Praxis-Fall:
Frau Meier und Frau Schulz arbeiten gemeinsam in einem Büro. Allerdings gibt es immer wieder ein Problem: Sobald Frau Meier das Büro betritt, reißt sie das Fenster auf. Dieses Verhalten ärgert jedoch Frau Schulz: Sie möchte lieber das Fenster geschlossen halten – und es nur für fünf Minuten zum Lüften öffnen.
Mit Sicherheit werden die beiden im Praxisfall vorgestellten Damen mindestens einmal über ihre Meinungsverschiedenheit gesprochen haben. Die Frage ist nur, ob
- jedem von beiden auch noch bewusst ist, was ihnen wirklich wichtig ist, und
- sie noch wissen, warum sie ihre Meinung durchsetzen möchten.
In der Regel vergessen dies die Beteiligten nämlich schnell im Eifer des Gefechts. Die Folgen:
- Es wird zunehmend auf Positionen beharrt.
- Beispiele aus der Vergangenheit werden zur Rechtfertigung der eigenen Meinung herangezogen.
- Die sachliche Diskussion wird zunehmend emotionalisiert.
Erforschen Sie den Hintergrund
Egal, was für ein Gespräch Sie führen – sei es, dass es sich um eine freundschaftliche bzw. eine konfliktreiche Diskussion handelt oder sei es, dass Sie eine konkrete Vereinbarung treffen möchten: Achten Sie darauf, dass alle Beteiligten ihre wahren Interessen und Bedürfnisse darstellen können. Nur dann haben Sie eine geeignete Basis, um gemeinsam einen Weg zu finden und das Gespräch zur Zufriedenheit aller zu beenden.
Bezogen auf den oben dargestellten Praxis-Fall bedeutet dies:
Möchten Frau Meier und Frau Schulz tatsächlich eine Problemlösung finden, dann empfiehlt es sich, zunächst folgenden Schritt zu gehen: Sie müssen sich gegenseitig darüber austauschen, warum sie das Fenster entweder geöffnet oder geschlossen haben wollen. Dabei stellt sich dann vielleicht heraus, dass
- Frau Meier das Fenster geöffnet haben möchte, weil sie frische Luft zum Arbeiten braucht.
- Frau Schulz lieber das Fenster geschlossen hält, weil sie Angst vor einem Durchzug hat.
Schließlich erkältet sie sich schnell. Außerdem arbeitet sie viel mit Notizblättern, die unter Umständen dann durch einen Luftzug vom Tisch geweht werden.
Suchen Sie gemeinsam nach einer Lösung
Sobald die Karten – die tatsächlichen Interessen und Bedürfnisse – offen auf dem Tisch liegen, besitzen Sie mit allen Beteiligten eine gute Grundlage: Wahrscheinlich hat sich nämlich die eigentliche Fragestellung verändert. Die Vorteile:
- Dadurch, dass Sie bereit sind, sich auch die wirklichen Interessen und Bedürfnisse Ihrer Gesprächspartner anzuhören, zeigen Sie, dass Sie an einem respektvollen Umgang interessiert sind. Die anderen werden dies positiv zur Kenntnis nehmen, da jeder das Grundbedürfnis hat, als Mensch wertgeschätzt zu werden.
- Ihre Gesprächspartner erkennen, warum Ihnen bestimmte Aspekte wichtig sind. Dadurch sind vorgefertigte Ansichten und Gedanken, wie zum Beispiel „Die möchte ja nur immer ihren Willen durchsetzen“, nicht länger haltbar. Infolgedessen wird auch der emotionale Anteil zurückgedrängt.
- Das Gesprächsklima ändert sich, weil keiner mehr die Sorge hat, am Ende „über den Tisch gezogen zu werden“ oder „letztlich des guten Friedens willens nachgeben zu müssen“.
- Sie und Ihre Gesprächspartner erhalten plötzlich mehr Denkanstöße, um einvernehmlich Ihr Gespräch beenden zu können.
Um auf den Praxis-Fall zurückzukommen:
Es ist nun nicht mehr die Frage „Fenster auf oder Fenster zu?“, sondern vielmehr: „Wie können es die beiden Damen erreichen, dass Frau Meier frische Luft zum Arbeiten bekommt und Frau Schulz weder vom Durchzug krank wird noch ihre Notizzettel durcheinander fliegen?“
Quelle: www.sekretaerinnen-service.de