Ein Handelsblatt-Artikel aus dem Februar 2014 macht es deutlich: Die Zahl der Mitarbeiter, die mit ihrem Unternehmen unzufrieden sind, lediglich eine geringe Bindung zu diesem besitzen oder innerlich sogar bereits gekündigt haben, steigt. Und als wäre diese Entwicklung nicht bereits schlimm genug, ist vielen Führungskräften diese Unzufriedenheit häufig gar nicht bewusst. Regelmäßige Befragungen zur Mitarbeiterzufriedenheit sind demnach ein wichtiges Instrument, um eine verzerrte Wahrnehmung im Unternehmen zu verhindern und aus den Ergebnissen im Anschluss Maßnahmen zur Verbesserung abzuleiten. Denn zufriedene Mitarbeiter wirken sich nicht nur positiv auf das Unternehmensklima aus, durch ihr Engagement machen sie das Unternehmen häufig erst richtig erfolgreich.
Unzufriedenheit mit dem Beurteilungswesen
Eine der Gründe für Unzufriedenheit in Unternehmen sind die eingesetzten Verfahren, nach denen Mitarbeiter und Manager im Unternehmen beurteilt werden. Das ergab eine Befragung von über 250 Unternehmen durch vision & values. Sowohl die Führungskräfte als auch die Mitarbeiter fühlten sich unzureichend und häufig nicht objektiv genug bewertet. Gründe dafür waren meist die zu pauschal und nicht rollengerecht definierten Beurteilungsbögen, mittels derer insbesondere operative Mitarbeiter eingestuft werden.
Ein weiterer Schwachpunkt vieler Beurteilungssysteme ist die mangelnde Struktur. Kompetente Manager wissen längst, dass Mitarbeiterbeurteilungen, die nur einmal im Jahr durchgeführt werden, oft das Papier nicht wert sind, auf dem sie gedruckt werden. Und was nützt eine Beurteilung, wenn daraus nicht auf Anhieb erkannt werden kann, in welchem Bereich seiner Funktion ein Mitarbeiter sich gut entwickelt hat und wo weniger – und daraus unmittelbare Maßnahmen im Rahmen der Fortbildung oder des Karrieremanagements abgeleitet werden?
Öffentlich in der Kritik stehen auch die sogenannten Forced Rankings, die in den USA immer noch weit verbreitet sind. Dabei werden Mitarbeiter durch die Führungskräfte regelmäßig in vorgeschriebene Leistungskategorien eingeteilt: Top-Performer erhalten Boni, Minderleister sind akut entlassungsgefährdert. Poblematisch an diesem Bewertungsverfahren ist die festgelegte prozentuale Verteilung auf die Kategorien. Um die Quoten zu erfüllen, müssen also Mitarbeiter zwangsweise als Minderleister eingeteilt werden, ihre Leistung wird nur im Vergleich zu anderen und nicht absolut bewertet.
Objektivität erhöht die Beurteilungsakzeptanz
Mitarbeiterbeurteilungen sind wichtige Motivations- und Führungsinstrumente im Personalmarketing. Doch mit welcher Art von Beurteilungssystem sind nun sowohl Mitarbeiter als auch Manager zufrieden und wie können die Erkenntnisse aus der Mitarbeiterbeurteilung zur Steigerung des Unternehmenserfolgs genutzt werden?
Wichtig ist zunächst eine rollengerechte und objektive Beurteilung der Mitarbeiter. Es empfiehlt sich der Einsatz sogenannter Kompetenzprofile: Dabei wird nicht pauschal beurteilt, sondern vielmehr in einem strukturierten Verfahren, das sich ganz konkret auf die Rolle des einzelnen Mitarbeiters im Unternehmen bezieht. Im Zuge dessen können können Beurteilungen sogar im 360° Feedback-Verfahren durchgeführt werden. Denn schon die Einbeziehung verschiedener Personen erhöht die Objektivität. Darüber hinaus besteht die Möglichkeit, die zu beurteilenden Kompetenzen auch mittels beobachtbarer Kriterien zu bewerten, was die Objektivität weiter steigert.
Verknüpfung von Kompetenzprofilen und Talent Management
Die Analyse von Mitarbeiter- oder Führungskräftebeurteilungen über Kompetenzprofile ermöglicht dem Unternehmen im Anschluss, deren Talente gezielt und vor allem kontinuierlich zu fördern. Die Aussicht auf Weiterentwicklungsmöglichkeiten erhöht die Mitarbeiterzufriedenheit und ist laut einer Studie der Hay Group einer von fünf Faktoren der als wichtig für eine langfristige Mitarbeiterbindung identifiziert wurde. So können jedoch nicht nur Talente gefördert, sondern auch Schwächen von Mitarbeitern identifiziert werden, an denen im Anschluss über gezielte Weiterbildungsmaßnahmen gearbeitet werden kann.