Als ehemals starker Raucher habe ich so einige Stunden auf Balkonen und Vorplätzen mit Aschenbechern verbracht. Auch meine bisherigen Arbeitgeber haben mir viele Rauchpausen bezahlt. Zu ihren Ungunsten, denn eigentlich waren diese fünf Minuten ja bezahlte Suchtpausen und trugen wenig zu meiner Produktivität bei.
Klar ist: häufige, kurze Pausen machen produktiver. Aber eben nur, wenn sie frei von Zwängen und Süchten gemacht werden, und mit Bewegung – evtl. an der frischen Luft – verbunden sind.
Rauchpausen sind immer schädlich
Als Raucher begab ich mich immer tiefer in eine Sackgasse. Statt die Arbeit positiv zu unterbrechen, steigerte ich langsam aber stetig mein Nikotinbedürfnis. Erholung war schlussendlich selbst in den Pausen nicht mehr möglich. Ich hatte Stress. Meine Pausengedanken waren:
- Ich rauche noch eine zweite, denn: wer weiss, wie lange die anstehende Sitzung wieder dauern wird.
- Ein Kaffee sollte auch noch drin liegen.
- Auf die Toilette müsste ich ebenfalls.
- Jetzt mach ich schon wieder alleine Rauchpause; ich muss schnell rauchen.
- Wenn ich zurück ins Büro komme, riechen wieder alle, wo ich war.
Immer schneller, immer häufiger
Je süchtiger ich wurde, desto kürzer wurden auch die Arbeitsintervalle zwischen den Glimmstängeln. Ich wurde schneller wieder nervös. Bis kurz vor dem Anzünden konnte ich mich kaum mehr konzentrieren. Das Rauchen war nur die zwischenzeitliche Befreiung vom Verlangen und steigerte keineswegs die Konzentration danach.
Besonders schmerzhaft war diese Erfahrung während des Schreibens meiner Bachelorarbeit: Sobald ich nicht mehr wusste, wie weiter, ging ich eine rauchen und verlor noch mehr Zeit. Viele meiner Kommilitonen wollten mir das Gegenteil glaubhaft machen: Sie könnten durch die Rauchpausen kurz abschalten, andere Gedanken und Reize ins Hirn lassen und danach wieder produktiver weitermachen. Auch wenn das teilweise glaubwürdig erschien - ich glaube immer weniger daran.
Im Kopf Ursache und Wirkung verdreht
Warum nicht? Solche Pausen bringen nichts, sie schaden. Oder glauben die Verfechter der Rauchpausen etwa, Kohlenmonoxid, Kohlendioxid, Arsen und Blausäure eignen sich zur Produktivitätssteigerung? Niederländische Forscher konnten belegen, dass sich Rauchen negativ auf die Hirnleistung auswirkt. Und zwar selbst dann, wenn man während der kurzen Unterbrechung gerne raucht (was bei mir nicht der Fall war).
Wer als Raucher produktiver werden möchte, soll sich mal überlegen, wie viel Zeit er verraucht und welchen zusätzlichen Schaden er obendrein in Kauf nimmt. Mit dem Rauchen aufhören ist auf jeden Fall produktivitätssteigernd.
Ich bin seit 1½ Jahren rauchfrei und entspannter als je in meinem vorhergehenden Raucherleben.
Welche Erfahrungen habt Ihr mit Rauchen und Produktivität gemacht?