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Statussymbol

Die Herrenuhr als Statussymbol: Mann will zeigen, wie er tickt

Quelle: Fotolia.com © dobryanskii

Als Zeitmessgerät hat das Smartphone die Armbanduhr wohl abgelöst. Wie ist es also zu erklären, dass Herrenuhren wieder beliebter und zunehmend zu Statussymbolen werden? Liegt es am oft teuren Preis und der damit verbundenen Außenwirkung? Ist Mann verzweifelt auf der Suche nach einer Art Schmuck? Oder versuchen Uhrenträger gar über die Armbanduhr ihre Identität und ihren Anspruch an die Außenwelt zu kommunizieren?

Uhren, wie alle Objekte, arbeiten als Bild. Das Bild wird blitzschnell im Gehirn des Sehenden in eine Botschaft übersetzt. Dies geschieht intuitiv, zunächst ohne Nachdenken. Schrift arbeitet auf einer mehr verstandesmäßigen Basis und ist somit zu erst einmal komplizierter. Mit einer Armbanduhr können Männer also schnell kommunizieren: Wer sie sind. Wie reich sie sind. Und wie viel Stil sie besitzen. Somit erzielen Herrenuhren als Statussymbol auf psychologischer Ebene einen direkten Effekt. Der Effekt muss nicht protzig sein. Eine Herrenuhr kann auch durch ihr dezentes Erscheinungsbild eine Botschaft aussenden. In diesem Sinne wäre sie ein Statussymbol, das keines sein will. Doch auch dies wäre eine Botschaft, ein Statussymbol: „Sehr her, ich habe es nicht nötig, mit einer Luxus-Uhr zu prahlen!“

Herrenuhr als Statussymbol: „Man kann nicht nicht kommunizieren!“

Oder mit den Worten von Paul Watzlawick, dem berühmten österreichisch-amerikanischen Kommunikationswissenschaftler: „Man kann nicht nicht kommunizieren!“

Früher trug noch ein jeder Mann eine Armbanduhr. Heute verzichten bereits etwa ein Fünftel der Deutschen auf eine Uhr am Handgelenk. Der Abgesang war oft schon angestimmt – doch seit einigen Jahren erlebt die Armbanduhr gerade bei Männern ein großes Comeback.
So konnte die Schweiz von 2004 bis 2014 ihren Umsatz mit der Ausfuhr von Uhren auf 22 Milliarden Euro etwa verdoppeln. Ein Grund mag sicherlich auch darin liegen, dass sich Männer traditionell schwer tun, modische Accessoires zu finden. Selbst Kettchen, Ringe und Ohrringe sind noch immer im männlichen Teil der Gesellschaft leicht verpönt, zumindest in der Geschäftswelt aber ein Tabu.

Bei der Herrenuhr ist das anders. Sie wird gerne getragen und zwar von allen, jung wie alt. Die Motive sind sehr unterschiedlich, die Motivation aber ist immer dieselbe: Mann will zeigen, wie er tickt. Alternative und Aussteiger suchen sich bewusst ein altes, halbkaputtes Modell oder die Uhr aus dem Kaugummiautomaten aus. Erfolgreiche Anwälte, Bänker und Manager untermauern ihren Status im Kampf der Alpha-Tiere mit Herrenuhren edler Hersteller. Techies und Nerds greifen zur Smartwatch während Sportler, Camper und urbane Jäger und Sammler zur wasserdichten und stoßfesten Outdoor-Herrenuhr tendieren.

Kokettieren mit dem Anti-Status: Einzeigeruhr als Armbanduhr

Für alle genannten ist ihre Herren-Armbanduhr ein Statussymbol. Im allgemeinen Sprachgebrauch hingegen gelten oft nur richtige Luxusuhren als Statussymbol. Luxus beginnt übrigens nach Brancheninsidern bei einem Preis ab 3000 Euro pro Herrenuhr. Die Skala ist natürlich nach oben hin offen.

Neben diesen klassischen Potenz-Verstärkern haben sich, wie bereits angedeutet, auch Uhren eine Nische gesucht, die ebenfalls Status-Symbol sein wollen, dies aber als Anti-Status vermarkten. Die damit kokettieren, eben nicht protzig zu sein, sondern clever. Nicht opulent, sondern zeitlos-modern. Nicht mit Funktionen und Anzeigen überlastet, sondern mit Einfachheit glänzend. Beispielhaft stehen hierfür wohl die Einzeigeruhren von Botta-Design Sie haben nur einen Zeiger und verzichten je nach Modell sogar auf die Unterskalierung in Minuten. Die Botschaft soll heißen: Ich bin Herr über meine Zeit und gehe gelassen mit ihr um. Ein Status-Symbol, das sich als Anti-Status-Symbol tarnt, während Kenner der Uhren-Branche natürlich wissen, dass die Einzeigeruhren hochpreisig und hochqualitativ sind. Dies ist typischerweise Kennzeichen einer Markenbildung, die auf Understatement setzt.

Zudem streifen solche Armbanduhren heute wichtige, weiche Themen. Zeit haben ist ein Luxus geworden, den sich viele nicht mehr leisten können, egal wie reich sie sind. Die Uhr also als Zeit-Status-Symbol nutzen zu können, passt perfekt unsere immer schneller werdende Zeit.

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