Mit der Balanced Scorecard betrachten Sie Ihr Unternehmen dagegen aus verschiedenen Blickwinkeln
Die Balanced-Scorecard-Methode ist deshalb in Krisenzeiten erfolgversprechender als andere Management-Methoden. Wird heute Ihr Unternehmen analysiert, beziehen sich Berater und Banken in der Regel auf Ihre Vergangenheitszahlen und rechnen diese für einen meistens dreijährigen Zukunftszeitraum hoch. Dabei werden einzelne Kostengrößen an die realen Verhältnisse angepasst (z.B. die Personalkosten). Aus den Zahlen werden Handlungsempfehlungen abgeleitet, die es umzusetzen gilt.
Die Balanced Scorecard bietet mehrere Perspektiven
Obwohl das gerade beschriebene Verfahren den meisten Banken für eine Beurteilung ausreicht, sollten Sie als Unternehmenslenker höhere Ansprüche stellen. Schließlich gilt es, ein System zu etablieren, das dauerhaft zur Unternehmenssicherung und -optimierung beitragen kann. Die Balanced Scorecard ist ein solches System.
Aus vier verschiedenen Perspektiven (Ebenen) wird Ihr Unternehmen beleuchtet. Dabei sollen alle Ebenen in eine Art „Balance“ gebracht werden. Die vier Perspektiven sind:
- die finanzielle Perspektive,
- die Kundenperspektive,
- die interne Prozessperspektive und
- die Lern- und Entwicklungsperspektive
Die Leistungsbewertung aller Perspektiven führt zu einem Gesamtergebnis (Score), das die Leistungsfähigkeit Ihres Unternehmens aufzeigt und damit auch gleichzeitig die verbesserungswürdigen „Schwachstellen“.
1. Die finanzielle Perspektive (Finanzperspektive)
Auf dieser Ebene der Unternehmensbetrachtung legen Sie zunächst Ziele anhand von Kennziffern fest. Idealerweise geschieht dies im Rahmen einer Managementbesprechung im Herbst eines Jahres für die Zukunft.
Die Auswahl der Kennziffern obliegt dem Geschäftsführer, wobei dies von Unternehmen zu Unternehmen unterschiedlich sein kann. Beispiele sind: Umsatzrendite, Eigenkapitalrendite, Cash Flow, Kundenziel in Tagen, Deckungsbeitrag, Liquidität, Anzahl von Produkten.
Experten-Tipp: Achten Sie bei Zielfestlegungen immer darauf, dass die Ziele erreichbar, aber auch ehrgeizig sind.
2. Die Kundenperspektive
Auf dieser Ebene der Unternehmensanalyse müssen Sie zunächst den Markt des Unternehmens und seine Kunden genau analysieren und beschreiben. Anschließend sind Zielvorgaben zu definieren, z.B. Kundenzufriedenheit mit dem Unternehmen oder einem Produkt, Kundentreue, Image Ihres Unternehmens. Diese Zielvorgaben können anhand von Kundenumfragen gemessen werden.
Experten-Tipp: Können Sie Ihre Kunden nach einer Beschreibung verschiedenen Segmenten zuordnen, sind die Ziele der Kundenperspektive für jedes Segment zu bestimmen. Dadurch können Sie Ihre Kunden noch zielgenauer (und damit in der Regel ertragreicher) ansprechen.
3. Die interne Prozessperspektive
Diese Perspektive unterstützt die finanzielle und die Kundenperspektive. Hier werden die Prozesse, die für die Zielerreichen in den beiden Perspektiven (Finanzperspektive, Kundenperspektive) wichtig sind, identifiziert und nach Messung optimiert.
Wichtige Messgrößen können hier sein: Durchlaufzeit, Bearbeitungszeiten von Beschwerden, Bestellhäufigkeit.
4. Lern- und Entwicklungsperspektive
Im sog. Informationszeitalter, in dem wir uns befinden, sind Investitionen in die Entwicklung, Fortbildung und Motivation der Mitarbeiter besonders wichtig. Deshalb wird diese Perspektive auch gelegentlich als „Mitarbeiterperspektive“ bezeichnet.
Hier messen Sie z.B. durch Befragung die Motivation Ihrer Mitarbeiter (Macht Ihnen die Arbeit Spass?) und gleichen diese Daten mit „harten Fakten“ ab (z.B. Fluktuation, Anzahl der Krankheitstage, Anzahl der Fortbildungstage, Anzahl der Beschwerden, Auswertung von Vorgesetzten- und/oder Kollegenbewertungen).
Auch auf dieser Ebene legen Sie Ziele fest (z.B. Anzahl Fortbildungstage) und messen diese.
5. Ihr internes Scoring
Die Ergebnisse aus allen Ebenen werden regelmäßig zusammengeführt, die Schwachstellen ermittelt und daraus Handlungsempfehlungen für alle Perspektiven abgeleitet.
Insgesamt erhalten Sie durch Einsatz dieser Management-Methode ein sich ständig fortentwickelndes Unternehmen, das nicht durch einseitige Zielvorgaben eine Standbein (eine Perspektive) vernachlässigt. So dürften Sie Ihrem Wettbewerb mindestens einen Schritt voraus sein.
Die Kursteilnehmer lernen, Chancen und Risiken in Veränderungsprozessen strukturiert zu erkennen, eine gemeinsame Zielausrichtung und -koordination abteilungsübergreifend zu fördern und mit entsprechenden Controlling-Instrumenten abzusichern. Zudem erlernen sie, wie strategische Positionen aus Vision- und Mission-Statements nachhaltig verankert und messbar gemacht werden.
Dipl.-Betriebswirt Joachim Welper, LL.M.
Joachim Welper ist Steuerberater bei HRW Steuerberater.