<< Themensammlung Organisieren

Work-Life-Balance und 9-to-5

Stress, Erschöpfung und am Ende Burnout: Viele Arbeitnehmer haben Probleme in und mit ihrem Job. Der Grund liegt oft nicht nur in der Belastung, sondern auch im Ausgleich zwischen Berufs- und Privatleben – die sogenannte Work-Life-Balance gerät in Schieflage.

Zudem scheint das klassische Modell des 9-to-5-Jobs überholt, da internationaler Wettbewerbsdruck (Globalisierung) und Effizienzsteigerungen den Druck auf die Arbeitnehmer erhöhen. Doch das muss man nicht so hinnehmen.

Definition: Work-Life-Balance

Der Begriff stammt aus dem Englischen und beschreibt ganz bildlich, um was es geht: Unser Leben ist wie eine Waage, auf deren einen Seite „Work“ (die Arbeit) und auf der anderen Seite „Life“ (das Privatleben) steht. Beides sollte in Balance gehalten werden, damit man im Gleichgewicht ist.

Das Problem beim Begriff Work-Life-Balance (Kurz: WLB) ist, dass die Assoziation aufkommt, dass Arbeit und (Privat-)Leben strikt voneinander getrennt sein müssen. Damit geht einher, dass der Job quasi der Gegenspieler zur Freizeit sei.

Die Vereinbarkeit von Beruf und Familie ist in Deutschland gleichzusetzen mit der geforderten WLB, die gegeben sein sollte, um ein ausgeglichenes Leben zu führen.

Definition: 9-to-5-Job

Zusammen mit der Thematik Work-Life-Balance geht ein anderer Begriff einher: der sogenannte 9-to-5-Job. Dieser steht für einen Beruf, bei dem man 9 Uhr morgens beginnt und um 5 Uhr nachmittags beendet, was dem klassischen Achtstundentag entspricht.

Dahinter steckt eine alte Forderung der Arbeiterbewegung aus dem 19. und 20. Jahrhundert. Sie forderte, dass ein Tag in drei Einheiten von je acht Stunden eingeteilt werden sollte: acht Stunden Schlaf, acht Stunden Arbeit, acht Stunden Freizeit. Zieht man den Schlaf ab, so ergibt sich ein 50/50-Verhältnis von Job und Privatleben – eben die Work-Life-Balance.

WLB: Probleme und Herausforderungen im Berufsleben

Die Forderungen von Arbeitnehmern nach einer Work-Life-Balance bzw. einem Achtstundentag sind verständlich, doch meist nur schwer umsetzbar. Durch die Globalisierung und die Digitalisierung der Wirtschaft (Stichwort: Industrie 4.0) stehen Flexibilität und Effizienz hoch im Kurs.

Das bedeutet unter anderem, dass Berufstätige mobil sein müssen, um ihren Arbeitsplatz zu erreichen, für die Karriere Jobwechsel anstehen und dass bei entsprechender Auftragslage längere Arbeitszeiten und somit Überstunden angesagt sind. Ein 9-to-5-Job mit einem geregelten Feierabend – das ist ein Luxus, den viele Arbeitnehmer nicht kennen. Besonders bei Start-ups, Selbstständigen und Unternehmern gerät so die Work-Life-Balance schnell in Schieflage.

Zudem gibt es immer seltener das klassische Familienmodell, bei dem der Mann als „Ernährer“ fungiert und die Frau bei den Kindern zuhause bleibt. Die Vereinbarkeit von Beruf und Familie bzw. Privatleben müssen beide berufstätige Partner in Einklang bringen, was eine große Herausforderung ist.

Die Folgen der fehlenden Work-Life-Balance

Mehrbelastung und Überstunden, statt 9-to-5 - das scheint in Deutschland Usus zu sein. Laut einer Umfrage empfinden sehr viele Arbeitnehmer den Leistungsdruck in ihrem Job als sehr hoch, sie sind telefonisch immer erreichbar und nehmen ihre Arbeit (auch geistig) mit nach Hause.

Die Folgen: Man hat das Gefühl, die Arbeit fresse einen auf und das Privatleben leidet unter der Arbeitsbelastung.

Die Konsequenzen daraus fallen verschiedenartig aus. Es fehlt zum Beispiel der Ausgleich durch Sport, man leidet unter Schlafdefizit oder rutscht leicht in den „Winterblues“. Es kommt zunehmen Frust auf, der im Büro wie auch in den eigenen vier Wänden zu spüren ist.

Mehr Arbeit führt nicht unbedingt zu mehr Produktivität – oft ist das Gegenteil der Fall: Ineffektives Handeln ist bei einer Überbelastung die Folge. Zudem schlägt sich die fehlende Work-Life-Balance nicht nur auf die Psyche, sondern ebenso auf die physische Verfassung nieder.

