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Neue Abschreibungsregeln 2009
Degressive Abschreibung als Konjunktur-Impuls
Auch sie soll 2009 der Konjunktur auf die Beine helfen: die degressive Abschreibung. 2007 wurde sie zwar abgeschafft, aber im ersten Konjunkturpaket der Bundesregierung tauchte sie wieder auf, befristet für zwei Jahre. Wie profitieren Unternehmen von dieser neuen/alten Regelung im Steuerrecht?
Lineare Abschreibung
Die Vorteile der degressiven Abschreibung werden deutlich, wenn man einen Blick auf das Verfahren der linearen Abschreibung wirft. "Linear" wird dieses Verfahren genannt, weil über die Nutzungsdauer eines Wirtschaftsgutes jedes Jahr derselbe Betrag abgeschrieben wird. Das ist genauso möglich wie die Anwendung der degressiven Abschreibung.
Beispiel 1:
Ein PKW kostet 24.000 Euro, er kann sechs Jahr lang mit 4.000 Euro abgeschrieben werden (24.000 Euro : 6 Jahre = 4.000 Euro/Jahr). Das heißt: Der zu versteuernde Gewinn des Unternehmens reduziert sich pro Jahr um 4.000 Euro. Die Nutzungsdauer üblicher Wirtschaftsgüter hat das Bundesfinanzministerium festgelegt, und zwar in sogenannten AfA-Tabellen (AfA steht für "Absetzung für Abnutzung"). Zum Beispiel haben Computer eine Lebensdauer von drei Jahren, Büromöbel kommen auf 13 Jahre.
Degressive Abschreibung
Ganz anders funktioniert das Verfahren der degressiven Abschreibung. "Degressiv" heißt es, weil die abgeschriebenen Beträge während der Nutzungsdauer immer kleiner werden. Aber: Das Unternehmen kann am Anfang mit viel größeren Beträgen einsteigen, als es bei der linearen Abschreibung der Fall ist. Die Neuregelung der Bundesregierung sieht vor: Der höchste Abschreibungssatz beträgt 25 Prozent, und er darf maximal 2,5mal höher ausfallen als der Betrag bei der linearen Abschreibung.
Beispiel 2:
Ein PKW kostet wieder 24.000 Euro (Nutzungsdauer: sechs Jahre). Der 2,5fache Betrag der linearen Abschreibung aus Beispiel 1 beträgt: 10.000 Euro (4.000 Euro x 2,5 = 10.000 Euro). Die Höchstgrenze für die degressive Abschreibung liegt aber bei 25 Prozent, so dass nur 6.000 Euro im ersten Jahr abgeschrieben werden können (24.000 Euro x 0,25 = 6.000 Euro). Im zweiten Jahr wird der neue Buchwert des PKWs als Basis genommen: Die Abschreibung beträgt 4.500 Euro (18.000 Euro x 0,25 = 4.500 Euro). Auf diese Weise wird Jahr für Jahr gerechnet – bis im letzten Jahr ein Restbuchwert stehen bleibt, der vollständig abzuschreiben ist.
Ein Vergleich
Warum die degressive Abschreibung die Konjunktur ankurbeln soll, wird deutlich, wenn man die zwei Beispiele vergleicht:
Im ersten Jahr kann das Unternehmen bei der linearen Abschreibung 4.000 Euro steuerlich geltend machen, im zweiten Jahr wieder denselben Betrag – in der Summe also 8.000 Euro. Schreibt das Unternehmen dagegen degressiv ab, sind es im ersten Jahr 6.000 Euro, im zweiten Jahr 4.500 Euro – in der Summe also 10.500 Euro. Zwischen den zwei Verfahren liegt eine Differenz von 2.500 Euro: Diesen Betrag kann das Unternehmen zusätzlich von der Steuer absetzen, wenn es das Verfahren der degressiven Abschreibung wählt. Im Klartext: Der zu versteuernde Gewinn wird schneller und in größere Höhe reduziert. Darin soll der Investitionsanreiz für die Unternehmen liegen, wenn sie in diesem Jahr wieder zur degressiven Abschreibung greifen dürfen.
