In der Wirtschaft spricht man unter anderem von antizyklischer Finanz oder Konjunkturpolitik und meint damit bewusste Eingriffe gegen gewohnte Strömungen: Der Staat greift mit Subventionen ein, um die Wirtschaft anzukurbeln, Anleger investieren gezielt, wenn der Aktienkurs sinkt, Unternehmer wollen die Konkurrenz hinter sich lassen und Gewinne erzielen (Quelle: Gabler Wirtschaftslexikon).
Vom Vorteil antizyklischer Briefe
Ein klassisches Beispiel: Jedes Jahr, pünktlich vor Weihnachten, treffen im Büro zahlreich Glückwunschkarten und Geschenke ein. Dabei erregt das zehnte „Fröhliche Weihnachten” sicher nur noch halb so wenig Aufmerksamkeit wie das erste Schreiben. Erhalten Sie jedoch mitten im Jahr einen überraschenden Gruß, schauen Sie in der Regel genauer hin.
Nutzen Sie dieses Phänomen bewusst für Ihre Korrespondenz! Der Vorteil antizyklischer Briefe ist schließlich, dass sie nachhaltig im Gedächtnis bleiben. Auch Werbung und Marketing gehen antizyklisch vor, etwa um die Marke zu stärken. Denn wer in Flautezeiten wirbt, wird exklusiver wahrgenommen.
Praxis-Beispiel:
„Like Ice in the Winter“
Ein führender Anbieter von Eiscreme hatte vor vielen Jahren die Idee, seine Produkte in der kalten Jahreszeit zu bewerben, nämlich genau dann, wenn die Konkurrenz pausiert und die Umsätze zurückgehen. Indem der Konzern Eis-Desserts mit Lebkuchen- und Zimtgeschmack entwickelte, trieb er seine Verkäufe bewusst in der klassischen Flautezeit für Eiscreme-Produkte voran – mit großem Erfolg!
Nutzen Sie Flauten bewusst!
Tipp zur Ideenfindung: Schreiben Sie eine Danksagung, wenn man sie nicht erwartet, versenden Sie Angebote in der Nebensaison … Alles ist möglich, wenn es richtig begründet wird!
Ideen mit Musterformulierungen
1. Saisonale Grüße
Finden Sie einen saisonalen Aufhänger, um mit Ihren Kunden in Kontakt zu bleiben. Ideen:
a) Frühling: Senden Sie ein Foto Ihres Teams im Frühlingslook, draußen vor dem Unternehmen oder mit Blumen und Plüschvogel, und schreiben Sie „Frühlingsgrüße von SOVITEX! (…) heute frisch für Sie eingetroffen: der Frühling mit …“
b) Sommer: „Wir wünschen Ihnen eine schöne Sommer- und Urlaubszeit! Typisch für die kommenden Monate ist, dass viele Mitarbeiter jetzt Urlaub nehmen. Auch bei uns ist dies der Fall: Unsere Zentrale ist vom 3.8. bis 1.9. nur Montag bis Mittwoch besetzt. Vielen Dank für Ihr Verständnis und eine erholsame Sommerzeit.“
c) Winter: Senden Sie doch Grüße im „grauen November“ und fügen Sie einen Teebeutel ins Kuvert mit „Wir wünschen Ihnen einen besinnlichen Winteranfang. Genießen Sie den beiliegenden Tee, während Sie …“
2. Danksagung
Viele Auftragsbestätigungen enthalten ein „Danke für Ihren Auftrag“. Wie positiv berührt ist Ihr Kunde oder Lieferant aber, wenn Sie sich auch dort bedanken, wo es nicht erwartet wird? Ideen:
a) Auf der Rechnung: im letzten Satz oder im PS mit „Wir bedanken uns für Ihr Vertrauen und die sehr gute Zusammenarbeit.“
b) In einer abschließenden Mail: „Sehr geehrte/r … Haben Sie nochmals vielen Dank für die angenehme Zusammenarbeit, die wir als sehr konstruktiv empfunden haben …“
c) In der Lieferung: Ein kleiner bedruckter Sticker oder Handzettel in der Warensendung ist erlaubt und stärkt das kundenfreundliche Image Ihres Unternehmens. Es muss nicht viel sein, ein emotionales Bild oder ein witziges Foto mit einem „Danke für Ihren Auftrag!“ wirkt Wunder.
3. Angebote/Werbung
Die meisten Branchen haben gewisse Zeiten, in denen ihr Produkt nicht so oft nachgefragt wird, andere haben Zeiten, in denen das Produkt nicht in ausreichender Menge auf Lager ist. Tipp: Finden Sie „Ihre“ Flautezeiten oder Engpässe und schlagen Sie Ihrem Chef passende Formulierungen für ein Angebotsschreiben vor.
Ideen:
a) Saft aus der Fabrik im Sommer mit „Unsere Kirschernte in Spanien geht zu Ende. Sichern Sie sich jetzt schon den neuen Sweet-Cherry-Juice unter der Gratis-Hotline 0800/1 23 45 – Sie erhalten Ihre Lieferung dann als Erster!“
b) Business-Informationen kurz vor der Urlaubszeit mit „Jetzt beginnt die Urlaubssaison und es wird ruhiger im Tagesgeschäft. Nutzen Sie diese Zeit zum Lesen und Recherchieren in unserer Kundenzeitschrift/ zum Stöbern in unserem Blog unter www.....“
Fazit:
Wichtig für Ihre erfolgreiche antizyklische Korrespondenz ist:
- zu wissen was und wann die Konkurrenz schreibt,
- zu spüren, wo ein Zyklus stattfindet,
- auch einmal „unlogisch“ vorzugehen,
- und einen guten Aufhänger zu finden.