Früher oder später führen Leistungsdruck, Überstunden, Stress und eine kaum noch vorhandene Freizeit zu deutlichen körperlichen Symptomen. Diese zeigen sich zum Beispiel in Lustlosigkeit, Niedergeschlagenheit und Erschöpfung. Zieht man nicht die Reißleine, ist ein Burnout die Folge. Die Überbelastung kann ebenso zu einem Herzinfarkt oder Schlaganfall führen.

Vereinbarkeit von Beruf und Familie - so kann's gelingen

Für die fehlende Work-Life-Balance gibt es unterschiedliche Auslöser. Jeder Mensch besitzt individuelle Schwellen, die für ihn überschritten werden können, bis er aus dem Gleichgewicht kommt. 

Der Psychiater Dr. Manfred Lütz ist aber der Meinung man kann Burnout mit einfachen Methoden und der gefühlten Überbelastung vorbeugen.

Hier sind ein paar Beispiele, wie man seine Work-Life-Balance halten kann. 

Arbeitsstunden: Definieren Sie für sich, wie viel Sie arbeiten können und wollen. Ein Achtstundenjob ist zwar üblich, muss es aber nicht sein. Viele Arbeitgeber erwarten nicht nur von ihren Mitarbeitern Flexibilität, sondern geben diese auch gerne zurück. So ist es beispielsweise möglich, seine Wochenstundenzeit zu verringern – vorübergehend oder dauerhaft. Sprechen Sie mit Ihrem Vorgesetzten darüber.

Feierabend und Überstunden: Versuchen Sie soweit wie möglich auf einen geregelten Feierabend zu achten. Überstunden werden zwar gerne gesehen, sollten aber kein Dauerzustand sein - gerade, wenn sie Verpflichtungen wie eine Familie haben.

Schalten Sie ihr Geschäftshandy aus: Der moderne Arbeitnehmer denkt, er müsse immer und überall für die Firma erreichbar sein. Das ist in vielen Fällen ein Trugschluss. Deswegen ist es ratsam, nach der üblichen Arbeitszeit keine Mails mehr zu checken und das Geschäftshandy zur Seite zu legen. Ein positives Beispiel in dieser Richtung ist Volkswagen: 2011 einigten sich der Betriebsrat und der Konzern auf eine Betriebsvereinbarung, wodurch für die Abendzeiten eine Mailsperre verhängt wurde.

Selbstmanagement: Die Ursachen für Stress kommen nicht nur von außen, sondern können auch bei einem selbst gefunden werden. Arbeiten Sie an Ihrem Selbstmanagement, indem sie bewusster und überlegter handeln. Dadurch beseitigt man unter anderem lästige Zeitfresser.

Zudem gilt es zu überdenken, ob die alte Binsenweisheit „Zuerst die Arbeit, dann das Vergnügen“ wirklich Sinn macht. Und etwas Prokrastination kann zwischendurch ebenso ganz schön sein.

Auf die Gesundheit achten: Wenn man unter Druck steht, psychisch wie auch physisch, sollte man auf seinen Körper achten. Zum Beispiel empfiehlt sich vitaminreiche Nahrung und Sport. Letzteres ist auch im Büro in gewissem Maße möglich, indem man zum Beispiel mit kleinen gymnastischen Übungen oder mit Treppensteigen für seine Fitness am Arbeitsplatz sorgt. Für die Gesundheit förderlich sind ebenso ein Powernap und ein richtiger Schlafrhythmus. Und einem „Winterblues“ lässt sich mit einer Lichttherapie entgegenwirken.

Die Freizeit in Einklang bringen: Wer viel arbeitet, möchte entsprechend seine freie Zeit besser nutzen. Dass kann dazu führen, dass das Privatleben ebenso zum Stressfaktor wird und viele „Freizeitfanatiker“ unzufrieden sind.

Wer eine Work-Life-Balance haben will, sollte hierbei besonders an die Jüngsten denken. Gerade als frischgebackener Vater kann es teilweise sehr schwer sein, Familie und Arbeit unter einen Hut zu bringen. 

Konsequenzen ziehen:  Schafft man es nicht, bei seinem jetzigen Arbeitgeber ein zufriedenes Leben zu führen, dann könnte vielleicht unser letzter Ratschlag helfen: Nehmen Sie sich eine Auszeit. Diese kann zeitlich beschränkt sein, indem Sie sich ein Sabbatical gönnen.

Oder sie ziehen eine finale Auszeit als Schlussstrich unter ihre Unzufriedenheit. Das heißt: Suchen Sie sich einen neuen Job, oder Sie wagen einen Neuanfang, indem Sie sich Selbstständig machen.
 

