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Return on Investment - Rentabilität von Investitionen
Was ist eigentlich der Return on Investment?
Wer sein Geld investieren will, braucht einen Anhaltspunkt, ob sich die Investition lohnt. Wie viel kommt vom eingesetzten Kapital wieder zurück? Genau um diese Frage geht es beim Return on Investment (ROI): ein finanztechnischer Ausdruck, der mit "Kapitalverzinsung" oder "Rentabilität" übersetzt wird.
Darum geht's
Ein Unternehmen stellt eine neue Produktionsanlage in seiner Maschinenhalle auf, der Output erhöht sich deutlich – und es fällt ein Gewinn an, der sich eindeutig dieser Anlage zurechnen lässt. In diesem Beispiel lässt sich der ROI vernünftig berechnen, weil das Unternehmen Kosten und Nutzen dieser Investition genau zuordnen kann.
Der ROI spiegelt das prozentuale Verhältnis zwischen Gewinn und investiertem Kapital wider (Gewinn : investiertes Kapital = ROI). Ein Vergleich wird möglich, indem der ROI zweier Investitionsobjekte herangezogen wird. Die Investition mit dem höheren ROI ist rentabler. Wichtig: Derselbe Betrachtungszeitraum muss vorliegen. Dabei trifft der ROI aber keine Aussage über die Höhe des Gewinns – und auch das Risiko der Investition wird nicht berücksichtigt.
Schwieriger wird die Situation, wenn komplexe Entscheidungen zu treffen sind: Es ist nicht immer einfach, zwischen Kosten und Nutzen ein klares, kausales Verhältnis herzustellen. Je größer der Einfluss indirekter oder allgemeiner Kosten ist, desto weniger Verlass ist auf den ROI als Kennziffer für Rentabilität. Zum Beispiel können Verwaltungskosten eine große Rolle bei einer Investition spielen.
Was verbirgt sich also hinter dem Begriff "Return on Investment" (ROI)? Der ROI gibt wieder, in welchem Verhältnis Investition und Gewinn stehen. Er drückt also den prozentualen Anteil aus, den der Gewinn an einer Investition hat – und zeigt auf diese Weise, welcher Wert aus einer Investition zurückfließt. Diese Betrachtung ist für einzelne Investitionsobjekte möglich, aber auch für die Rentabilität einer ganzen Unternehmung (Du-Pont-Kennzahlensystem).
So sieht die Praxis aus
Eine Pyramide als Vorbild: Die Basis bilden allgemeine Daten aus dem Rechnungswesen, der ROI ist die Spitze. So ist das Du-Pont-Kennzahlensystem aufgebaut, das 1919 der amerikanische Chemie-Konzern "Du Pont de Nemours and Co" entwickelt hat. Keine isolierten Kennzahlen sollten gesammelt werden, es ging dem Unternehmen um Wechselwirkungen und gegenseitige Abhängigkeiten. Ein geschlossenes Modell sollte voneinander abhängige Zielgrößen beschreiben. Wie funktioniert dieses Modell? Zwei Wege muss man in der Pyramide finden: Auf dem einen sind Daten zur Betriebstätigkeit zu sammeln, auf dem anderen Daten zur Vermögenslage.
Betriebstätigkeit: Der Umsatz bestimmt sich aus den Verkäufen, unterschieden nach Regionen, Kunden- oder Produktgruppen. Von ihm werden die Selbstkosten abgezogen, in die alle Herstell-, Vertriebs- und Verwaltungskosten eingehen. Das Ergebnis ist der Gewinn aus der Betriebstätigkeit. Er wird jetzt in Beziehung zum Umsatz gesetzt (Gewinn : Umsatz), die so ermittelte Größe ist die Umsatzrentabilität, also der prozentuale Anteil des Gewinns am Umsatz.
Um an der Spitze der Pyramide herauszukommen, ist es nun notwendig, zusätzlich den zweiten Weg einzuschlagen.
Vermögenslage: Der Weg beginnt wieder an der Basis der Pyramide. Aus Vorräten, Forderungen und liquiden Mitteln wird das Umlaufvermögen ermittelt. Hinzu kommt das Anlagevermögen, das sich aus immateriellem Vermögen, Sachanlagen und Finanzanlagen zusammensetzt. Umlaufvermögen und Anlagevermögen stellen das investierte Kapital dar, das in Relation zum Umsatz gesetzt wird (Umsatz : investiertes Kapital). Die berechnete Kennziffer ist der Kapitalumschlag, also eine Angabe, wie häufig das investierte Kapital durch den Umsatz "umgeschlagen" wurde. Damit hat der zweite Weg ebenfalls kurz vor die Spitze der Pyramide geführt.
Berechnung des ROI: An der Spitze der Pyramide werden die zwei Kennziffern Umsatzrentabilität (Gewinn / Umsatz) und Kapitalumschlag (Umsatz / investiertes Kapital) zusammengeführt.
Umsatzrentabilität x Kapitalumschlag = ROI
(Gewinn / Umsatz) x (Umsatz / investiertes Kapital) = ROI
Kleiner Ausflug in die Bruchrechnung: Der Umsatz im Nenner der Umsatzrentabilität kürzt sich gegen den Umsatz im Zähler des Kapitalumschlags, also lautet das Ergebnis:
Gewinn / investiertes Kapital = ROI
Der ROI ist daher eine prozentuale Angabe und zeigt das Verhältnis zwischen Gewinn und investiertem Kapital, eben den "Return-on-Investment".
Fazit
Viele Unternehmen nutzen heute das Du-Pont-Kennzahlen-System, oftmals in abgewandelter Form. Der ROI ist aus Investitionsentscheidungen nicht mehr wegzudenken: Ob Computersysteme gekauft, Marketing-Maßnahmen diskutiert oder neue Mitarbeiter eingestellt werden – oft ist der ROI eine Kennzahl, die bei der Entscheidung hilft. So auch bei klassischen Investitionen in Aktien oder bei der Frage, in welche Unternehmen Risikokapital fließen soll.
Ein Beitrag von Ingo Leipner