Meetings im Stehen brauchen weniger Zeit und bringen bessere Resultate. Eine Gummi-Ratte hilft ausserdem gegen Vielredner.
Eine Befragung in verschiedenen Unternehmen hat ergeben, dass Angestellte im Schnitt 30% ihrer Arbeitszeit in Meetings verbringen. 60% empfinden diese Sitzungen als unproduktiv und langwierig. In den USA werden deshalb immer mehr Steh-Meetings propagiert. Das scheint auf den ersten Blick etwas ungemütlich (wer will schon zwei Stunden stehen?), hat aber erwiesenermassen Vorteile: Die Sitzungen sind viel schneller vorbei, man kommt rascher zum Ziel.
Idee nicht neu
Die Idee, Sitzungen im Stehen durchzuführen, ist nicht neu. Allen Bluedorn, Professor an der Universität von Missouri, fand heraus, dass bereits während dem Zweiten Weltkrieg Sitzungen im Stehen durchgeführt wurden. In seiner Studie von 1998 bestätigt er, dass Steh-Meetings im Schnitt ein Drittel kürzer sind als wenn man sitzend diskutiert. Und dies ohne die Qualität der Entscheidungen zu beeinträchtigen. Weitere Vorteile: Jeder wird miteinbezogen. Niemand kann sich mehr in seinem Stuhl verkriechen und ungestört den Einkaufszettel schreiben oder Blümchen zeichnen und Buchstaben ausmalen.
Die Methode Agile
Der Trend zu Steh-Meetings wurde von «Agile»-Anwendern wiederentdeckt. Agile ist eine Methode zur effizienten Entwicklung und Umsetzung von Software. Das Manifest wurde im Februar 2001 von 17 Autoren formuliert. Auch die täglichen Steh-Meetings gehören dazu. Jeden Morgen um dieselbe Zeit treffen sich die Mitarbeitenden zu einem kurzen Austausch im Stehen. Alle Mitarbeitenden erzählen, woran sie gestern gearbeitet haben, was heute auf dem Programm steht und ob es Probleme gibt, die zu klären sind. So weiss jedes Teammitglied, wer wo steht und wie das Projekt verläuft. Missverständnisse können schnell und einfach ausgeräumt werden oder entstehen gar nicht erst, da alle auf dem gleichen Wissenstand sind. Laut Aussage der «Agile»-Anwender dauern diese Meetings nicht länger als 15 Minuten, sind jedoch sehr hilfreich.
Singen und Gummiratten werfen
«Agile» hat wirksame Methoden gegen notorische Vielredner oder Verspätungen entwickelt: «Mitarbeiter, die zu spät zur Sitzung erscheinen, müssen zur Strafe ein Lied singen, eine Runde um den Block drehen oder einen kleinen Strafbetrag bezahlen», sagt Mike Cohn, President der Mountain Goat Software. Ich finde singen die beste Methode und würde nur diese Strafe zulassen. Wenn jemand zu lange redet und scheinbar nie zum Punkt kommt, wird mit einer Gummiratte gedroht. Falls derjenige trotz Warnung weiterredet, kommt die Gummiratte geflogen. Auch eine sehr sympathische Erziehungs-Methode. Sitzen dürfen nur schwangere, kranke oder verletzte Personen. Auch Leute, die sich per Skype zuschalten, müssen stehen – da gelten die gleichen Regeln für alle.
Damit nicht alle wild durcheinander reden, sondern schön der Reihe nach zu Wort kommen, könnte man ein Gummitier, nennen wir es «Ralph», von Mitarbeiter zu Mitarbeiter weitergeben. Derjenige, der «Ralph» in den Händen halt, darf sprechen. Der Rest hört zu und wartet auf seinen Einsatz. Nur mal so ein Vorschlag...
Bild: Wikimedia Commons (CC BY 3.0)