Hallo Herr Czysch, Sie sind Geschäftsführer der TA Trust Agents Internet GmbH. Stellen Sie sich und Ihr Unternehmen doch bitte kurz vor ...
Stephan Czysch: Während meines Studiums habe ich erste praktische Erfahrungen im Bereich des Suchmaschinenmarketings gesammelt und dabei die Suchmaschinenoptimierung als die für mich spannendere Disziplin entdeckt. Meine Kenntnisse habe ich nach Abschluss meines Studiums bei der Rocket Internet GmbH vertieft und schließlich im Jahr 2012 mit zwei Kollegen die TA Trust Agents Internet GmbH gegründet.
Knapp eineinhalb Jahre nach der Gründung sind wir mittlerweile ein Team von 18 Mitarbeitern und betreuen unsere Kunden vor allem bei strategischen und technischen SEO-Fragen sowie im Bereich Linkmarketing. Den Begriff Linkmarketing haben wir dabei bewusst gewählt, da wir durch die für unsere Geschäftspartner platzierten Verlinkungen Marketing betreiben – die Platzierung des Links ist dabei nicht die Triebfeder des Handelns, sondern die Zielgruppenansprache.
Die letzten eineinhalb Jahre waren eine durchweg spannende und lehrreiche Zeit für meine Kollegen und mich, die gespickt war mit diversen Highlights. Zu erwähnen sind hier beispielsweise die Buchveröffentlichung meines Kollegen Dominik Wojcik, der als einer von zwei Autoren das Buch „Webselling: Das große Online Marketing Praxisbuch“ herausgebracht hat sowie das von mir verfasste, kostenlose eBook „ Wollen Sie mehr über Ihre Website erfahren? – Ein Google Webmaster Tools Handbuch “. Wir sind insgesamt sehr zufrieden mit der Entwicklung unseres Unternehmens und blicken gespannt und zuversichtlich in die Zukunft.
Ihr Plädoyer für Suchmaschinenoptimierung – warum ist SEO wichtig, vielleicht unerlässlich?
Czysch: SEO würde ich nicht als unerlässlich bezeichnen, aber dieser Marketingkanal kann sehr attraktiv sein. Meiner Meinung nach muss die Suchmaschinenoptimierung zum Gesamtmarketingkonzept eines Unternehmens passen: SEO losgelöst von anderen Marketingkanälen zu betreiben und nur als Aufgabe des für den Bereich Verantwortlichen zu sehen – ob intern oder Agentur – ist deutlich zu kurz gegriffen. Eine erfolgreiche und nachhaltige Suchmaschinenoptimierung fängt bei der Konzeptionierung der Website an, hinterfragt die Usability selbiger kontinuierlich und versucht, aus den vorliegenden Inhalten das beste Ergebnis für den Nutzer bereitzustellen oder zusätzliche Inhalte für nachgefragte Themen zu erstellen. Im Prinzip ist SEO also nichts anderes, als nachfragebasiertes Marketing zu betreiben und die passenden und relevanten Inhalte im Netz auffindbar zu machen. Ich bin überzeugt, dass SEO seinen Ruf als Marketingdisziplin weiter verbessern kann – und das auch muss. Die Zeiten, als ein stiller Mitarbeiter mit, für viele Personen scheinbar magischen Tricks, (kurzfristig) mehr Besucher auf die eigene Website gelotst hat, sind vorbei. SEO ist erwachsen geworden und Suchmaschinenoptimierer müssen verstehen, dass sie mit allen Abteilungen zusammenarbeiten und teilweise auch als Schnittstelle zwischen diesen fungieren müssen.
Wie bewerten Sie die Abhängigkeit vieler Geschäftsmodelle von Google? Und was kann man tun, damit bei einem Google-Update das eigene Geschäft nicht den Bach runter geht? Momentan ist ja das Thema „Mobile“ in aller Munde ...
Czysch: Die Marktverhältnisse sind immer zweischneidig: Auf der einen Seite macht es die Administration von z.B. SEA-Kampagnen einfacher, wenn man sich auf einen Anbieter und dessen Funktionen konzentrieren kann. Auf der anderen Seite ist das nur so lange positiv, wie man sich die Klickpreise etc. leisten kann. Besonders in der Anfangszeit des Suchmaschinenmarketings waren SEA und SEO auch für kleinere Unternehmen attraktiv – heute ist aufgrund der gestiegenen Professionalisierung eine „ich das mach das nebenbei“-Mentalität nicht mehr zeitgemäß, wobei das natürlich auch bei einer wettbewerbsreicheren Suchmaschinenlandschaft eine Einflussgröße auf den eigenen Erfolg darstellen würde.
Ich finde es wichtig, dass man speziell bei der Suchmaschinenoptimierung das eigene Vorgehen immer wieder hinterfragt. Intern, in unserer Agentur haben wir das so gelöst, dass wir einen Kollegen kurzzeitig zu einem Projekt dazu holen und diesen die Website, ohne Vorkenntnisse zur Strategie, analysieren lassen. So vermeiden wir die eigene Betriebsblindheit und kommen häufig auf interessante, neue Impulse. Man sollte seine eigene Meinung nicht zu wichtig nehmen und sich auf das Feedback von anderen einlassen – egal für wie kompetent man sich selbst hält. Ein ungetrübter Blick von außen kann eine Website vor einem Rankingverlust durch eine SEO-Algorithmusänderung schützen. Das Thema „Mobile“ ist natürlich ein sehr, sehr spannendes. Wie in anderen Bereichen auch gilt es hier für Unternehmen, Chancen zu erkennen, Risiken zu minimieren und sich mit der passenden Strategie am Markt zu positionieren.
