LED vs. Glühlampe
LED-Lampen sparen Strom? "Im Prinzip ja" - in der Praxis leider oft nicht, weil die Hersteller die Motivation des Kunden, mit dem Erwerb künftig Strom zu sparen, regelmäßigst sabotieren und ins genaue Gegenteil verkehren. Dagegen hilft leider auch kein Fachwissen, wie der Kauf einer IKEA-LED-Stehleuchte zeigt.
Mit der guten alten Glühlampe war es einfach: Eine Lampe, ein Schalter. Strom an, Lampe an - Strom aus, Lampe aus. Doch die Glühlampe ist in der EU auf dem Rückzug: Sie ist zu heiß. Nur maximal 5% der elektrischen Energie werden in ihr zu Licht, der Rest zu Wärme. Energiesparlampen sind in Wohnräumen keine Alternative - ihr Licht ist unangenehm, sie brauchen lange, um hell zu werden, und sie verteilen Quecksilberdämpfe , wenn sie zerbrechen.
Hoher Leerlaufverbrauch
LEDs sind da die Lösung - denkt man. Doch da taucht ein weiteres Problem auf: Der gute, alte Netzschalter ist nämlich ebenso wie die schon erwähnte ebenfalls gute, alte Glühlampe nicht mehr gefragt! Moderne Leuchten sind wie Fernseher, Stereoanlagen und Videorekorder sehr oft immer am Netz, Tag und Nacht, immer in Bereitschaft!
Lediglich nach dem Transformator, der die Netzspannung auf Niederspannung zum Betrieb der LED herabsetzt, wird abgeschaltet. Das Netzteil selbst läuft dagegen durch - 24 Stunden am Tag, 365 Tage im Jahr.
Der Leerlaufverbrauch liegt dabei je nach Bauweise zwischen 0,05 Watt und über 5 Watt - klassische Transformatornetzteile liegen im oberen Bereich und brummen. Sie sind auch in vielen Tisch-Halogenlampen - wenn man Glück hat, ist der Netzschalter vor dem Transformator, wenn man Pech hat, dahinter: Dann stört die Nachttischlampe den Schlaf auch ausgeschaltet.
Aus Designgründen werden die Netzteile allerdings immer öfter in einen dicken "Netzklops" ausgelagert. Der stört nicht nur ungemein in Mehrfachsteckdosen und blockiert dort gleich mehrere Ausgänge - er wird auch heiß, weil er eben Tag & Nacht sinnlos Strom verbrät - zwei Atomkraftwerke werden in Deutschland allein dafür benötigt, diesen Standby-Verbrauch zu decken.
Deshalb war es klar, dass ich, nachdem ich schon zuvor bei Aldi mit einer angeblich Energie sparenden Schreibtischleuchte reingefallen war, deren "Netzklops" größer war als das Leuchtmittel, genau so etwas nicht mehr wollte.
Die Jansjö Stehleuchte von IKEA
Kein Problem: Die IKEA Jansjö Stehleuchte hat einen großen Fuß und einen grossen Netzschalter. So scheint es. Kein "Netzklops". Dafür mit EUR 49,99 allerdings einen stolzen Preis. Aber wenn "aus" wirklich "aus" ist... Zudem ist der Lichtstrahl angenehm fokussiert. Meine Partnerin liest gerne vor dem Einschlafen, dafür schien die Lampe gut geeignet.
Doch zuhause gab es beim Auspacken eine böse Überraschung: Nicht nur, dass die Lampe online nur EUR 29,99 kostet - im IKEA Brunnthal dagegen EUR 49,99! Nein, sie arbeitet doch mit einem ständig am Netz hängenden Dauernetzteil! Im Laden war dieses Netzteil mit den Steckdosen hinter einer Blende verborgen, die böse Überraschung kam erst beim IKEA-typischen Zusammenbauen. Zurückbringen lohnte sich jedoch nicht, bei 80 km Entfernung zum IKEA kam man dort nicht so schnell wieder hin und hätte mit Zeit und Benzin dann auch 50 € verbraucht.
Immerhin ist der "Netzklops" ungewöhnlich klein und blockiert so keine weiteren Ausgänge einer Mehrfachsteckdose. er benötigt auch weniger als 0,5 Watt ausgeschaltet, eingeschaltet etwa 4 Watt. Das heißt aber auch, der Stromverbrauch der Lampe wird in einem normalen Haushalt eher durch den überflüssigen Standby-Betrieb bestimmt als durch den eigentlichen Gebrauch. Zudem ist ein Tag & Nacht durchlaufendes Netzteil ein unnötiges Sicherheitsrisiko.
Völlig kurios dann die Steckverbindung zwischen Netzklops und Leuchte: Ein DIN-Lautsprecherstecker! Zugegeben in heutigen HiFi-Anlagen nicht mehr so oft zu finden, doch noch häufig in Kompaktanlagen und an Autoradios. Wenn da nun jemand seine Lautsprecher anschließt, was geht zuerst kaputt - Netzteil oder Lautsprecher? Oder umgekehrt, was passiert, wenn jemand seine IKEA-Leuchte am Verstärker anschliesst statt am Netzteil?
IKEA war übrigens in knapp zwei Monaten nicht imstande, unsere Fragen zu beantworten, obwohl sich die deutsche Pressestelle bemühte:
Sehr geehrter Herr Roth,
wir haben Ihre Anfrage an die Produktentwicklung in Schweden gegeben und warten auf Rückmeldung. Ich würde Sie darum bitten, sich mit der Veröffentlichung zu gedulden, bis wir Ihnen die Antworten zugeschickt haben.
Vielen Dank im voraus.
Herzliche Grüße
Eine Preisfrage ist der fehlende Netzschalter übrigens nicht. Eine für nur 5 Euro ebenfalls bei Ikea verkaufte Halogenleuchte - inklusive Original-Osram-Kaltspiegel-Halogenlampe - hat ihn. Muss sie auch, denn diese Halogenleuchte hat keinen Transformator, sie wird direkt mit 230 Volt betrieben. Das mag eingeschaltet zwar ein paar Prozent weniger effektiv sein als eine 12-V-Halogenlampe mit Transformator, ausgeschaltet ist es aber unschlagbar. Und ausgeschaltet sind Leuchten nun mal die längste Zeit des Tages.