Mentaltraining kennt man vor allem von Spitzensportlern. Doch warum sollen nicht auch wir unsere mentale Stärke nutzen um unsere Leistungsfähigkeit zu steigern? Ich machte den Praxistest bei einem meiner Workshops.
Mentaltraining hat mich schon seit längerem fasziniert. So richtig befasst habe ich mich bisher aber noch nicht mit dem Thema. Bis vor kurzem, als ich Mentaltrainer Dr. Urs Seiler zum Interview lud. Ich wollte endlich mehr über die mentale Fitness erfahren und wie man dadurch leistungsfähiger und vielleicht sogar ein besserer Mensch (!) wird.
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Um was geht es bei der mentalen Fitness?
Darum, ein stressfreies, entspanntes Leben zu führen und dank der positiven Energie die täglichen Aufgaben mühelos zu erfüllen, also leistungsfähiger zu werden. Dank mentalem Training erreicht man sein Ziel zufriedener und mit weniger Aufwand. Ob im Sport, im Beruf oder im Privatleben – mentales Training kann in jeder Lebenslage angewandt werden:
- Stress reduzieren
- Motivation stärken
- Ziele setzen und erreichen
- Entspannen auf Knopfdruck
- Selbstvertrauen stärken
- Mentale Stärke nutzen
- Intuition gezielt einsetzen
Wie funktioniert mentale Fitness?
Die Methoden sind erstaunlich einfach, teilweise ein bisschen gewöhnungsbedürftig. Während des Gesprächs musste ich öfters ein Grinsen verkneifen. Zum Beispiel, als Dr. Seiler sagte, ich solle mein Ziel einem Laternenpfahl erzählen. Besser wäre natürlich, man würde sein Ziel einem nahestehenden Menschen erzählen, aber zur Not tut’s auch ein Laternenpfahl. Hauptsache man spricht es aus! Denn wenn man sein Ziel jemandem mitteilt, erhöht dies die Chance um 80 Prozent, dass man das Ziel auch erreicht!
Mein Ziel möchte ich mit euch teilen (und ja, ich habe es wirklich einem Laternenpfahl erzählt): «Ich wünschte mir, dass ich bei meinem nächsten Social Media Workshop brilliere und allen Teilnehmenden in bester Erinnerung bleibe». Warum ich mir das wünschte? Weil ich in den letzten paar Workshops jeweils ein bis zwei Störenfriede hatte und dann nicht recht wusste, wie ich darauf reagieren soll. Eine Kritikerin hatte mich zum Beispiel gefragt, ob wir hier bei einer Werbeveranstaltung für Facebook seien. Ich versicherte ihr dann, dass mich Facebook für meine Ausführungen keineswegs bezahle, sprich, ich verteidigte mich. Und dies sei ganz falsch, meint Dr. Seiler. Man soll sich bei Kritik nicht verteidigen, sondern den Kritiker miteinbeziehen.
Thema Stress reduzieren: wie gehe ich mit Störenfrieden um?
- Kritiker ernst nehmen
- Sich nicht verteidigen.
- W-Fragen stellen – was meinen Sie damit?
In meinem Fall lautet die Antwort: «Vielen Dank, dass Sie das so offen ansprechen, ich schätze Ihre Meinung sehr. Was können wir gemeinsam tun, damit es besser wird?» Dabei ist die Betonung auf «wir» sehr wichtig. Die Kritikerin soll merken, dass sie ernst genommen wird und dazu gehört. Auch wichtig, die Benennung der Kritiker. Es sind nicht länger Störenfriede, sondern «Hofnarren» oder «Helfer». Das verleiht dem Ganzen etwas Positives.
Der Spickzettel
Diesen Satz habe ich mir auf den Spickzettel geschrieben - ein weiteres Tool, um die mentale Fitness zu trainieren.
Auf meinem Spickzettel findet sich nicht nur der alles entwaffnende Satz, sondern noch drei weitere Punkte:
- Man stellt sich seine engsten Freunde und Familienmitglieder vor, wie sie im Publikum sitzen und applaudieren. Diese Situation stellte ich mir an zwei aufeinander folgenden Abenden vor dem Workshop-Tag vor.
- Was tun, wenn man den Faden verliert? Ganz einfach, man nutzt die Gedächtnispause um den Ball zurückspielen. Und stellt dem Publikum eine W-Frage. Zum Beispiel: «Wie findet ihr das, was ihr bisher gehört habt?»
- Der gute Auftakt: Auch da könnte man noch vor der Vorstellungsrunde eine Frage zur Auflockerung stellen: Ich fragte: «Wer von uns hat bereits Erfahrung mit sozialen Netzwerken?» Klar, dass die ein oder andere aufstreckte, ich inklusive. Und schon war das Eis gebrochen.
Nun, zum eigentlichen Praxistest. Der Workshop fand vor kurzem statt. Und lief hervorragend. Ich scharte keine Hofnarren um mich, sondern nur gut gelaunte und wissbegierige Frauen. Ich brauchte also weder den Spickzettel noch den alles entwaffnenden Satz. Für mich hat sich die mentale Fitness mehr als gelohnt und ich werde das auch in anderen Situationen anwenden.
In einem weiteren Artikel werde ich noch ein paar andere Methoden vorstellen, die du ganz einfach in den Alltag integrieren kannst.
Artikelbild: Ralph Daily auf flickr.com (CC BY 2.0)