Mehr zum Thema 9 to 5
Frau renoviert Stuhl selbst GettyImages
Selbermachen mag nicht immer effizient sein, aber eins ist klar: Die DIY-Kultur übt auf uns alle eine grosse Anziehung aus. Warum? Weil Machen glücklicher, mächtiger, bewusster, sozialer und meditativer macht. DIY - Do it yourself oder Selbermachen - ist in den letzten Jahren zu einer breiten Bewegung geworden, und das, obwohl doch Vieles gegen das Selbermachen spricht: Wenn wir die Spezialisierung aufgeben, die unsere Vorfahren so hart errungen haben, ist das ein Rückschritt ins dunkle Zeitalter der…

Weiterlesen

Würfel mit Wörtern zu Regeln GettyImagesPlus | iStock
Jeder kennt sie: die Regeln, die einem in der Kindheit und im Berufsleben eingeimpft werden. Und die man nicht zu hinterfragen habe, da sie «schon immer» gegolten hätten. So zum Beispiel «Zuerst die Arbeit, dann das Vergnügen». Warum so eine Regel nicht immer sinnvoll ist und wie man diesen Glaubenssatz abändern kann, zeige ich heute. Es ist wie mit allem im Leben: Auch Glaubenssätze, angelernte Verhaltensregeln und Binsenweisheiten (meist aus der Kindheit) haben eine gute und eine schlechte Seite. Wichtig ist,…

Weiterlesen

Kollegen im Büro kommen sich näher GettyImagesPlus | iStock
Liebe am Arbeitsplatz ist verbreitet, schliesslich wird jede dritte Ehe am Arbeitsplatz geknüpft. So weit so gut. Kompliziert wird’s erst, wenn einer der beiden bereits verheiratet ist. Dauergrinsen und ein allgemein positiver Gemütszustand deutet meist auf verliebte Gefühle hin. Man ist motiviert, schwebt von Drucker zu Kopierer und hat für jeden ein liebes Wort und ein Lächeln parat. Bei jedem gelben Briefchen, das ungeduldig am unteren Rand des Bildschirms blinkt, steigt der Puls. Eifrig wird zurückgeschrieben,…

Weiterlesen

Schwierige Gespräche gut meistern GettyImagesPlus | iStock
Die Chefin hat Spinatreste zwischen den Zähnen, der Kollege schmatzt am Mittagstisch. Was sagt man in solchen Situationen und vor allem wie? [textad]Das Leben ist kein Ponyhof, das wissen wir. Für schwierige Situationen kommt nun aber Hilfe: Sechs Tipps, wie man Heikles mit Kollegen oder Vorgesetzten besprechen kann. 
Tipp 1: Fresse halten Vorab kann man sich immer fragen, warum man sich ab dem Anderen stört. Schmatzt sie wirklich so laut oder höre nur ich das weil ich sie auch sonst nicht so schick finde? Will…

Weiterlesen

VEGAZ-Mehode zum spontanen Präsentieren von Projekten GettyImagesPlus | iStock
Es gibt bekanntlich nur zwei Typen von Situationen: Angenehme und unangenehme. Zu den unangenehmen gehört es, überraschend und unvorbereitet um einen Vortrag gebeten zu werden - zum Beispiel vom Chef in einem Meeting: «Bitte stellen Sie doch mal eben den Stand des Projekts vor.» Jochen Mai hat dafür im Blog 30tausend.de eine gute «Kletterhilfe» gefunden: Fünf Schritte, die schon eine informative und strukturierte Rede ergeben, wenn man sich an ihnen entlang hangelt. Vergangenheit - wie kam das Projekt zustande,…

Weiterlesen

Spiegelneuronen GettyImagesPlus | iStock
Lächle und die Welt lächelt zurück. Das ist ein Sprichwort, dessen Wahrheit die Neurologen inzwischen bewiesen haben. Spiegelneuronen sind wesentlich mitverantwortlich für unser Verhalten. Ein paar Tipps und Gedanken zu Spiegelneuronen und der eigenen Produktivität. Spiegelneuronen werden als Basis der intuitiven Empathie betrachtet. Beobachten wir einen Menschen bei einer Handlung, lösen diese Nervenzellen die gleichen Impulse aus, wie wenn wir selber die Handlung vornehmen würden. Sehr anschaulich erklärt das…

Weiterlesen

John Kotter lehrt an der Harvard Business School
Veränderungen bewirken Widerstände, ob bei Mitarbeitern, im kleinen Team oder auch ganz persönlich. Wer die typischen Probleme bei Veränderungsprozessen kennt, kann sie überwinden. Der Managementexperte John Kotter nennt in seinem Buch "Leading Change" acht Fehler, die in Veränderungsprozessen immer wieder gemacht werden. Sein Werk richtet sich zwar primär an Manager, die organisatorische Veränderungen vorantreiben und begleiten sollen. Seine Einsichten lassen sich aber ebenso gut auf kleine Gruppen übertragen,…

Weiterlesen

Schlagworte zu diesem Artikel

Sie wollen ein Angebot oder die gratis Teststellung für die Unterweisung?

88 E-Learnings zu den Herausforderungen der aktuellen Arbeitswelt