Doch Vorsicht, das Thema Webseitenlokalisierung bringt viele Stolperfallen aus Sicht der Suchmaschinenoptimierung, kurz SEO, mit sich. Da SEO für viele Unternehmen ein essentieller Marketing-Kanal ist, sollten Fehler bei der Internationalisierung der Webseite möglichst vermieden werden. Im Folgenden lernen Sie, auf welche SEO-Aspekte Sie bei einer internationalen Webseite achten müssen.
Keyword-Recherche: Keywords nicht einfach nur übersetzen
Bei Suchmaschinenoptimierung dreht sich alles um sogenannte Keywords, also die Suchbegriffe nach denen Interessenten bei Google & Co. suchen. In der Erstsprache wurde daher höchstwahrscheinlich eine Menge Recherche-Arbeit geleistet, um die lukrativsten Keywords herauszupicken und die Webseite auf diese Suchbegriffe zu optimieren.
Häufig werden bei der Lokalisierung der Webseite dann die bestehenden Keywords direkt übersetzt. So einfach ist die Sache aber nicht. In anderen Ländern herrschen andere Sitten, daher kann es gut sein, dass andere Begriffe bei der Suche nach Ihrem Produkt oder Ihrer Dienstleistung genutzt werden.
Aus diesem Grund ist es essentiell, dass auch für die Zielsprache eine tiefschürfende Keyword-Recherche durchgeführt wird. Nur auf diese Art und Weise kann garantiert werden, dass nicht auf die falschen Suchbegriffe optimiert wird und deshalb wertvoller Traffic verloren geht.
Experten-Tipp: Wenn das nötige Budget vorhanden ist, sollte die neu erstellte Keyword-Liste mit einer kleinen AdWords-Kampagne getestet werden. Mit dieser Vorgehensweise stellt sich schnell heraus, ob die gewählten Keywords konvertieren.
Nach Sprachen oder nach Ländern unterscheiden?
Eine Frage, die sich leider die wenigsten im Vorhinein stellen: Soll die Unternehmenswebseite nach Ländern oder nach Sprachen aufgeteilt werden?
Wenn das Angebotene nicht lokal gebunden ist, wie beispielsweise ein Online-Dienst, dann macht es natürlich Sinn nach Ländern zu unterscheiden. Denn es sollen Märkte möglichst großflächig abgedeckt werden.
Wenn es aber um lokale Dienste oder Produkte geht, dann ist sinnvoll, die Webseite nach Ländern zu strukturieren (dazu gleich mehr). So können ganz gezielt neue Länder erobert werden.
Die Seitenstruktur nach Anwendung auswählen
Unterverzeichnisse, Subdomains oder ccTLDs? Jetzt geht es langsam ans Eingemachte. Wer an dieser Stelle patzt, hat umsonst in eine internationale Webseite investiert. Deswegen schauen wir uns im Folgenden die unterschiedlichen Varianten und deren Anwendungsgebiete genauer an:
Unterverzeichnisse:
Soll nur zwischen unterschiedlichen Sprachen differenziert werden, dann sind Unterverzeichnisse die Lösung. Alle Sprachen bleiben aus Googles Sicht auf einer einzigen Domain, wodurch jede Sprache von jedem einzelnen Backlink profitiert. Wird eine neue Sprache hinzugefügt, muss aus SEO-Sicht nicht bei null begonnen werden, sondern ein Teil der „Ranking-Power“ und Autorität wird mitgenommen.
ccTLDs:
Wenn Sie sich im vorherigen Schritt für die Aufteilung nach Ländern entschieden haben, dann ist dies der richtige Weg. ccTLDs haben im jeweiligen Land einen Ranking-Bonus. Außerdem bringt diese Variante eine klare Ländertrennung mit sich, was bei Usern gern gesehen ist und in der Regel zu besseren Konversionsraten führt. Klarerweise ist die ccTLD-Option aber teurer und erfordert mehr Infrastruktur.
Subdomains:
Eine Subdomain ist für Google wie eine eigenständige Domain. Es wird also nicht wie bei Unterverzeichnissen „Link Juice“ weitergegeben, außer es wird entsprechend verlinkt. Die Vorteile liegen jedoch auf der Hand: Die Sprachen oder Länder werden klar getrennt, die Lösung ist einfach zu implementieren und es können unterschiedliche Serverstandorte genutzt werden.
Experten-Tipp: Durch die richtige Nutzung des hreflang-Attributs erkennt Google, welche die richtige URL / Domain für das jeweilige Land bzw. die jeweilige Sprache ist.
Lokalisierung der Inhalte und Navigation mit Liebe zum Detail
Jedes Unternehmen will sparen oder schön ausgedrückt, die Kosten optimieren. Nur mal schnell die Texte übersetzen zu lassen, ist in den meisten Fällen zu wenig. Dazu sind oft die Kulturen zu unterschiedlich.
Neben den Texten sollten auch Bilder und die Navigation nicht außer Acht gelassen werden. Menschen aus unterschiedlichen Kulturen haben ein anderes Navigationsverhalten. Auch Bilder werden anders interpretiert. Was einem Deutschen gefällt, kann einen Italiener verärgern.
Nicht nur Fotos können zu Problemen führen: Ein bestimmtes Icon, das in Österreich selbsterklärend ist, führt bei Besuchern aus Finnland zu Verwirrung.
Also: Unbedingt mit lokalen Muttersprachlern zusammenarbeiten !
Lokale Autorität aufbauen durch länderspezifische Backlinks
Die internationale Webseite steht, die richtigen Keywords wurden ausgewählt und auch die anderen Regeln wurden befolgt. Trotzdem tut sich wenig bis gar nichts in Sachen Google-Platzierungen. Die gewünschten Besucherströme bleiben aus.
Soll die internationale Webseite nicht nur perfekt lokalisiert, sondern auch in der jeweiligen länderspezifischen Google-Version gut platziert sein, dann werden Verlinkungen aus dem Zielland benötigt. Über sogenannte Backlinks bestimmt Google nämlich die Autorität einer Webseite. Wenn Ihrer Firmenwebseite also „lokale“ Backlinks aus dem Zielland fehlen, dann fehlt damit auch die nötige Autorität, um bei Google vorne platziert zu sein.
Das heißt, es muss in Linkaufbau investiert werden. Konkret: Ihre Webseite wurde auf Italienisch übersetzt und die italienische Sprachversion soll bei Google.it stark platziert sein. Dann brauchen Sie Backlinks von .it Webseiten oder von Seiten mit einer allgemeinen TLD wie .com, aber lokal relevanten Inhalten.
Eine internationale Webseite ist eine Menge Arbeit. Werden aber die obigen Schritte befolgt, lassen sich relativ schnell neue Märkte erobern, denn das Konzept bleibt immer dasselbe. Eine reine Übersetzung der Texte reicht aber heutzutage mit Sicherheit nicht mehr aus.
Das Zusammenspiel zwischen SEO, Übersetzung und IT entscheidet über Erfolg oder Niederlage. Überlegen Sie sich daher im Vorhinein, welche Arbeiten Sie lieber nach außen vergeben und was Sie intern umsetzen. Sonst kommt es schnell zu teuren Patzern.