Wer kennt es nicht, das schlechte Gewissen, wenn man Fachpublikationen oder Wirtschaftszeitungen stapelweise ungelesen entsorgt? Zu viele Informationen, zu wenig Zeit. Mein Lösungsvorschlag: Intelligentes Lesen. Also nicht alles, sondern nur das Relevante.
Hier möchte ich Euch deshalb meine drei Lieblingspublikationen vorstellen. Drei Zeitschriften, die sicherstellen, dass ich alles Notwendige in den Bereichen Wirtschaft, Management und Führung erfahre. Das Beste daran: Die dünnste Zeitschrift erscheint wöchentlich, die zweite monatlich und die dritte vierteljährlich.
Die Welt im Taschenformat: The Economist
Du hättest am Freitag gerne einen Überblick über die Ereignisse der vergangenen Woche in Wirtschaft, Politik, Kultur, Wissenschaft und Technologie? Dazu Analysen und fundierte Meinungen und Einschätzungen? Das ganze bitte auf knappen 100 Seiten und trotzdem für die ganze Welt?
Dafür steht seit 160 Jahren der britische Economist . Die politische Berichterstattung deckt jede Woche alle Kontinente der Erde ab. Afrika erhält gleich viel Platz wie Asien oder Europa – dabei fällt auf, wie wenig etwa in Schweizer Zeitungen über afrikanische Länder geschrieben wird. Daneben enthält jede Ausgabe umfangreiche und fundierte Artikel zu Märkten, Währungen oder zur Wirtschaftspolitik. Neben Politik und Wirtschaft runden ein Wissenschafts- und ein Kulturteil jede Ausgabe ab.
Der schottische Hutmacher James Wilson hat die Zeitung 1843 gegründet. Heute beträgt die weltweite Auflage eine Million und wird zu über 80 Prozent im Ausland verkauft. Das Blatt ist seit Beginn einer liberalen Tradition verpflichtet, wirtschaftlich wie politisch: Freier Handel, Internationalismus und möglichst wenig Interventionen seitens des Staates. Gesellschaftlich gelten die gleichen liberalen Prinzipien: Konsequent setzt sich der Economist etwa für die Ehe homosexueller Partner oder die Abschaffung der Todesstrafe ein.
Ein Jahresabo des Economist gibt es ab 122 Euro oder 235 CHF, Studenten erhalten eine zusätzliche Ermäßigung.
Tiefer nachdenken: brand eins
brand eins ist der Name eines deutschen Wirtschaftsmagazins, das seit 1999 erscheint. Das attraktiv gemachte Magazin mit rund 150 Seiten erscheint monatlich. brand eins will "das scheinbar Vertraute auseinander nehmen und es neu zusammensetzen". Jede Ausgabe präsentiert ein Schwerpunkt-Thema: Etwa "Nie wieder Vollbeschäftigung", zum "Mythos der Zahlen" oder "Gegessen wird immer – der älteste Markt und was wir von ihm lernen können".
Tatsächlich gelingt es den Blattmachern, altbekannte Themen aus einer anderen Perspektive zu präsentieren. Zur Illustration der Thesen dienen Geschichten erfolgreicher kleiner und mittlerer Unternehmen. Dabei kann es schon mal passieren, dass ein Artikel acht oder zehn Seiten in Anspruch nimmt. Und ganz im Gegensatz zum heute Üblichen ohne Infografiken oder Charts auskommen muss. Dafür ist die Zeitschrift angenehm und lesefreundlich redigiert. Das Textniveau spricht nicht nur Zwölfjährige an, die Autoren verlieren sich trotzdem nicht in epischen Schachtelsätzen. Lohn dieser Lesearbeit sind vielleicht eine Idee, eine Anregung oder ein Anstoß. Und: Die Geschichten von Unternehmen und Unternehmerinnen befriedigen die Neugier nach anderen Menschen. Wenn schon Homestories, dann die aus brand eins.
Das Jahresabonnement der brand eins kostet im Inland 79,80 Euro.
Visionäres aus der Schweiz: GDI Impuls
Auch eine Schweizer Zeitschrift schafft es in meine Top 3: Das vierteljährlich erscheinende GDI Impuls . Herausgeber dieses Wissensmagazins "für Wirtschaft, Gesellschaft und Handel" ist das Gottlieb Duttweiler Institut (GDI) in Rüschlikon, der nach eigenen Angaben älteste unabhängige Think Tank der Schweiz. Die Publikation konzentriert sich auf Entwicklungen, die Management und Handel in den nächsten Jahren beeinflussen können. Die Zeitschrift greift Themen auf, die vielleicht erst in fünf Jahren zu Allgemeinwissen werden. Gleichzeitig bietet das Impuls auch Case Studies und Analysen, etwa zum Erfolg des iPhones oder dem Nutzen von Strategiewerkzeugen im Management.
Als Autorinnen und Autoren fungieren internationale Experten, etwa Bestseller-Autor Malcolm Gladwell (Tipping Point) oder Nicholas Carr. Die Artikel scheinen oft etwas abgehoben – trotzdem geht der konkrete Nutzen für den Leser und die Leserin nicht verloren. Äußerlich kommt GDI Impuls sehr attraktiv und grafisch gut gemacht daher. Ein tolles und anregendes Magazin, dem angesichts der Auflage von 3.000 Exemplaren noch ein paar Leser mehr zu wünschen wären.
Ein Jahresabo des GDI Impuls kostet 120 CHF bzw. 75 Euro.
So, jetzt möchte ich natürlich von Euch wissen, mit welcher Lektüre Ihr Zeit spart? Was sind Eure essentiellen Zeitungen oder Zeitschriften - oder lest Ihr gar alle nur noch RSS-Feeds?