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Erfahrungsbericht: Fasten während der Arbeitswoche

Fasten. Bild: Viktor Hanacek bei picjumbo.com

Fasten ist eine extreme Erfahrung, die dem Körper einiges abverlangt. Mit ausreichender Planung lässt es sich aber trotzdem in den Arbeitsalltag integrieren. Ein Erfahrungsbericht.

Dieses Jahr habe ich mir vorgenommen, wieder einmal zu fasten. Ich habe in den letzten Jahren schon zweimal eine Fastenwoche eingelegt und fand dies jeweils eine  positive Erfahrung. Die Beweggründe sind bei mir rationaler Art: Ich will dem Körper die Gelegenheit geben, sich zu reinigen. Weiter ist es eine Frage des Willens und der Disziplin. So geht es auch darum, die Einstellung gegenüber dem Essen wieder einmal zu überdenken.

Dies hier soll keine Grundsatzdiskussion über Sinn und Unsinn von Fasten sein, noch möchte ich über die verschiedenen Formen von Fasten diskutieren. Für mich persönlich muss es radikal sein, das heisst: Eine Woche lang nur Wasser, Kräutertee und am Mittag und am Abend je eine Bouillon. Als ich zum ersten Mal fastete, hatte ich quasi als Backup noch diverse Säfte zuhause, die ich dann aber nie angetastet habe.

Fasten und arbeiten: Geht das?

Ich kann allerdings dem Fasten nichts Spirituelles abgewinnen, entsprechend mache ich weder Yoga noch meditiere ich während der Fastenwoche. Einige berichten auch von einem absoluten Hochgefühl, was bei mir noch nie eingetroffen ist. Entsprechend integriere ich das Fasten in meinen normalen Arbeitsalltag. Dies hat den Vorteil, dass eine gewisse Ablenkung und Routine da ist, die mir das Fasten erleichtert. Würde ich beispielsweise Urlaub mit Fasten kombinieren, würde ich mich wohl ständig nur mit Gedanken rund um Hunger und Essen beschäftigen.

Fasten während der Arbeitswoche braucht definitiv etwas Planung: Zuallererst ist es schwierig, überhaupt eine Woche im Kalender zu finden, wo noch kein Lunch und keine Essenseinladung von Freunden im Kalender stehen. Dass es bei mir gerade die Karwoche traf, war ein Zufall, obwohl es natürlich thematisch sehr gut passt.

Ich empfehle definitiv niemandem, sich zum Essen zu verabreden und dann nur mit Wasser und Tee am Tisch zu sitzen. Aus meiner Erfahrung weiss ich, dass der 2. und 3. Fastentag am härtesten sind, weil ich mich dann energielos fühle, begleitet von Kopfschmerzen durch Koffeinentzug und Dehydration. Entsprechend beginne ich jeweils am Freitag mit Fasten, denn der 1. Fastentag ist problemlos, und der 2. und 3. Fastentag kommen aufs Wochenende zu liegen.

Mein Fasten-Tagebuch

Ein paar Erfahrungen und Tipps aus meiner aktuellen Fastenwoche:

  • 1. Fastentag (Freitag): Vorbereitung und Durchführung eines Workshops; so bin ich den ganzen Tag beschäftigt und kann mich kaum mit dem Rumoren im Bauch beschäftigen. Hart wird es erst, als wir noch zum Aperitif gehen und die anderen Teilnehmer Tapas bestellen.
  • 2. und 3. Fastentag (Samstag/Sonntag): Wie erwartet fühle ich mich etwas schlapp und habe leichte Kopfschmerzen. Da ich aber schon die ganze Woche vorher auf Koffein verzichtet habe, sind die Kopfschmerzen diesmal viel schwächer als sonst. Ein langer Spaziergang an der Sonne wirkt Wunder. Am Sonntagnachmittag liegt sogar eine kleine Runde Golf drin, ohne dass ich schlechter spielen würde als sonst.
  • 4. Fastentag (Montag): Ich habe mir bewusst den Tag freigehalten und keine Termine vereinbart. Da das Frühstück wegfällt, bin ich früher im Büro als gewöhnlich. Da ich auch am Mittag nur kurz eine Bouillon zu mir nehme, arbeite ich schlussendlich 9,5 Stunden ohne Pause durch. Dies war definitiv eine schlechte Idee, und ich fühle mich am Abend völlig ausgelaugt.
  • 5. Fastentag (Dienstag): Das Hungergefühl ist praktisch weg, ich fühle mich wie an einem normalen Arbeitstag. Nach der Erfahrung vom Montag mache ich heute mehr Pausen an der frischen Luft.
  • 6. Fastentag (Mittwoch): Dadurch, dass ich in kein Restaurant gehe bzw. nicht einkaufen, kochen, essen und abwaschen muss, gewinne ich gut 2 Stunden pro Tag. Plötzlich wird einem bewusst, wie viel Zeit normalerweise für das Essen investiert wird. Insbesondere am Mittag und am Abend fällt mir auf, dass mir mehr Zeit zur Verfügung steht.
  • 7. Fastentag (Donnerstag): Das Nicht-Essen hat sich für den Körper als Normalzustand etabliert, wahrscheinlich könnte ich problemlos noch ein paar Tage durchziehen. Am Abend spiele ich wie gewohnt meine Partie Squash, ohne dass ich mich weniger leistungsfähig fühlen würde. Nur das anschliessende Bier fehlt mir.

Meine Tipps für Euch

Wie gesagt könnte ich wohl auch länger als eine Woche fasten, nur will ich dies schlichtweg nicht. Dafür schmeckt mir gutes Essen zu sehr. Aber die Fastenwoche hilft mir, mir bewusst zu werden, wie sehr eigentlich der Alltag und der Zeitplan durch das Essen dominiert werden. Wer nun auch mal eine Fastenwoche einlegen und parallel dazu arbeiten will, dem gebe ich folgende Tipps mit auf den Weg:

  • Gute Planung: Sucht Euch eine Woche aus, wo Ihr noch keine Business-Lunchs und Essenseinladungen habt. Legt die harten Tage 2 und 3 auf das Wochenende.
  • Realistische Vorsätze: Mindestens zu Beginn werdet Ihr weniger Energie haben. Nehmt Euch nicht zu viel vor. Wenn Ihr schlussendlich mehr leisten könnt, umso besser.
  • Viel frische Luft und Sonne: Hört auf Euren Körper, gönnt ihm Erholung. Macht trotzdem eine Mittagspause und geniesst die freie, unverplante Zeit.

Nachbemerkung: Dies ist selbstverständlich keine Anleitung zum Fasten. Wer sich zum Fasten entscheidet, soll sich unbedingt vorher umfassend informieren und bei Fragen oder Problemen den Arzt oder Apotheker kontaktieren.

 

Bild: Viktor Hanacek bei  picjumbo.com

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