Die Wirkung von Farben
Farben wirken. Ob wir wollen oder nicht. Sie wirken und beeinflussen uns auch dann, wenn wir sie nicht bewusst wahrnehmen. Diese Wirkungen können sich Unternehmen wirtschaftlich zu Nutze machen. Dienstleister und Hersteller wie die Telekom, die Post, Milka oder Swatch wissen das.
Ein Großteil der Unternehmen setzt Farben jedoch subjektiv ein und ist sich nicht über die vielschichtigen psychologischen, technischen und wirtschaftlichen Zusammenhänge intelligenter Farb- und Designkonzepte bewusst.
Wer bei der Gründung oder einer neuen Produkteinführung falsch beraten wird oder am falschen Ende sparen will, der kann in den Folgejahren mit einem enormen Mehraufwand an manpower im eigenen Unternehmen und in den beauftragten Agenturen rechnen. Produkt-, Medien- und Marketingproduktionen werden so unnötig teuer.
Die Herausforderung für Unternehmen ist, die uns angeborenen Assoziationen zu Farben mit den strategischen Unternehmenszielen sowie mit Herausforderungen analoger und digitaler Materialien und Techniken in intelligente und effiziente Konzepte zu schmieden.
Jede einzelne Farbe erzeugt ihre eigenen Sinnesreize im Gehirn und steuert unser Wohlbefinden, unsere Reaktionen und unser Denken. Das kann im Erscheinungsbild von Unternehmen, im Marketing, bei der Produktgestaltung, bei Kleidung, Gebäuden, beim Interface von Nutzeroberflächen, bei Nahrungsmitteln etc. genutzt werden.
Beispielsweise werden Gelbtöne, Rottöne und Orangetöne als extrovertierter und energiegeladener wahrgenommen. Grüntöne, Blautöne und Violettöne erscheinen ruhiger und introvertierter.
Kombiniert man Farbtöne, kommen weitere Faktoren dazu.
Plötzlich wirkt Gelb auf Violett sehr hart oder verliert auf auf Rosa seine Strahlkraft. Ein eher kaltes Blau scheint auf Schwarz zu leuchten. Nutzt man Rot auf auf Grün, unterstreicht man die impulsive Wirkung, auf Grünblau wirkt Rot schon wieder kalt.
Farbtöne rufen auch unterschiedliche Entfernungseindrücke hervor: Grün und Blau scheinen weiter entfernt als Rot, Orange und Braun.
Beispiele guter und schlechter Farbkonzepte sieht man in den Kühlregalen der Supermärkte. Testen Sie die Farbwirkungen bei Ihrem nächsten Einkauf. Müssen Sie im Kühlregal nach einem bestimmten Produkt lange suchen oder finden Sie die Marke aus der Werbung sehr schnell zwischen allen Angeboten wieder?
Der Nutzen von Farben
Mit Farben können Unternehmen ihre Kunden nicht nur psychologisch beeinflussen, sondern im Wettbewerbsumfeld auch für Orientierung sorgen und die Aufmerksamkeit ihrer Kunden gezielt führen. Will ein Unternehmen jedoch in asiatischen Kulturkreisen verkaufen, bedeutet das aber auch, dass dort Farben teilweise andere Assoziationen wecken als in Europa.
Jeder Farbton hat auf unterschiedlichen Papieren jeweils eine
andere Wirkung. Und am Bildschirm kann ein Farbton regelrecht die Augen blenden oder er wird kaum wahrgenommen. Das liegt daran, dass das Auge im Aufbau dem Prinzip einer Fotokamera entspricht. Bei hellem Licht, wie etwa hellen Bildschirmfarben, zieht sich die Iris zusammen. Die Netzhaut wird dadurch weniger belastet. Diese Tatsachen beeinflussen unter anderem die Konzentrationsfähigkeit bei Bildschirmarbeiten.
Farbeinsatz und Kostenfrage
Ein Logo das mehrfarbig entwickelt wird, verursacht höhere Druckkosten als ein einfarbiges Logo. Farbverläufe oder ähnliche Spielereien im Logo, werden in der analogen Medienproduktion richtig teuer oder verlieren bei Prägungen gänzlich ihre Wirkung. Ein Logo sollte deshalb immer in Schwarz Weiß entwickelt werden und in Schwarz Weiß wirken. Erst dann kommt der Farbeinsatz.
Sonderfarben von Pantone oder HKS helfen weltweit einen gleichbleibenden Qualitätsstandard zu halten und Kosten zu sparen.
Auch farbig gedruckte Anzeigen können richtig ins Geld gehen, wenn diese nur
mehrfarbig auffallen oder große Anzeigenformate benötigen um zu wirken.
Jeder Millimeter einer Anzeige kostet Geld. Summiert man nun die höheren Kosten der Medien- und Marketingproduktionen in den Folgejahren einer Gründung mit den zusätzlich anfallenden Agenturkosten für den Mehraufwand bei der Umsetzung, relativieren sich die Design-Entwicklungskosten in der Planungsphase sehr schnell.
Schutzrechte
Betrachtet man den Farbeinsatz aus Sicht der Schutzrechte, zeigt sich auch
hier ein weiterer entscheidender Nutzenvorteil. Farben als Stilmittel im Erscheinungsbild von Firmen oder Produkten können Schutzrechte erlangen.
Starke Farbmarken besitzen z.B. Coca Cola, die Telekom oder Milka. Diese Marken können sich erfolgreich gegen Plagiate zur Wehr setzen. Wie ein Farbkonzept entwickelt werden muss, um als Farbmarke eingetragen werden zu können, sollte mit einem Fachanwalt besprochen werden. Die Durchsetzung einer Farbmarke ist nicht ganz einfach.
Einfachere Schutzmöglichkeiten gegenüber dem Wettbewerb sind die Geschmacksmuster. Beim Geschmacksmuster wird die äußere Erscheinungsform geschützt. Das heißt, das Stilmittel Farbe sollte mit Hilfe einer Designentwicklung (mit Linien, Formen, Flächen etc.) in eine Erscheinungsform gebracht werden. Beim Geschmacksmuster lassen sich 2D und 3D Erscheinungsformen eintragen.
Allerdings muss das Design neu sein und eine Eigenart besitzen um eingetragen werden zu können. Geschmacksmuster schützen den Rechteinhaber gegenüber dem Wettbewerb genauso erfolgreich wie eine Farbmarke. Weitere Auskünfte und Eintragungsmöglichkeiten bietet das HABM- Harmonisierungsamt für den Binnenmarkt in Spanien vom Amt eingetragene Geschmacksmuster sind auf dem gesamten Gebiet der EG wirksam.
Fazit: Wer beim Thema Farbe oder Corporate Design noch immer an das Anhübschen von Geschäftsunterlagen und Produkten denkt, verzichtet unbewusst auf wirtschaftliches Potenzial. Farbkonzepte, Designentwicklungen und deren Schutzrechte können entscheidend zum schnellen Markenaufbau und somit zum Vermögenswert eines Unternehmens beitragen. Wenn Farben in der Unternehmenskommunikation bzw. in den Medien intelligent eingesetzt werden, bieten sie viele wirtschaftliche Vorteile.