SEO = gute Inhalte, heißt es von vielen Seiten. Ist es wirklich so einfach?
Czysch: Gute Inhalte schaden nie, doch die besten Inhalte bringen nichts, wenn niemand von deren Existenz weiß bzw. Kenntnis erlangen kann. Von daher ist eine Push-Marketingkampagne, die auch für die Suchmaschinenoptimierung relevante Inhalte im Markt bekannt machen soll, nicht die schlechteste Strategie. Schade finde ich es immer nur, wenn Leute sich groß „Content-Marketing“ auf die Fahne schreiben und „das jetzt auch machen“. Eigentlich sollte jedes erstellte Produkt, vom Text über den neuen Videospot bis hin zur Social-Media-Kampagne das Ziel verfolgen, einen Mehrwert zu generieren. Content-Marketing klingt immer so, als ob man sich erst mit Auftreten dieses Wortes und nur aufgrund von SEO-Überlegungen daran gemacht hat, zielgruppenrelevante und –abgestimmte Produkte zu entwerfen.
Google wiederholt es immer wieder: Erstelle die beste Seite zu einem Thema bzw. Themenkomplex und du wirst gute Rankings erzielen.
Wie gehe ich das Thema SEO strategisch am besten an? Eine entscheidende Frage scheint zu sein: Intern oder Agentur?
Czysch: Beim Thema SEO auch über Inhouse-Kompetenzen zu verfügen ist mit Sicherheit der richtige Schritt. Als interner Mitarbeiter ist man viel näher an einem Unternehmen dran und bekommt über den SEO-Tellerrand hinaus Strömungen und Initiativen mit, bei denen man sich überlegen sollte, inwiefern diese den SEO-Erfolg des Unternehmens befruchten können. Außerdem ist man als externer in der Regel mit verschiedenen Projekten betraut, weshalb die Aufmerksamkeit nicht zu 100% nur einem Kunden dient. Was auf der einen Seite ein Punkt contra Agentur ist, ist auf der anderen Seite ein Punkt pro Agentur: Man beschäftigt sich auch mit anderen Projekten, setzt dort Sachen um und man nimmt diese Erfahrungen mit in die Prozesse auf.
Während meiner Zeit als Inhouse-SEO war es stets der Fall, dass ein regelmäßiger Austausch mit Kollegen stattgefunden hat. Hier ging es nicht um kleinere Fragen, sondern um strategische Themen: Was machen wir zuerst? Was ist deine Meinung zu unserem Vorgehen? Welche Potenziale siehst du? Dabei ging es gar nicht darum, die Qualität der eigenen Arbeit in Frage zu stellen, sondern durch den Austausch neue Ideen zu entwickeln und von einem kompetenten Partner eine ehrliche Einschätzung zu erhalten. Damit das funktioniert, muss man natürlich eine gewisse Offenheit mitbringen. Man sollte lernen, dass eigene Ego zurück- und den nachhaltigen SEO-Erfolg des Unternehmens in den Mittelpunkt zu stellen – das fällt vielen Suchmaschinenoptimierern schwer. Das Thema „Austausch“ kann man auch unter dem Aspekt der Risikoprävention verorten – was in Zeiten der neueren Google-Updates Panda & Pinguin ein Augenmerk verdient hat.
Um nochmals zurück auf die Frage zu kommen: Im Idealfall sind innerhalb eines Unternehmens SEO- und Online-Marketingkompetenzen vorhanden und dazu wird regelmäßig ein Review von außen durch eine Agentur oder befreundeten Experten durchgeführt.
Worauf sollte ich bei der Auswahl einer Agentur achten?
Czysch: Grundsätzlich sollte man Agenturen meiden, die mit einem ungefragt Kontakt aufnehmen und „Pauschalangebote“ zusenden. Aus meiner Sicht sollte der Impuls vom Unternehmen ausgehen und dieses gezielt auf Anbieter zugehen. Das Thema Zertifizierung ist bei der Suchmaschinenoptimierung ein Thema für sich: wirklich aussagefähige Zertifikate gibt es trotz einiger Versuche immer noch nicht und einige, die es gibt, sind rein an die Zahlung einer Mitgliedsgebühr gekoppelt. Mit Agenturen, die regelmäßig etwas für Ihre Außenwahrnehmung tun, ob in Form von Blogposts, Fachbeiträgen oder in Form von Präsentationen auf Konferenzen und gute Referenzen vorzuweisen haben, kann man in der Regel wenig falschmachen. Wichtig: Auch im Bereich Suchmaschinenoptimierung kostet Qualität einen entsprechenden Preis. Entscheiden Sie selbst, ob Sie für z.B. 200 Euro im Monat für eine komplette SEO-Unterstützung eine angemessene Qualität erwarten können. Gerade im Bereich der Verlinkungen kommt es immer mehr auf die Relevanz und zielgruppengerechte Platzierung an. Die entsprechenden, passenden Portale und Portalbetreiber lassen sich derartige Verlinkungen gut bezahlen.
Vielen Dank für das Interview!