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Fehlerkosten: Am Anfang steht die Klassifizierung
Als Qualitätsverantwortlicher sind Sie häufig in der Situation, Projekte oder Maßnahmen begründen und Angaben zum Beispiel zum sogenannten Return on Quality (ROQ) vorlegen zu müssen. Hierbei wird der Gewinn als eine Funktion von Qualität betrachtet. Angestrebt wird die Steigerung des Kundennutzens bei gleichzeitiger Kostensenkung. Welche Aufwendungen Sie sinnvollerweise dem Qualitätsmanagement zurechnen und wie Sie diese ermitteln können, erfahren sie in diesem Beitrag.
Controlling unverzichtbar
In der Literatur werden auch heute noch die verschiedensten Ansätze zur Erfassung und Klassifizierung von Qualitätskosten propagiert. In einem sind sich die Gelehrten jedoch weitgehend einig: Neben den 4 Phasen des Qualitätsmanagements ist das Qualitätscontrolling ein unverzichtbares Instrument.
Effektivität und Effizienz zählen
Das Qualitätscontrolling ist zunächst einmal in 2 Teilbereiche gegliedert - in das strategische Qualitätscontrolling und das operative Qualitätscontrolling.
Das strategische Qualitätscontrolling unterstützt das Unternehmen ergebnisorientiert vor allem bei der Planung, Steuerung und Kontrolle der Effektivität. Es überprüft, wie das Ziel in Bezug auf Wirksamkeit, Output und Qualität erreicht wird.
Das operative Qualitätscontrolling hingegen prüft die Effizienz in Form einer kurz-/mittelfristigen Gewinnmaximierung durch das Qualitätsmanagement. Die Wirtschaftlichkeit wird hier in Form einer Kosten-Nutzen-Relation betrachtet. Der Begriff Qualitätskosten wird inzwischen durch den umfassenderen qualitätsbezogene Kosten ersetzt.
Klassischer Ansatz mit 3 Kostengruppen
Der klassische 3-teilige Qualitätskostenansatz ist international gültig und durch die EOQC-Definition (European Organization for Quality Control) festgelegt. Darauf basierend lassen sich die folgenden Kostengruppen sinnvoll unterscheiden:
- Prüfkosten
- fehlerbezogene Kosten
- Fehlerverhütungskosten
Die Checkliste zur Erfassung von Prüfkosten
- Erstmusterprüfungen, Prüfungen von Nullserien
- Wareneingangsprüfung
- Prüfungen innerhalb des Fertigungsprozesses
- Endprüfungen für Fertigprodukte
- vor der Einlagerung oder
- vor der Auslieferung an den Kunden
- Kundenabnahmeprüfungen, also Kosten die für Prüfungen zur Abnahme durch den Kunden anfallen.
- Kosten für Laboruntersuchungen und die Erstellung von Gutachten
- Kosten für die Durchführung von Produktaudits
- Langzeitprüfungen für die Funktionsfähigkeit und Gebrauchstauglichkeit von Produkten
- Kosten für die Anschaffung bzw. Herstellung von Mess- und Prüfmitteln, Lehren etc.
- Kosten für die Wartung und Instandhaltung von Mess- und Prüfmitteln
- Kosten für sonstige innerbetriebliche Leistungen, die mit der Qualitätsprüfung in Verbindung stehen
- Personalkosten für Prüf- aber auch Leitungstätigkeiten
- anteilige gesetzliche und freiwillige Sozialleistungen
- Räume, Ausstattung und Energiekosten
Prüfen schafft keine Qualität
Prüfungen verfolgen das Ziel, mangelhafte Rohstoffe, Halb- und Fertigfabrikate möglichst frühzeitig zu erkennen und aus dem betrieblichen Prozess zu entfernen. Ebenso soll eine Auslieferung fehlerhafter Ware an den Kunden verhindert werden.
Prüfkosten entstehen daher in unterschiedlichen Abteilungen eines Unternehmens, wie z. B. Beschaffung, Produktion oder Montage. Verfügt ein Unternehmen über ein eigenes Prüflabor, zählen auch diese Kosten dazu. Prüfkosten werden im Allgemeinen in der betrieblichen Kosten- und Leistungsrechnung erfasst.
