Humor ist eine Kompetenz, die uns dabei hilft, unseren Alltag zufriedener, stressresistenter und effizienter zu bewältigen. Ein neues Buch beschreibt Strategien, liefert praktische Übungen und zeigt die Mechanismen dahinter auf.
Wie bitte, Lächeln kann trainiert werden? Was soll denn das heissen, man kann sich bewusst in ein Lachen hineinsteigern und sich Humorkompetenz erarbeiten? Viele sind der Meinung, ein Lächeln sei nur dann echt, wenn es «automatisch» entstehe, durch unsere Gefühle hervorgerufen.
Dabei funktioniert es auch genau umgekehrt: Der körperliche Vorgang des Lächelns beeinflusst unsere Gefühle und Stimmung positiv, erläutern Cornelia Schinzilarz und Charlotte Friedli in ihrem Buch «Humor in Coaching, Beratung und Training» (Verlag Beltz) .
Obwohl sich das Buch hauptsächlich an Coaches und Berater wendet, enthält es auch wertvolle Impulse für Führungspersonen und alle, die regelmässig im Team arbeiten. Der erste Teil liefert eine Fülle als Anregungen und Übungen für die Praxis; erst später lesen wir die theoretischen Grundlagen aus der Lachforschung, welche die beiden Expertinnen für uns zusammengetragen haben.
Lachen ist Sport
Lächeln kann also tatsächlich trainiert werden, und «Lachen ist Sport»! Auch mit dem Vorurteil, Humor und Lachen im Berufsleben wirke unprofessionell, räumen Schinzilarz und Friedli auf. Im Gegenteil: Lachende Menschen werden als kompetenter wahrgenommen, und humorvolle Interventionen, gezielt eingesetzt, können ein wichtiges Führungsinstrument sein.
Nur einige der vielen Vorteile, die es hat, ein «Philogel», also «Freund des Lachens» zu werden:
- Lachen und lächeln setzt Glückshormone frei, weil der Körper Wohlbefinden signalisiert
- Dadurch reduzieren wir Stress
- Lächeln schafft im Team eine angenehme Atmosphäre und ermöglicht es, effizienter und erfolgreicher zusammenzuarbeiten
- Nach ausgiebigem Lachen werden Körper und Geist wacher, die Konzentration erhöht sich
- Lachen hilft, den Kopf freizubekommen und Platz zu schaffen für neue Gedanken und Ideen
- Wer lächelt, erhält meist ein Lächeln zurück, denn die Spiegelhormone bewirken, dass wir das Gegenüber imitieren
- Der verblüffende Effekt von humorvollen Interventionen hilft bei der Auflockerung von starren Denkmustern
All diese Effekte machen letztendlich produktiver; darum habe ich mir vorgenommen, meine Humorkompetenz zu steigern. Einige der Übungen im Buch brauchen eine Weile, bis sie Wirkung zeigen, aber ein spontanes kleines Experiment hat sofort funktioniert:
Bei einem Meeting sass mir neulich ein Kollege gegenüber, der am Vormittag meist etwas sauertöpfisch dreinblickt. Ich forderte ihn auf: «Lächle mal!» Zuerst wirkte er irritiert, aber dann schenkte er uns ein echtes, strahlendes Lächeln, was die Stimmung aller Anwesenden auflockerte und das Meeting viel angenehmer - und, so stellte ich am Schluss fest - auch effizienter machte.
Führungspersonen können bei Sitzungen auch gezielt humorvoll intervenieren, beispielsweise jedesmal dann, wenn jemand in die Selbstdarstellung oder ins Rechthaberische verfällt. Das Buch enthält auch Vorschläge, wie man kreative Kraftausdrücke einsetzen kann, einen Leitfaden für «humorige Gespräche» und und und.
Übrigens: Wenn das einfache freundliche Lächeln keine Wirkung zeigt, dann erweitere Dein Repertoire: schliesslich gibt es da noch das verschmitzte, das aufmunternde, das schiefe, das lockere, das breite oder das verständnisvolle Lächeln.