischen Arbeitszeitmodellen gezählt. Dabei gibt es Varianten, bei denen eine festgelegte Anzahl von Arbeitsstunden flexibel über den Tag verteilt werden darf, oder solche, bei denen Kernarbeitszeiten flexibel um die zusätzlich zu leistenden Arbeitsstunden ergänzt werden dürfen. Die qualifizierte Gleitzeit ist die flexibelste Variante der Gleitzeit. Dabei wird die zu leistende Arbeitszeit nicht pro Tag festgelegt, sondern pro Woche oder pro Monat, in seltenen Fällen sogar pro Jahr. Mitarbeitende entscheiden selbst, wann sie innerhalb des festgelegten Zeitraumes die vereinbarte Arbeitsleistung erbringen. Dieses Modell erfordert einen hohen Verwaltungsaufwand in Form von Arbeitskonten und Zeiterfassungssystemen und eine gute Vertrauensbasis. Qualifizierte Gleitzeit ist nicht mit allen Branchen und Berufsbildern vereinbar, sie bietet aber ein Höchstmaß an Flexibilität für Unternehmen und Angestellte und ist damit der erste Schritt in eine modernere Arbeitsplatzgestaltung.

Flexiblere Arbeitszeitmodelle sind in den Fokus gerückt. Für Arbeitnehmer*innen repräsentieren sie vor allem die Vereinbarkeit von Familie und Beruf und eine bessere Work-Life-Balance. Insbesondere für die Generation Z, die aktuell als Berufseinsteiger auf den Arbeitsmarkt drängt und diesen in den kommenden Jahren nachhaltig prägen wird, stehen Themen wie Freiheit, Individualität, Selbstverwirklichung, Familie und Gesundheit auch im Hinblick auf ihre berufliche Tätigkeit im Vordergrund. Ein überdurchschnittlicher Verdienst und Karriereoptionen treten hinter den neuen Prioritäten zurück. Die Generation erwartet eine Arbeitswelt, die sich neu erfindet, um sich modernen Lebenswelten und Lebensmodellen anzupassen. Ein wesentlicher Bestandteil eines modernen Arbeitsmarktes sind Arbeitszeitmodelle, die den Wunsch nach Freiheit, individueller Entfaltung und der Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben abbilden. Eine Umfrage des Personaldienstleistungsunternehmens Randstad hat ergeben, dass sich rund zwei Drittel der Befragten flexiblere Arbeitszeitmodelle wünschen. 36,1 Prozent der Teilnehmenden sprachen sich für die Vier-Tage-Woche aus. Nur 32.6 Prozent der Befragten gaben an, auch in Zukunft lieber an klassischen Arbeitszeitmodellen festhalten zu wollen.

Für Unternehmen bedeutet diese Entwicklung, dass sie umdenken müssen, um auch für qualifizierte Fachkräfte der anspruchsvollen Generation Z als Arbeitgeber attraktiv zu bleiben. Flexible Arbeitszeitmodelle sind ein wichtiger Baustein eines zukunftsfähigen Arbeitsmarktes.

Flexible Arbeitszeitmodelle für eine modernes Arbeitsumfeld

Arbeitszeitmodelle, die sich von starren Vorgaben lösen, können die modernen Anforderungen des Arbeitsmarktes ebenso abbilden wie die wachsenden Ansprüche an eine Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben. Auch für Unternehmen bietet ein Umdenken zahlreiche Vorteile. Flexiblere Arbeitszeitmodelle können maßgeblich dazu beitragen, die Motivation und Gesundheit von Mitarbeiter*innen gezielt zu fördern. Gleichzeitig lässt sich die Produktivität des Unternehmens erhöhen, wenn Angestellte ihre Fähigkeiten flexibel zur Verfügung stellen können.

Ob und in welchem Umfang flexible Arbeitszeitmodelle möglich sind, hängt von der Branche, der erforderlichen Arbeitsplatzgestaltung und den Anforderungen einzelner Berufsbilder ab. Die Digitalisierung hat neue Möglichkeiten geschaffen, die die Telearbeit fördern und Remote Arbeitsplätze im Home Office oder an flexiblen Orten realisierbar machen. Das spart Ressourcen und lässt die immer globaler werdende Arbeitswelt näher zusammenrücken. Konferenzen und Kreativtreffen über Ländergrenzen und Kontinente hinweg, produktive Kooperationen, die keine zeitraubende Reisetätigkeit mit sich bringen und neue Kommunikationsmöglichkeiten prägen den Arbeitsalltag der Zukunft.

Diese Arbeitszeitmodelle könnten die Interessen von Unternehmen und Mitarbeitenden in einer modernen Arbeitswelt miteinander in Einklang bringen:

Vertrauensarbeitszeit

Die Vertrauensarbeitszeit ist ein besonders vielseitiges Arbeitszeitmodell, das eine flexible Zeiteinteilung auf Gleitzeitbasis darstellt. Festgelegt ist lediglich die das Arbeitsvolumen, das sich je nach Tätigkeitsfeld in Arbeitsstunden bemessen kann, oder in Arbeitsergebnissen, wie die Fertigstellung einzelner Aufträge oder Projekte. Die Präsenz am Arbeitsplatz verliert bei diesem Arbeitszeitmodell häufig an Bedeutung. Sofern möglich, wird Vertrauensarbeitszeit mit einem Remote-Arbeitsplatz oder wechselnden Arbeitsplätzen kombiniert.

