Es gibt gute Gründe, keine Kinder haben zu wollen: Sie bedeuten schlaflose Nächte, überstrapazierte Nerven und das Ende des selbstbestimmten und unabhängigen Lebens. Doch stimmt es wirklich, dass Kinder einen so stark beanspruchen, dass man kaum mehr Zeit für etwas anderes hat? Dass man weniger produktiv wird? Kommt darauf an, wie man sich auf den Rhythmus der Kinder einlässt. Drei einfache Tipps helfen Vätern, neben der Kinderbetreuung produktiv zu bleiben.
Als noch relativ unerfahrener Vater bereits Ratschläge zu erteilen, ist eigentlich frech, ich gebe es zu. Ich tue es dennoch. Mir ist nämlich aufgefallen, dass ich in der ersten Phase nach der Geburt recht produktiv geblieben bin. Ich habe weiterhin für meinen persönlichen Blog und imgriff.com geschrieben, im Büro wichtige und grössere Aufträge schnell erledigt und habe trotzdem noch Energiereserven.
Dass dies für den betreuenden Elternteil – in den ersten Monaten der Stillzeit ist das die Frau – nicht im gleichen Umfang gelten kann, ist mir bewusst. Die folgenden drei Tipps haben mir geholfen.
1. Sich nach dem Rhythmus des Kindes richten
Von meiner Frau weiss ich, dass die Stillzeit eine grosse Belastung der Zeit- und Energiereserven darstellt. Ständig muss sie sich nach dem Schlaf-Wach-Rhythmus und den Bedürfnissen des Babys richten und kommt so kaum zur Ruhe. Haushalt und Freizeit haben auch fast keinen Platz.
Das hat aber auch den Vorteil, dass man sich automatisch alles möglichst einfach macht: Viel Rohkost, Brot, Früchte, Käse und gekochte Eier ersetzen das Kochen von komplizierten Rezepten. Nur das Nötigste an Putzarbeiten und Haushaltsarbeiten wird erledigt.
Ihr Tipp: Sich maximal einen Termin pro Tag einplanen und bei Übermüdung und Erschöpfung andere Mütter, Familienmitglieder und Freunde bitten, mal ein bis zwei Stunden zu übernehmen.
Anders als bei meiner Frau hat es bei mir eine Weile gedauert, bis ich gelernt habe, nicht nur stur nach meinem Arbeits- und Schlafrhythmus weiter zu leben. Wir haben ein Baby, das in den ersten drei Monaten viel geschrien hat. In der Nacht ging es meistens gut, doch wenn das Baby auch dann schrie, wechselten meine Frau und ich uns ab. In der Zeit, in der sie das Baby beruhigte, schrieb ich oft ein paar Zeilen, um meine Sinne kurz abzulenken und wieder Energie für weitere Schreimomente zu holen.
Den Schlaf hole ich meist am Wochenende nach. Am Morgen nach einer anstrengenden Nacht fahre ich jeweils schon sehr früh zur Arbeit. Wach bin ich sowieso und so aufgerieben, dass ich nicht mehr schlafen kann. Positiver Effekt: Frühmorgens wird man noch kaum gestört, kann mit Tempo vorwärts machen ohne Mails und Telefonate. Am Nachmittag kann man dann früher nach Hause, wenn nicht noch Termine anstehen.
2. Viel an die frische Luft
Wenn ich nachmittags um halb 5 zuhause ankomme, nehme ich meiner Frau den Kleinen ab und nehme in ins Tragetuch. So kann meine Frau ein wenig schlafen und ich auf der kurzen Tour draussen den Einkauf fürs Abendessen erledigen und Leergut entsorgen. Auf dem Fussmarsch schläft das Baby ein und ich kann mir ein paar Gedanken machen, welche privaten Dinge ich noch zu erledigen habe.
Abendspaziergänge und Zeit an der frischen Luft beruhigen nicht nur das Kind, sondern unterbrechen auch die Gedanken an die Arbeit. Automatisch wechsle ich in den «Vatermodus» und geniesse es, wenn ich die Atmung meines Kindes an der Brust spüre.
Gemeinsame Zeit mit dem Kind ist eine vielfach unterschätzte Energiequelle.
3. Selbst wieder wie ein Kind denken
Not macht erfinderisch. Kinder zu haben macht zudem kreativ. Auch wenn mein kleiner Sohn noch nicht sprechen kann, so schaue ich ihn doch oft an und überlege mir, was er wohl denkt, wenn er von einer Sache so fasziniert scheint. Spielende Kinder, bin ich überzeugt, regen die Kreativität ihrer Eltern an. Sie teilen ihre Verwunderung mit und lassen durch ihre Fragen alltägliche Dinge aus einem ganz anderen Blickwinkel erscheinen.
Es macht kreativ, sich von dieser unvoreingenommenen und noch nicht von gesellschaftlichen Regeln und Denkweisen vernebelten Sichtweise inspirieren zu lassen. Kreativ bedeutet oft auch produktiv: beispielsweise kreiert man neue, bessere, schnellere Arbeitsprozesse, bessere Tools oder auch einfach nur Ideen, die es wert sind, weiterverfolgt zu werden.
Bild: Dan Harrelson bei flickr.com (CC BY 2.0)