"Degressiv" bedeutet "abnehmend": Es kommt der Zeitpunkt, an dem die Beträge aus der degressiven Abschreibung kleiner werden als aus der linearen Abschreibung. Bliebe das Unternehmen bei der degressiven Methode, würde es sich plötzlich steuerlich schlechter stellen. Daher hat der Gesetzgeber für diesen Moment eine Wahlmöglichkeit vorgesehen – das Unternehmen kann von der degressiven zur linearen Abschreibung wechseln.
Beispiel 3:
Wieder geht es um den PKW. Im dritten Jahr der degressiven Abschreibung hat er einen Restbuchwert von 10.125 Euro. Setzt das Unternehmen die degressive Methode fort, würden im vierten Jahr 2.531,25 Euro abgeschrieben. Stellt man aber auf die lineare Abschreibung um, sind es 3.375 Euro (10.125 Euro : 3 Jahre = 3.375 Euro/Jahr). Daher ist es ökonomisch sinnvoll, die Methode im vierten Jahr zu wechseln.
Welche Wirtschaftsgüter kann ein Unternehmen degressiv abschreiben?
Bei dieser Frage unterscheidet der Gesetzgeber drei Fälle:
1. Geringwertige Wirtschaftsgüter (GWG)
Was nicht mehr als 150 Euro kostet, kann ein Unternehmen vollständig abschreiben, und zwar direkt im Kaufjahr. GWG stellen eine einmalige Betriebsausgabe dar – unabhängig von der wirklichen Nutzungsdauer, die auch über Jahre gehen kann.
2. Einheitlicher Sammelposten
Seit 2008 gibt es eine neue Regel für alle Wirtschaftsgüter, die zwischen 150 Euro und 1.000 Euro kosten. Für jedes Jahr sind sie in einem einheitlichen Sammelposten zu bündeln. Die Nutzungsdauer spielt keine Rolle. Linear abgeschrieben wird der gesamte Wert des Sammelpostens, und zwar genau über fünf Jahre (20 Prozent pro Jahr).
3. Lineare oder degressive Abschreibung
Liegt ein Wirtschaftsgut in seinem Preis über 1.000 Euro, muss es degressiv oder linear abgeschrieben werden. Die Kosten kann ein Unternehmen nicht schlagartig steuerlich geltend machen, vielmehr sind sie als Abschreibungen über die Nutzungsdauer zu verteilen.
Ist die degressive Abschreibung immer günstiger als die lineare Variante?
Nein. Liegt die Nutzungsdauer eines Wirtschaftsguts bei weniger als vier Jahren, steht das Unternehmen mit der linearen Methode besser da.
Beispiel 4:
Laut AfA-Tabelle hat ein Computer eine Lebensdauer von drei Jahren. Kostet er 2100 Euro, können mit der linearen Methode 700 Euro pro Jahr abgeschrieben werden. Das sind 33 Prozent im Jahr – deutlich mehr als die 25 Prozent bei der degressiven Abschreibung.
Fazit
Neben der degressiven Abschreibung sollte man an eine Reihe weiterer Instrumente denken - außergewöhnliche Abschreibungen, Sonderabschreibungen und den Investitionsabzugsbetrag. Mit diesen Maßnahmen lassen sich noch mehr steuerliche Effekte erzielen. Wirkt die degressive Abschreibung als Konjunktur-Impuls? Auf jeden Fall können Unternehmen schneller und in größerer Höhe ihren zu versteuernden Gewinn reduzieren, wenn sie die Investitionen degressiv abschreiben. Das kann ein zusätzlicher Anreiz sein, in diesem Jahr zu investieren – und die Konjunktur zu beleben.
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Ein Beitrag von Ingo Leipner