Die vorgenannte Checkliste soll Sie bei der Ermittlung Ihrer Prüfkosten unterstützen.
Expertenrat: Nachteilig an einer Sammelerfassung der Prüfkosten ist, dass darunter so-wohl die Aufwendungen für normale Prüfabläufe als auch die für Prüfungen nach einer durchgeführten Nachbesserung zusammengefasst werden. Da letztere aber den Fehlerkosten zuzurechnen sind, sollte hier eine Zweiteilung vorgenommen werden.
Kosten durch Fehler
Ermitteln Sie als nächstes die fehlerbezogenen Kosten. Darunter werden Kosten verstanden, die im direkten Zusammenhang zu einer Abweichung, also einer nicht erfüllten Anforderung an das Produkt steht. Zur besseren Übersicht sollten Sie diese Kosten in interne und externe Fehlerkosten aufteilen.
Fehlerentdeckung im Unternehmen
In den meisten Unternehmen werden Fehlerkosten für Ausschuss oder die Nacharbeit an Produkten erfasst. Auch die Kosten für eine erneute Produktprüfung gehören in diese Kategorie, werden aber häufig nicht von den allgemeinen Prüfkosten abgegrenzt.
Problematisch ist vor allem die Ermittlung von Fehlerkosten, die sich z. B. auf prozess- oder ablaufbedingte Störungen zurückführen lassen. Da hier aber in vielen Fällen erhebliches Optimierungspotenzial verborgen liegt, sollten Sie auf eine Erfassung keinesfalls verzichten. Ermitteln Sie also folgende Fehlerkosten:
Fehler trifft Ihren Kunden
Mithilfe der externen Fehlerkosten können Sie Rückschlüsse auf die Zufriedenheit Ihrer Kunden ziehen. Externe Fehlerkosten sind demnach auf Fehler zurückzuführen, die außerhalb Ihres Unternehmens entdeckt werden. Sie können beträchtliche Ausmaße annehmen, insbesondere dann, wenn das Image Ihres Unternehmens angegriffen wird.
Die hieraus entstehenden Verluste für entgangene Aufträge und verlorene Kunden sind schwer zu bemessen, können aber in besonderen Fällen sogar die Existenz eines Unternehmens bedrohen.
VORSICHT: Bedenken Sie bitte, dass im Rahmen der Sachmängelgewährleistung auch Abweichungen von vertraglichen Vereinbarungen und damit verbundene Ansprüche in Form von Nachbesserung, Wandlung, Minderung oder ggf. sogar Schadenersatz auf Sie zu-kommen können. Hier setzt die Fehlervermeidung bereits im Vertrieb bzw. Marketing an.
Zu den externen Fehlerkosten zählen vor allem Gewährleistungsansprüche, die aber nicht immer über die Kosten und Leistungsrechnung, sondern lediglich in der Finanzbuchhaltung erfasst werden. Neben den Gewährleistungsansprüchen können auch etwaige Folgeschäden zum Tragen kommen.
Durch Fehlerverhütung Kosten sparen
Die sinnvollste Art Fehlerkosten zu senken ist sicherlich die Vermeidung von Fehlern. Da sich aber auch die systematische Analyse von Fehlern nicht ohne Aufwand realisieren lässt, sollten Sie nun auch diese Positionen erfassen.
Jede Abteilung hat die Aufgabe, bei der Vermeidung von Fehlern mitzuwirken, natürlich unterstützt durch das Qualitätsmanagement. Fehlerverhütungskosten entstehen in erster Linie in der Qualitätsplanung. So wird durch fähige und beherrschte Prozesse das Prozessergebnis positiv beeinflusst.
Alle sind gefragt: Nachdem im Grunde genommen alle Abteilungen mehr oder minder an der Suche nach Fehlerquellen und –ursachen beteiligt sind, ist die Definition und gezielte Zuordnung der Kosten hier meist nicht wirtschaftlich. Sollten sich aber spezielle Abteilungen oder Organisationseinheiten mit der Qualitätsplanung und –lenkung beschäftigen, so sind diese definitiv den Fehlerverhütungskosten zuzurechnen.
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