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Konfliktlösung: Ohne Selbsterkenntnis sind die besten Methoden nutzlos

Konflikte sind störend, aber notwendig, um eine langfristig ausgerichtete Entwicklung zu ermöglichen. Eine Lösung ist aber erst dann möglich, wenn wir die Feinde der Konfliktlösung erkennen und in den Griff bekommen. Ich zeige, wo sie uns auflauern und wie wir sie erkennen.

Bücher mit Methoden und Tricks, wie man Konflikte bearbeitet und bewältigt, gibt es unzählige. Daran kann es also nicht liegen, dass Konflikte in hitzige Diskussionen ausarten und uns immer wieder an den Rand der Verzweiflung bringen.

Konflikte sind immer mit Emotionen verbunden, die jeden in seiner persönlichen Sicht auf die Dinge beeinträchtigen. Das enthält Zündstoff und macht es schwer, Konflikte konstruktiv anzugehen und zu lösen. Die Feinde der Konfliktbewältigung sind mächtig.In der Praxis stelle ich immer wieder fest, dass diese Feinde die Lösung eines Konflikts verhindern. Als erstes gilt es deshalb, diese Störenfriede zu erkennen und zu wissen, wo man bei sich selbst den Hebel ansetzen muss. Erst dann können die Methoden der Fachbücher nachhaltigen Erfolg erzielen.

Die 8 stärksten Feinde einer Konfliktbewältigung

 

1) Ich-Fixierung

Ich möchte mich selbst in den Mittelpunkt stellen. Mir geht es nicht um die Sache; ich will in erster Linie zeigen, wie gut ich bin. Das hebt mein Selbstwertgefühl. Ich rede gern und lang, Zuhören ist mir ein Gräuel. Ich erfahre also gar nicht, welche Argumente, welche Sicht die anderen haben.

Achtung: Ein Ausgleich, eine Annäherung an die unterschiedlichen Interessen ist nicht möglich.

2) Angst vor Veränderungen

Für mich sind Ordnung und Übersicht wichtig. Neues, Veränderungen und Unbekanntes sind mir ein Graus, weil sie meine unumstösslichen Strukturen gefährden. Wer immer alles verändern will, macht mir Angst.

Achtung: Wo Bewahrer das Sagen haben, werden keine (reinigenden) Konflikte entstehen.

3) Selektive Wahrnehmung

Von allen Informationen nehme ich nur jene wahr, die mich in meiner Überzeugung bestätigen. Wenn andere argumentieren, höre ich nicht zu, denn ich habe Angst, verunsichert zu werden. Ich will die Realitäten nicht wahrnehmen.

Achtung: Ein Interessenausgleich ist ohne Blick aufs Ganze kaum möglich.

4) Verdrängung

Wenn unangenehme Dinge und Themen zur Sprache kommen wie z.B. die Emotionen zwischen Teammitgliedern, plädiere ich dafür, dass wir sachlich bleiben. Oder ich lenke das Gespräch auf ein anderes Thema.

Achtung: Emotionale Belastungen werden so tabuisiert, eine Konfliktlösung wird von Anfang an verunmöglicht.

5) Projektion

Was mir an mir selber nicht passt, projiziere ich auf andere. Indem ich ihre vermeintlichen Eigenschaften oder sie als Person hasse, verhindere ich ein realistisches Selbstbild.

Achtung: Ohne objektiven Blick auf sich selbst kann man nicht zur Konfliktbewältigung beitragen.

6) Perfektionismus

Ich habe Angst davor, mir Schwächen einzugestehen, nicht perfekt zu sein. Wenn ich etwas nicht verstehe, frage ich nicht nach, um keine Schwäche zu zeigen. Fehler vertusche ich oder streite sie ab.

Achtung: Auf beiden Seiten entsteht Resignation ohne Chance auf eine Konfliktlösung.

7) Konformismus

Wann immer möglich, schliesse ich mich der Gruppenmeinung an, um nicht aufzufallen oder gar abgelehnt zu werden. Ich fühle mich in dieser Rolle wohl. Falls ich überhaupt etwas frage, überlege ich sehr gut, wie meine Frage wohl ankommen wird.

Achtung: Hier werden Konflikte kaum erkannt und aufgedeckt.

8) Konkurrenzdenken

Ich will besser sein als die anderen. Wichtige Informationen behalte ich deshalb für mich und wahre so meinen Vorsprung. Hitzige Diskussionen führe ich mit aller Kraft, nicht um der Sache willen, sondern um zu siegen und meine Meinung durchzusetzen.

Achtung: Die Einseitigkeit verhindert eine Konfliktlösung auf Dauer.

Sobald ich diese acht Störenfriede überprüft und nötigenfalls eliminiert habe, ist der richtige Zeitpunkt gekommen, das Methodenbuch in die Hand zu nehmen und die Konflikte zu lösen.

 

Bild: Heinrich-Böll-Stiftung bei  flickr.com  (CC BY-SA 2.0)

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