Auch bei der Vertrauensarbeitszeit müssen festgelegte Arbeitsziele in einer vorgeschriebenen Zeit erreicht werden. Die Einteilung der Arbeitszeit obliegt dabei aber den Mitarbeitenden. Ein so flexibles Modell ermöglicht nicht nur die Vereinbarkeit von Familie und Beruf, sondern auch globale Kooperationen, bei denen unterschiedliche Zeitzonen und Arbeitsabläufe miteinander in Einklang gebracht werden müssen. Unternehmen profitieren dabei von den vielseitigen Einsatzmöglichkeiten fachlicher Kompetenzen und meist auch von einer höheren Motivation und Zufriedenheit der Angestellten. Vertrauensarbeitszeit setzt allerdings ein hohes Maß an Eigenverantwortlichkeit und Disziplin auf Seiten der Mitarbeitenden voraus, sowie eine flexible Organisation und eine umfangreiche Vertrauensbasis auf beiden Seiten.

Das Arbeitszeitmodell der Vertrauensarbeitszeit eignet sich vor allem für Branchen und Arbeitsbereiche, in denen auftrags- und projektbezogen gearbeitet werden kann und in denen eine ergebnisorientierte Organisation ebenso leicht umzusetzen ist wie regelmäßige Arbeitszeiten.

Jobsharing

Das Konzept des Jobsharings bildet die sich verändernden Prioritäten von Arbeitnehmer*innen auf dem modernen Arbeitsmarkt ab. Der Wunsch nach mehr Freiheit, Selbstentfaltung und Vereinbarkeit von Familie und Beruf bringt einen größeren Bedarf an Teilzeitmodellen mit sich. Das Jobsharing kann diese Anforderungen erfüllen.

Beim Jobsharing teilen sich zwei oder mehr Personen eine Arbeitsstelle. Die Aufteilung kann nach Arbeitszeit, fachlichen Kompetenzen oder Einzeltätigkeiten erfolgen. So können beispielsweise die Qualifikationen unterschiedlicher Fachkräfte in einer Position zusammengebracht werden, um die Möglichkeiten des Arbeitsmarktes besser auszuschöpfen. Für Unternehmen birgt diese Variante den Vorteil, dass sie alle erforderlichen Kompetenzen im Unternehmen bündeln. Die Aufteilung des Jobprofils im Hinblick auf Arbeitsvolumen, Tätigkeiten und Verantwortlichkeiten kann gleichmäßig erfolgen, oder ganz flexibel nach individuellen Vorstellungen und fachlichen Kompetenzen vorgenommen werden. Jobsharing ist ein beliebtes und vielseitig einsetzbares Arbeitszeitmodell für einen Wiedereintritt nach der Elternzeit oder Altersteilzeitmodelle.

Lebensarbeitszeit als flexibles Modell

Das Arbeitszeitmodell der Lebensarbeitszeit wird in verschiedenen Ausprägungen praktiziert. Die Grundlage bildet ein Lebensarbeitszeitkonto oder Langzeitkonto, auf das Anteile des Gehaltes einbezahlt werden. Von diesem Guthaben können Kürzungen der Bezüge ausgeglichen werden, wenn Angestellte beispielsweise in Altersteilzeit gehen möchten oder sich entschließen, eine längere Auszeit oder ein Sabbatical einzulegen. Auch Aus- und Weiterbildungsmaßnahmen, die nicht vom Unternehmen unterstützt werden, eine Verlängerung der Elternzeit oder eine Reduzierung der Arbeitszeit für die Pflege eines Angehörigen können über das Lebensarbeitszeitkonto ausgeglichen werden.

Über ein Lebensarbeitszeitmodell können Beschäftigte Möglichkeiten nutzen, um sich außerhalb ihrer beruflichen Tätigkeit zu entfalten, ihrer aktuellen Lebenssituation gerecht zu werden oder besondere Auszeiten für die persönliche Weiterentwicklung zu nehmen. Der große Vorteil besteht darin, dass das Beschäftigungsverhältnis formell weiterbesteht, was den Bezug von Sozialleistungen und gegebenenfalls einen bestehenden Krankenversicherungsschutz gewährleistet. Unternehmen bietet diese flexible Ausgestaltung des Beschäftigungsverhältnisses die Möglichkeit, Fachkräfte langfristig im Unternehmen zu halten, auch wenn diese aufgrund ihrer aktuellen Lebensumstände eine längere Auszeit benötigen oder ihren Arbeitsalltag umgestalten möchten.

Flexible Arbeitszeitmodelle sind ein wesentlicher Faktor der modernen Arbeitswelt. Sie repräsentieren die sich verändernden Ansprüche von Angestellten an ihren Berufsalltag und machen es Unternehmen leichter, sich als attraktiver Arbeitgeber zu präsentieren und dem Fachkräftemangel im eigenen Haus vorzubeugen. Die Zukunft des Arbeitsmarktes wird zunehmend von alternativen Arbeitszeitmodellen geprägt sein und die Chancen modernisierter und digitalisierter Arbeitsprozesse in eine bessere Work-Life-Balance umwandeln.

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